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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Mitarb.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0087
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 705)

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2013, zu Telecl. fr. 70 liegt ein Wortspiel mit δελφύς ,Vulva' ~ Δελφοί auf
der Hand; vgl. L. Citelli in Canfora 2001, zu Athen. IV 173cd), und zwar in
einem Exkurs über Delier und Delphier im Rahmen einer Diskussion bezüg-
lich verschiedener Kategorien von Personen, die mit einem Gastmahl zu tun
haben (IV 170d-174a; zu einer vergleichbaren Kritik an den Deliern im hierfür
angeführten Crit. fr. 3,8 [Philopragmön] vgl. hier unten, Interpretation; die
καρύκη bzw. καρύκκη war eine lydische Brühe aus Blut und Gewürzen).
Bei Eustathios wird das Fragment im Rahmen einer kurzen Diskussion von
Komposita mit -πολος erwähnt (ausgehend von άμφίπολος in Hom. ζ 209),
wobei für πρόπολος direkt vor dem Fragment auf Ar. Plut. 668-70 (ώς δε τούς
λύχνους άποσβέσας / ήμΐν παρήγγειλεν καθεύδειν τού θεού / ό πρόπολος,
wo πρόπολος von einem Asklepios-Priester gesagt ist) hingewiesen wird.
Interpretation Vielleicht ein Gebet - vom Chor gesungen in dem Apollon
angeredet wird, insbes. in seiner genuinen Funktion bei rituellen Tieropfern
im Apollonheiligtum zu Delphi: der Gott wird als derjenige angerufen, der
die rituellen Messer schleift und seine Diener bzw. Helfer selbst in diesem
offenbar komplexen Verfahren unterweist, wobei speziell an die mageiroi zu
denken ist, die das Opfer unter Aufsicht des hiereus konkret ausführten (zum
Opferritual zu Delphi und der Rolle des mageiros vgl. Bruit 1984, 351-5 und
Garcia Soler 2011, mit weiterer Eit.; zu Apollon in dieser Rolle - bezeugt ist
sogar ein Epitheton Mageirios auf Zypern; vgl. SEG XXIII 622 - vgl. auch
Sfyroeras 2009, 505 mit A. 14; zur lit., epigraphischen und archäologischen
Evidenz über die Opferriten für Apollon vgl. ThesCRA I 2.a 70-3).
Die leicht ironische Pointe des Fragments, wenn es denn eine gibt, liegt
wohl in der etwas karikierenden Darstellung des Gottes in der Ausübung prak-
tischer Fertigkeiten wie dem Messerwetzen oder der direkten Unterweisung
und Weitergabe dieser Tätigkeit bei den Delphiern (vgl. Kurke 2011, 74 mit A.
55), wobei dies keineswegs als Zeichen der Respektlosigkeit aufzufassen ist,
da der Spott sich (laut Zitatträger) gegen die Delphier, nicht indes gegen den
Gott richtet (vgl. Pickard-Cambridge 1944, 20).
Die unmittelbare Involvierung der delphischen Bevölkerung in die Opfer-
riten ist bereits in h.Apoll. 535-7 (δεξιτερή μάλ’ έκαστος εχων έν χειρί μά-
χαιραν / σφάζειν αίεί μήλα· τα δ’ άφθονα πάντα παρέσται, / οσσα έμοί κ’
άγάγωσι περικλυτά φΰλ’ ανθρώπων) bezeugt, wo der Gott den Delphiern
seinen Schutz verspricht, solange sie weiterhin, mit dem Messer in der Hand,
ihre Opfer darbringen (vgl. zuletzt McInerney 2015,116-7). Auf die damit ver-
bundene Gefräßigkeit der Delphier, welche zwar nicht, wie hingegen im ersten
der beiden Achaios-Fragmente (vgl. hier oben, Zitatkontext) im Mittelpukt von
Aristophanes’ Fragment zu stehen scheint, wird auch in Callim. fr. 191,26-8
Pf. (ώπολλον, ώ|νδρες, ώς | παρ’ αίπόλω μυιαι / ή σφήκες | έκ γής ή άπ|ό
 
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