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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0680
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Gelnhausen

d-d HochzeitsO 1563/1565:
Ordnung eines erbarn rhats alhie zu Geylnhausenn, die
hochtzeitt belangenndt
[1565: Ordnung eines erbarn rads alhie zu Geilnhausen, die
handschleg [=Verlobungen], hochzeit, doppenbreudt und kin-
derthauff belangen, erneuert uff donnerstags nach Martini
anno etc. 65]
Es hatt ein erbar rhatt dieser statt Geilnhausenn itzo etlich
zeitt her wurcklichenn befunden, das durch denn uberflußi-
genn uncosten, so auf den hochzeitten durch die menig der
geladenenn hochzeittleuth, auch grose ubermas der hochzeit-
lichenn geschenck, ufgehett, nicht allein mancher armer, der
uber sein vermögen kosten ufwenndt, in schadenn, verlust,
auch etwa inn schulden unnd anderen unrhatt dardurch ge-
furt, sonder auch andre mitburger durch auffkauffen desje-
nigen, so man zu solchenn hochzeiten unnutzlich zumall ver-
schwenndet und außöset [=schröpft, plündert, FWb 2,
Sp. 1205], etwa mangel leidenn mußen, dardurch verteue-
rung der teglichen notturften an eßennspeiß, auch heußlicher
narung und versaumnus der arbeith und hanthirung und ne-
bent grosem unordentlichem wesenn zerruttung guter bur-
gerlichenn sittenn ervolgt, das zubesorgen, wo diesem vonn
tag zu tag wachssendem unrhatt und unordnungen nicht mit
zeitigem rhatt furkommen, gewheret und gesteuert, es moch-
te zuletzt nicht allein innsonderheitt manchem burger sampt
seinen haußgenoßen, sonder auch dem gemeinen nutzen yhe
mehr unnd groser nachtheil und beschwerden daraus begeg-
nen, derohalben und solchs, wie obstett, so vil muglich zu-
verhuten, so thut ein erbar rhatt hiermit ernstlich gepieten
unnd will, das hinfuro alle und ide burger, inwoner, under-
thanen und verwanten von man und weibspersonen denn
hernachgeschriebnen eines ersamen rhats ordnungen und sta-
tuten bei vermeidung schwerer straffen getreulich unnd ge-
horsamlich geleben unnd darwieder keinswegs handlen sol-
len.
Vonn denn handtschlegen
Zu denn handschlegenn kunfftiger eheleudt sollen des unn-
derns nicht uber ein tisch vol weiber unnd jungfrauen oder
magdt zu einer suppen unnd gebratens geladen und khein
seitenspill oder dantz gehaltenn, daneben die manspersonen
unnd jungen gesellenn, so vil der sein, dem breutgam uf sein
zunfft nachvolgenn und uf den abendt zunacht niemandts
[1565: mogen des breudtgams und braudt althern, auch bru-
dere und schwester und sonst niemannds auß den verwanten,
vil weniger onverwanthe, es seien dan frembde, außlandische
persone, so bey dem handtschlag gewesen] beruffenn oder
geladenn werdenn, bei straff, sovil personen daruber zum
handtstreich zum undern oder nachteßenn geladenn [,,zum
handtstreich ... geladenn“ fehlt 1565] fur ide ein gulden ei-
nem erbarn rhatt zuverbussen. [1565: zuverbussen. Es soll
auch des andern tags niemands beruffen werden noch fur sich
selbst kommen oder erscheinen bey straff funff gulden].
Von gewießer antzall der hochtzeitleuth
Erstlich soll hinfurter keiner, so fur sich oder seine kinder
hochzeitt haltenn will, uber vierzig [1565: funffzig] personen
darzu beruffen und ladenn, sonndern es solle die gantze ver-
samlung der geladenen hochzeitleuth durchaus an verwanten
und onverwanten man und weib, jungen gesellen [1565: (auß-
geschieden der zu tisch dienende jungen gesellen)] und jung-
frauen vierzig [1565: funffzig] personen oder darunder sein

unnd diese bestimpte unnd erlaubte anzall der vierzig [1565:
funffzig] personen nicht uberschritten werden bei straff ze-
henn gulden.
Were es aber sach, das zwei zur ehe griffenn, die da irem
stand nach oder sonst aus ehehafften beweglichen ursachen
mehr alß vierzig [1565: funffzig] personen zuladen begertenn,
die sollen solichs bei vermeidung obberurter straff fur sich
selbst one besonndre erlaubnus unnd bewilligung des rhats
zuthun nicht macht habenn. Doch solle inen hiermit unbe-
nomen sein, bei einem erbarn rhatt mit vermeldung bewe-
genter ursachen anzusuchen und hierauf eins bescheidts, ob
nach erwegung der furgewenten ursachenn irer bitt disfals
stattgegebenn oder dieselbige abgeschlagen, zu gewartenn
unnd alßdann dem gegebnen bescheidt in allewege gehorsam-
lich nachzukomen. Es sollen auch hinfuro zu denn hochzei-
tenn die suppenn morgents wiederumb wie von alters gege-
ben werden.
Von hochzeitt predigtenn unnd
insegung der neuen eheleudt
Der breutgam und die braudt, so nach christlicher loblicher
gewonheitt inen und dem heiligenn ehestand zu ehren ein
hochzeitlich predigt gehalten haben wollen, damit sie und
anndre von diesem stand christlichen underricht, auch des
gemeinen gebets umb gottliche gnad, wolfart und segen in
der versamlung theillhafft gemacht werden, sollenn sich de-
rowegen zu rechter zeit bei dem prediger anzeigenn und vor
oder baldt nach gehaltener hochzeit sich gegenn dem predi-
ger zum wenigsten mitt verehrung eins halben guldens
danckbar erweisen, desgleichen zur insegung ein halben gul-
denn, Gott unnd dem kirchenndiennst zu ehren unnd gepur-
licher reverenntz, unnd den schulmeistern zwen schreckenn-
berger onnbeschwert gebenn unnd bezalenn, auch denn
schulern wie vonn alters ein sup sampt etlichenn leublin
[brot] unnd ein halb virtel weins.
Vonn hochzeytlichenn geschencken unnd vereherungen
Denn gesiptenn freunden und verwanten, desgleichenn den
frembden und außlendischenn, sie seien verwant oder onver-
wandt, wird disfals keinn mas gegebenn, sondern ist inen
freigestelt, nach irem guten willen und wolgefallen, wie hoch
und vill sie wollen, braut und breutgam zubegaben und zu-
verehren unnd zu schencken.
Da aber nebent denn gesipten und verwanten sonst einiger
burger oder [1565: oder burgerin und] inwoner zu einer hoch-
zeit geladenn wurde, der dem breutgam oder der braudt
nicht verwandt, wil und gebeut ein erbar rhatt ernstlich, das
aus dennselbigenn ein pfar [!] ehevolcks uber drei ortt [=Vier-
tel] eins guldens unnd also uber achtzehen schilling nicht
schenncken soll. Wer solchs uberfure unnd eins erbarn rhats
gebott disfals uberdrette, der soll einem erbarn rhatt mit
funff gulden, unableßig zubezalenn, verfallen sein.
So sollen auch die onverwanten jungen gesellen ider nicht
uber acht schilling und ein onverwante jungfraw oder magdt
nicht uber ein schreckenberger schenckenn bei straff eins gul-
dens.
Des dritten tags soll gar kein seitenspill oder tantz gehalten,
auch außerhalb der nechsten freunde, alß des breutgams oder
der braut eltern, bruder und schwester sampt den personen,
so bei werender hochzeitt zu tisch gedienett, auch sonst der
kuchenn und kellers gewart und bemuhet gewesenn, nie-

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