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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Contr.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0055
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. *692)

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Epithetons mit Sieg vgl. etwa Sim. epigr. 27,4 = Anth. Pal. VI 213,4 εΰδόξου
Νίκας αγλαόν άρμ’ έπέβης, Pind. Ρ. 6,17 λόγοισι θνατών εϋδοξον άρματι
νίκαν). Dies ergäbe freilich eine wohl überlegte Sequenz von λύραν bis νόμον
(Subst., Apposition, Epitheton / Verb / Epitheton, Epitheton, Subst.), wo vor
dem Verb das Instrument, nach diesem das Genre entsprechend - man möchte
meinen in kitharodischer Manier - gewürdigt werden; zumal für das Verb
τιταίνειν auch eine Konstruktion apo koinou (mit Lyra und Nomos) vorstellbar
wäre (dann am besten ohne Interpunktion; vgl. hier unten, zum Wort).
τιταίνει - ψίθυρον Eine ähnliche Junktur findet sich, ausgerechnet in
einem poetologischen Kontext, sonst nur in Nonn. 131 (εί φυτόν αίθύσσοιτο
νόθον ψιθύρισμα τιταίνων), bezogen auf Proteus, dem Nonnos im program-
matischen Pröomium der Dionysiaka in seiner Versatilität nacheifert (vgl.
Shorrock 2001, 21: „If he become a quivering tree and tune a counterfeit
whispering“).
τιταίνει Das Verb τιταίνειν, ein Derivat mit Intensivreduplikation von
τείνειν, läßt sich hier unschwer auf den nomos beziehen (vgl. Kassel-Austin
z. St.: „si λύραν τιταίνειν iungitur, deest verbum quod regat νόμον (nisi forte
de ‘appositione ad sententiam’ cogitare licet)“, unter Verweis für die Junktur
τιταίνει νόμον auf Aesch. Pers. 575, Eur. Med. 201, Tim. PMG 791,220, wo das
äquivalente τείνειν verschiedene Begriffe zum Objekt hat, welche als Ausdruck
der Stimme mit dem nomos vergleichbar sind); doch findet sich das bereits
homerische τιταίνειν (v.a. auf Bögen und Streitwagen bezogen) auch mit ei-
nem Saiteninstrument gepaart, etwa in Orph. Arg. 251 (αύτάρ εγώ φόρμιγγα
τιτηνάμενος μετά χερσί), 1274 (εί μή εγώ φόρμιγγα τιτηνάμενος παλάμησι)
und Nonn. XLII 253 (βάρβιτα χειρί τίταινε).
ψίθυρον ευήθη νόμον Als Subst. steht das wohl onomatopoetische ψίθυ-
ρος (vgl. Tichy 1983, 202) für Verleumder in Ar. fr. 172 [Gerytades] (ψίθυρός τ’
έκαλοΰ καί ψωμοκόλαξ; vgl. auch Pind. Ρ. 2,75 οία ψιθύρων παλάμαις έπετ’
αίεί βροτώ und wohl Bacchyl. fr. 3,6-7 Sn.-Μ. ]απατ[η]ς και ψίθυ[ρος] / [.. .
,έπ]ίορκος, mit Dolfi 2010,141-2), als Adj. für verleumderisch (Soph. Ai. 148-9
τοιούσδε λόγους ψιθύρους πλάσσων / εις ώτα φέρει πάσιν Όδυσσεύς); das
Verb lautet ψιθυρίζειν ,flüstern', ,wispern' (vgl. Frisk GEW, s.v.: „Daneben,
anscheinend als Grundwort (*ψιθυρός), aber wenigstens z. T. als Rückbildung,
ψίθυρος m. (mit oppositioneller Barytonese)“).
Auf den nomos bezogen kann allerdings das Adj. ψίθυρος schwerlich den
pejorativen Sinn von verleumderisch haben, zumal kombiniert mit εύήθης -
ganz gleichgültig, ob im positiven Sinn von schlicht (vgl. Classen 1959, 86-7)
oder im negativen von simpel, naiv (vgl. Pellegrino 2015, z. St.): Verleumdung
nämlich paßt ebenso wenig zur Einfachheit wie zur Naivität, wohingegen der
ursprüngliche (onomapoetische) Sinn von Flüstern sich auf die leisen Töne
 
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