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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0102
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Aristophanes

gesetzt, dass es in dem Stück um den Besuch eines alten und kranken Mannes
im Heiligtum des Amphiaraos in Oropos geht (so schon Bergk ap. Meineke
II.2 (1840) 949-53, und ebenso fast alle späteren Diskussionen des Stücks),
der dabei wahrscheinlich von seiner Frau begleitet wird (so schon Bergk ap.
Meineke II.2 (1840) 951). Stärker spekulativ und durch die Fragmente nicht
direkt gestützt sind verschiedene Versuche, eine politische Thematik des
Stücks zu bestimmen (Süvern 1827, 58-9, Dindorf 1829, 72, Cobet 1840, 42,
Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 952 und Gil 1989, 53 denken an die Verspottung
des Aberglaubens der Athener vor der Sizilischen Expedition, wobei Süvern
und Cobet besonders an Nikias denken;13 nach Bergk steht der alte Mann
dagegen für den athenischen Demos insgesamt14). In der späteren Forschung
verschiebt sich der Schwerpunkt von diesen nicht weiter beweisbaren oder
widerlegbaren Spekulationen mehr zu der Frage, worin die Krankheit des
alten Mannes besteht, die durch den Besuch des Amphiareions geheilt wird
(oder werden soll); vgl. dazu unten S. 100-1. Dabei denkt man besonders an
das bei Aristophanes auch sonst häufige Motiv einer Verjüngung des komi-
schen Helden (vgl. Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 952, Kock I (1880) 396, Kaibel
1895b, 979,52-9, Murray 1933, 138-9, Schmid 1946, 194-5, Lesky 1957/58,
414, Mastromarco 1994a, 65-6, Alvoni 1995, 101, Zimmermann 2011, 775,
Pellegrino 2015, 47). Zu einem Überblick über frühere Interpretationen und
Rekonstruktionsversuche vgl. den Anhang S. 550-3.
Im einzelnen lassen sich (mit unterschiedlichem Grad an Wahrscheinlich-
keit) noch die folgenden Elemente des Inhalts des Amphiaraos erschließen (zu
Einzelheiten vgl. jeweils die Diskussion der Fragmente):
1. Das Stück behandelte (wie zahlreiche Fragmente nahelegen, vgl.
besonders fr. 17. 18. 20. 21. 22. 23. 24. 27. 28. 29) wahrscheinlich nicht
den Mythos von Amphiaraos,15 sondern einen Besuch in dessen Heilig-

13 Ebenso Gilbert 1877, 147.
14 Ebenso Murray 1933, 138-9.
15 So Bentley 1825, 286 = Bentley 1842, 291 und Süvern 1827, 58-9 (der vermutet, dass
damit zugleich auf die Sizilische Expedition und Nikias’ δεισιδαιμονία Bezug ge-
nommen wurde). Gegen einen Bezug auf den Mythos argumentieren schon Dindorf
1829, 72, Ritter 1830, 794 und Bergk ap. Meineke II.2 950 (der allerdings einen
Bezug auf Nikias’ δεισιδαιμονία ebenfalls für wahrscheinlich hält, vgl. 951-2). Eine
Parodie der gleichnamigen Tragödie des Karkinos vermutet Rostagni 1927b, 66 (=
Rostagni 1945, 98), mit dem Hinweis: „le commedie ehe portano per titulo nomi di
eroi sono in generale parodie di tragedie omonime“. Rostagni vermutet zudem, dass
Aristoteles die Nachricht von dem dramaturgischen Fehler des Karkinos bei einem
Auftritt des Amphiaraos (Arist. Poet. 1455a26-27) aus einer Komödie, vielleicht
 
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