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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0104
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Aristophanes

Oropos.22 Zwar kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass der Besuch
beim Amphiareion nur (wie der beim Heiligtum des Asklepios in Aristophanes’
Plutos) in einem Bericht referiert wurde, doch spielte dieser Besuch im
Amphiaraos sicherlich eine weit größere Rolle als im Plutos. Andererseits
ergibt sich daraus aber noch nicht, dass die gesamte Handlung des Stücks am
Amphiareion spielte. Für eine größere Zahl von Fragmenten (z. B. fr. 17. 18.
22. 23. 24. 25. 26) stellt sich somit die Frage, ob man sie sich im Amphiareion
oder vor dem Haus des komischen Helden in Athen (bzw. seinem attischen
Heimatdemos) vorzustellen hat.
4. Die Person, die mit Hilfe des Amphiaraos geheilt werden soll, ist wahr-
scheinlich ein alter Mann (vgl. fr. 29,2 άνδρός πρεσβύτου); damit passt er
auch in das typische Profil eines komischen Helden bei Aristophanes (und
vgl. besonders auch Philokleon in den Wespen, der in diesem Stück von seiner
Richterleidenschaft geheilt werden soll). Wenn er der Sprecher von fr. 27 ist,
dann stammt er aus dem Demos Λαμπτραι ύπένερθεν.
5. Einige Fragmente deuten darauf, dass in dem Stück auch die Frau dieses
alten Mannes eine Rolle spielte; vgl. fr. 17,1 γύναι, fr. 22 έπιβαλοΰσ’, und
daneben auch fr. 29 (wo diese Frau vielleicht direkt angesprochen wird) und fr.
19 τον άνδρ’ (= „ihren (oder meinen) Mann“?). Allgemein wird angenommen,
dass sie ihren Mann auch zum Amphiareion begeleitet (vgl. fr. 17). Die Frau des
alten Mannes könnte in mehreren Fragmenten die Sprecherin sein (besonders
fr. 23, 26, und vielleicht auch 28). Unklar ist dagegen, ob der Dual νων in fr.
18,1 (wenn der alte Mann hier der Sprecher ist) seine Frau einschließt (ebenso
gut könnte man z. B. an eine Hetäre denken).
6. Worin die Krankheit des Alten bestand, ist nicht völlig klar: Die Be-
handlung in fr. 29 (und vgl. auch fr. 37 άναφλάν) deutet besonders auf Impo-

22 So die überwiegende Mehrzahl der Forscher (anders Ritter 1830, 794, der an ein
Amphiaraosheiligtum im attischen Ort Harma auf dem Parnes denkt). Vgl. Frazer
1898, 31: „On the other hand, in his lost play Amphiaraus, exhibited in 414 B.C.,
Aristophanes appears to have ridiculed a superstitious man who consulted the Ora-
cle of Amphiaraus, and this must have been the oracle at Oropus, for no Athenian
could have consulted an oracle at Thebes in 414 B.C., when the Peloponnesian war
was raging“ und Vicaire 1979, 42. Körte 1893, 256 Anm. 1 nennt auch fr. 34 ακραιφ-
νές ϋδωρ als Hinweis darauf, dass es in dem Stück um das Amphiareion in Oropos
ging (dessen Quellen auch sonst mehrfach erwähnt werden; vgl. den Kommentar
ad l.), und nicht etwa ein (erst später bezeugtes) Amphiareion in Athen. Vielleicht
war der Amphiaraoskult um 414 v. Chr. für die Athener vergleichsweise neu (was
auch das Interesse des Aristophanes erklären könnte), vgl. Krauskopf 1981, 692
(„Aristophanes schrieb eine Komödie Amphiaraos, die von dem damals aufblühen-
den Kur- und Orakelbetrieb in Oropos handelte“) und Verbanck-Pierard 2000, 318.
 
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