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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Contr.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0218
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214

Aristophanes

Zitatkontext Im Zavordensis findet sich das Lemma, das in der lexikogra-
phischen Tradition isoliert steht, zwischen άρκής (Phot, α 2830) und άρκυς
(α 2832) korrekt alphabetisch eingeordnet (es folgen weitere mit άρκυς ,Netz“
zusammenhängende Begriffe wie άρκύ{σ}τατα und άρκύωρος, jeweils a 2833.
2834; vgl. hier unten, Textgestalt); Aristophanes’ Name ist am Rande mit zwei
Punkten oberhalb zu lesen, während das βροχίσας des Interpretamentums
(für das überlieferte βροχήσας von Theodoridis 1982 restituiert) mit einem
Punkt versehen ist.
Textgestalt Für das unter Umständen korrupte άρκύσας wurde άρκυωρή-
σας konjiziert (vgl. Theodoridis 1982, z.St.: „vix sanum“), ein Part. Aor. des
im klass. Griechisch seltenen άρκυωρεϊν (wörtl. auf die Fangnetze achtgeben-,
denominal von άρκύωρος, das als Lemma in Phot, α 2834 erscheint), welches
wiederum (als άρκ-) in der übertragenen Bedeutung von ,aufpassen“ in Eup.
fr. 339 (σύ δέ τά καλώδια / ταϋθ’ άρκυώρει ,aber auf diese Schoten / paßt du
auf!) belegt ist.
Interpretation Das von den Editoren für korrupt erklärte Part. Aor. eines
unbezeugten *άρκύειν - als denominales Verb von άρκυς ,Fangnetz“ - wäre
an sich alles andere als unvorstellbar (nach έλκύσαι geprägt?): eine vermut-
liche Bedeutung ,ins Netz fangen“ erschiene zumindest mit βροχίζειν des
Interpretamentum grundsätzlich kompatibel, da sich βρόχος (,Schlinge“,
,Strick“, ,Masche“), woher dieses erst spät bezeugte Verb stammt, sowohl im
eigentlichen (z. B. Xen. Cyneg. 2,5) als auch metaphorischen Sinn (Eur. HF
729-30 βρόχοισι δ’ άρκύων κεκλήσεται / ξιφηφόροισι) auf Netzmaschen be-
ziehen läßt. Diese Option dürfte mithin nicht für ausgeschlossen gelten und
sollte dem konjizierten άρκυωρήσας sogar vorzuziehen sein, welches sich in
der erforderlichen Bedeutung von auf die Fangnetze aufpassen (vgl. hier oben,
Textgestalt und Olson 2014, zu Eup. fr. 339) mit βροχίσας schlecht vereinbaren
ließe; hinzu kommt, daß άρκύσας alphabetisch korrekt gesetzt ist, während
άρκύωρος erst danach folgt (vgl. hier oben, Zitatkontext).
Sollte άρκυς, in welcher Form auch immer, im Wort zu erkennen sei, könn-
te der Kontext eine Jagd (vgl. etwa Ar. Lys. 789-90 έλαγοθήρει / πλεξάμενος
άρκυς, für die Hasenjagd), vielleicht auch ein Fischfang (δίκτυον ist aber das
eigentliche Fischernetz) gewesen sei, doch wäre jeglicher metaphorischer
Gebrauch ebenfalls denkbar (vgl. Dicaeog. TrGF 52 F lb,l όταν δ’ έρωτος
ένδεθώμεν άρκυσιν).
 
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