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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Contr.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0027
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 682)

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Interpretation Wir wissen nicht, in welchem Zusammenhang Euripides be-
züglich seiner in der Komödie auch anderswo kritisierten Wortwahl erwähnt
wird, speziell aber auf das Bild der Geschraubtheit seiner Diktion rekurriert
Aristophanes an zwei weiteren Stellen: in Ar. Ran. 774-5 (οί δ’ άκροώμενοι /
των αντιλογιών και λυγισμών και στροφών), in dessen Scholion unser
Fragment herangezogen wird (vgl. hier oben, Zitatkontext), gehören die
στροφαί (,Drehungen“), zusammen mit Kontroversen und Windungen - alles
in allem, betrügerisches Geschwätz - zu den Eigenschaften, die Euripides bei
den verschiedenen Verbrechern im Hades beliebt machten (zur agonistischen
Dimension der letzen beiden Begriffe vgl. Campagner 2001, 300-1; vgl. auch
Eup. fr. 369 Ζυγίζεται καί συστρέφει τον αυχένα, mit Olson 2014, z. St.); in
Ar. Ran. 892-4 (αιθήρ έμόν βόσκημα καί γλώττης στρόφιγξ / καί ξύνεσι καί
μυκτήρες όσφραντήριοι, / όρθώς μ’ έλέγχειν ών αν άπτωμαι λόγων) ruft
Euripides selbst u. a. die Türangel der Zunge als inspirierendes göttliches
Wesen an, das ihm im Agon gegen Aischylos helfen soll, wobei auch hier ein
Derivat von στρέφεiv wie στρόφιγξ eine rhetorisch-argumentative Versatilität
evoziert, welche zur sophistisch angehauchten Manier des Euripides in der
komischen Karikatur paßt (vgl. auch Nub. 792 από γάρ όλοϋμαι μή μαθών
γλωττοστροφεΐν, gesagt von Strepsiades; zu dieser Art der Euripides-Ver-
spottung bei Aristophanes vgl. Beta 2004, 220-2 und Gil 2013).
στρεψίμαλλος Das nur hier bezeugte und wohl ad hoc kreierte Kom-
positum von στρέφειν (,drehen“, ,wenden“, ,biegen“) und μαλλός (,Zotte“,
,Wollflocke‘) kann einzig mit verdrehter Wollflocke heißen (und nicht die
Wollflocke drehend - so hingegen etwa Frisk GEW, s.v. στρέφω, der es überdies
als ,krauswollig“ wiedergibt - bzw. von der Wollflocke gedreht) und gehört
zu einer speziellen Kategorie von Komposita, bei denen das verbale Vorder-
glied passiv, das nominale Hinterglied aber kein Agent ist, sondern durch
das Verbalglied charakterisiert wird (so Tribulato 2015, 114. 284, die auch
στρεψίκερως ,mit gebogenen Hörnern“ dazu zählt).
Analoge Formationen in der Komödie, mit στρεψο- von στρέφειν im über-
tragenen Sinn (die eigentliche Bedeutung sonst in Iheop. fr. 55 [Stratiötides] έγώ
γάρ (αν) κώθωνος έκ στρεή/αύχενος / πίοιμι τον τράχηλον άνακεκλασμένη;),
sind στρε-ψοδικεϊν ,die Justiz (zum eigenen Vorteil) verdrehen“ in Ar. Nub.
434 (άλλ’ δσ’ έμαυτώ στρεψοδικήσαι καί τούς χρήστας διολισθεϊν, mit
Dover 1968, ζ. St.: „Probably not chosen or coined solely to fit Strepsiades’
name“) sowie das auf der Grundlage dieses Verbs erweiterte Kompositum in
Av. 1468 (πίκραν τάχ’ οψει στρεψοδικοπανουργίαν, mit Dunbar 1995, z. St.:
,,‘Lawsuit-twisting-villainy’ adds a third element to στρεψοδικήσαι of Nu.
434“); ein ähnliches Bild, bezogen auf eine sophistisch trainierte, betrügeri-
sche Zungenfertigkeit, ist im Subst. στρόφις Verdreher“ zu erkennen, das in
 
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