Incertarum fabularum fragmenta (fr. 696)
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In Athen, epit. I 22a (φασί δέ καί ότι οί αρχαίοι ποιηταί, Θέσπις [Thesp.
TrGF 1 Τ 11], Πρατίνας [Pratin. TrGF 4 Τ 3], {Κρατίνος,} Φρύνιχος [Phryn.
TrGF 3 Τ 17], όρχησταί εκαλούντο διά τό μή μόνον τα εαυτών δράματα άνα-
φέρειν εις όρχησιν τού χορού, άλλα καί έξω των ιδίων ποιημάτων διδάσκειν
τούς βουλομένους όρχεΐσθαι) werden Innovationen auf demselben Gebiet
auch früheren Tragikern zugewiesen (vgl. Wehrli 19692, 86: „Viele Tanzformen
erfunden zu haben, wird auch Phrynichos nachgerühmt [...], und von Thespis,
Pratinas und Phrynichos scheint der nicht ganz klare Text bei Athenaios 22a
zu meinen, sie hätten ihre Chöre selbst einstudiert. Es ist darum fraglich, ob
Chfamaileon] wirklich behauptete, Aischylos habe dies als erster, statt bloß
mit besonderem Erfolg getan“; die Bezeugung zu Phrynichos in Plut. Quaest.
conv. 732f = Phryn. TrGF 3 T 13 besteht außerdem lediglich aus einem ihm
vom Zitatträger fälschlicherweise zugeschriebenen, wohl hellenistischen
Distichon: σχήματα δ’ δρχησις τόσα μοι πόρεν, όσσ’ ένί πόντω / κύματα
ποιείται χείματι νύξ όλοή; vgl. Wilamowitz 1921, 465 Α. 1).
Innovationen in der tragischen Kunst werden Aischylos ebenfalls in Vit.
Aesch. 2 = Aesch. test. 1,3-5 R. (mit Zitat von Ar. Ran. 1004-5) zuerkannt. Die
vorausgehende Nachricht bei Athenaios (die nicht auf Chamaileon zurückgeht;
vgl. Wehrli 19692, 86), die Hierophanten hätten sich bei den Initiationsriten
der eleusinischen Mysterien in der Pracht ihrer Kostüme von Aischylos in-
spirieren lassen, gab Anlaß zu Spekulationen über eine Zugehörigkeit des aus
Eleusis stammenden Aischylos zu diesem Demeterkult: dem scheint allerdings
durch die Bezeugung in Aristot. EN 1111a 8 = Aesch. test. 93a R. widerspro-
chen zu werden, derzufolge er - wegen Verbreitung geheimer Mysterien vor
Gericht gezogen - sich mit Unkenntnis ihres geheimen Charakters verteidigt
haben soll.
Textgestalt Das von Kaibel in Kassel-Austin z. St. vorgeschlagene πολλά
τοιαυτί τηδί κάκεί καί δεϋρο („τοιαυτί i.e. qualia ipse poeta in eis quae antece-
debant descripserat“; so auch Degani 2010, 95 mit A. 262) scheint nicht hinrei-
chend begründet zu sein: das hierfür angeführte Ar. Av. 423/4-5 (ώς σά πάντα
καί τό τήδε καί τό κεισε καί τό δεύρο προσβιβά λέγων) läßt sich allerdings
nur schwer als Parallele heranziehen (vgl. Dunbar 1995, z.St.: „The common
combination of τό (έ-)κεΐσε and τό δεύρο, ‘what lies in that direction and in
this’, ‘on every side’, is here augmented by τό τήδε, ‘what is in these parts’“);
die vermeintliche prosodische Anomalie bei unterschiedlicher Silbenmessung
der beiden τοιαυτί darf in jedem Fall nicht als Grund für eine Textveränderung
genannt werden (vgl. Hopkinson 1982). Bei seiner Restitution des Fragments
in 4anA druckt Meineke 1814, 10 σχηματίσαντες (statt -ας), ohne Erklärung:
aber der Akk. paßt zu der Tatsache, daß der Sprecher den Phrygern beim
Tanzen zuschaute.
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In Athen, epit. I 22a (φασί δέ καί ότι οί αρχαίοι ποιηταί, Θέσπις [Thesp.
TrGF 1 Τ 11], Πρατίνας [Pratin. TrGF 4 Τ 3], {Κρατίνος,} Φρύνιχος [Phryn.
TrGF 3 Τ 17], όρχησταί εκαλούντο διά τό μή μόνον τα εαυτών δράματα άνα-
φέρειν εις όρχησιν τού χορού, άλλα καί έξω των ιδίων ποιημάτων διδάσκειν
τούς βουλομένους όρχεΐσθαι) werden Innovationen auf demselben Gebiet
auch früheren Tragikern zugewiesen (vgl. Wehrli 19692, 86: „Viele Tanzformen
erfunden zu haben, wird auch Phrynichos nachgerühmt [...], und von Thespis,
Pratinas und Phrynichos scheint der nicht ganz klare Text bei Athenaios 22a
zu meinen, sie hätten ihre Chöre selbst einstudiert. Es ist darum fraglich, ob
Chfamaileon] wirklich behauptete, Aischylos habe dies als erster, statt bloß
mit besonderem Erfolg getan“; die Bezeugung zu Phrynichos in Plut. Quaest.
conv. 732f = Phryn. TrGF 3 T 13 besteht außerdem lediglich aus einem ihm
vom Zitatträger fälschlicherweise zugeschriebenen, wohl hellenistischen
Distichon: σχήματα δ’ δρχησις τόσα μοι πόρεν, όσσ’ ένί πόντω / κύματα
ποιείται χείματι νύξ όλοή; vgl. Wilamowitz 1921, 465 Α. 1).
Innovationen in der tragischen Kunst werden Aischylos ebenfalls in Vit.
Aesch. 2 = Aesch. test. 1,3-5 R. (mit Zitat von Ar. Ran. 1004-5) zuerkannt. Die
vorausgehende Nachricht bei Athenaios (die nicht auf Chamaileon zurückgeht;
vgl. Wehrli 19692, 86), die Hierophanten hätten sich bei den Initiationsriten
der eleusinischen Mysterien in der Pracht ihrer Kostüme von Aischylos in-
spirieren lassen, gab Anlaß zu Spekulationen über eine Zugehörigkeit des aus
Eleusis stammenden Aischylos zu diesem Demeterkult: dem scheint allerdings
durch die Bezeugung in Aristot. EN 1111a 8 = Aesch. test. 93a R. widerspro-
chen zu werden, derzufolge er - wegen Verbreitung geheimer Mysterien vor
Gericht gezogen - sich mit Unkenntnis ihres geheimen Charakters verteidigt
haben soll.
Textgestalt Das von Kaibel in Kassel-Austin z. St. vorgeschlagene πολλά
τοιαυτί τηδί κάκεί καί δεϋρο („τοιαυτί i.e. qualia ipse poeta in eis quae antece-
debant descripserat“; so auch Degani 2010, 95 mit A. 262) scheint nicht hinrei-
chend begründet zu sein: das hierfür angeführte Ar. Av. 423/4-5 (ώς σά πάντα
καί τό τήδε καί τό κεισε καί τό δεύρο προσβιβά λέγων) läßt sich allerdings
nur schwer als Parallele heranziehen (vgl. Dunbar 1995, z.St.: „The common
combination of τό (έ-)κεΐσε and τό δεύρο, ‘what lies in that direction and in
this’, ‘on every side’, is here augmented by τό τήδε, ‘what is in these parts’“);
die vermeintliche prosodische Anomalie bei unterschiedlicher Silbenmessung
der beiden τοιαυτί darf in jedem Fall nicht als Grund für eine Textveränderung
genannt werden (vgl. Hopkinson 1982). Bei seiner Restitution des Fragments
in 4anA druckt Meineke 1814, 10 σχηματίσαντες (statt -ας), ohne Erklärung:
aber der Akk. paßt zu der Tatsache, daß der Sprecher den Phrygern beim
Tanzen zuschaute.