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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0106
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102

Aristophanes

9. Die weit verbreitete Annahme, dass es in dem Stück zu einer Verjüngung
des alten Mannes kam, ist plausibel, kann aber aus den Fragmenten nicht
sicher erschlossen werden29 (nicht aussagekräftig ist das häufiger in diesem
Zusammenhang genannte fr. 33, vgl. ad L). Die in fr. 29 geforderte, mit se-
xueller Stimulation verbundene, Behandlung passt allerdings gut zu einer
solchen Annahme,30 und die Verjüngung alter Männer ist ein auch sonst bei
Aristophanes weit verbreitetes Motiv (vgl. Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 952-3,
Richardson 1933, 67-9, Schmid 1946, 195 Anm. 2), das besonders im Geras
(„Das Alter“) eine zentrale Rolle in der Handlung gespielt haben könnte (vgl.
besonders den Zitatkontext von fr. 129).31 Vgl. auch zu Nr. 11.
10. Direkt auf die Behandlung und Heilung des alten Mannes scheint sich
fr. 29 zu beziehen. Das Fragment ist als Orakel oder Zauberspruch interpretiert
worden; vielleicht noch besser zum erhaltenen Wortlaut passt die Annahme,
dass es sich hier um eine (vielleicht von einem φαρμοκοπώλης stammende)
mit magischen Elementen verbundene medizinische Anweisung handelt (die,
wenn Amphiaraos - wie fr. 28 nahelegt - in dem Stück als eine Art φαρμα-
κοπώλης verspottet wurde, gut von dem Heilgott selbst stammen könnte);
vgl. unten zu fr. 29, Interpretation. Ein Teil eines Rezepts für ein Heilmittel
könnte fr. 22 sein.
11. Es gibt einige (wenn auch im einzelnen unsichere) Hinweise darauf,
dass die Heilung (und wohl auch Verjüngung) des alten Mannes nicht nur
positive Konsequenzen hatte und zu neuen Konflikten führte (vergleichbar
ist das Verhalten des Philokleon am Ende der Wespen, und das der verjüngten
alten Männer im Geras, fr. 129 [und vgl. auch fr. 135 und fr. 148]). So könnte
die wiedergewonnene Jugend des alten Mannes das Interesse von ehebre-
cherischen Frauen geweckt haben (vgl. fr. 25, und vielleicht auch fr. 18). Die
Beschimpfung des Amphiaraos in fr. 28 könnte auch mit den Folgen der
Heilung motiviert sein (etwa wenn hier die Frau des geheilten Alten spricht),
und in fr. 26 beschimpft die Frau vielleicht direkt ihren Mann (als Folge seiner
neuen erotischen Eskapaden?). Vgl. zu diesen Möglichkeiten besonders Bothe
1844b, 17-9. Vielleicht verschmäht der alte Mann nun auch die φακή, die ihm
seine Frau kocht (vgl. fr. 23), was wiederum mit dem Fleisch Zusammenhängen
könnte, das er von anderer Seite erhält (vgl. fr. 25, und vielleicht auch fr. 36).
12. Ob die Heilung des alten Mannes in dem Stück tatsächlich durch
Amphiaraos bewirkt wurde, wird in Frage gestellt von Bergk ap. Meineke II.2

29 Skeptisch Gil 1989, 53.
30 Vgl. Mastromarco 1994a, 66 und Alvoni 1995, 103.
31 Zu möglichen Parallelen zwischen Geras und Amphiaraos vgl. Schmid 1946, 195
mit Anm. 14.
 
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