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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0259
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Άνάγυρος (fr. 45)

255

von der Überlieferung. Blaydes 1885, 26 schlägt dagegen ήν μή παραμυθή μ’
vor (vgl. unten zur Interpretation).
Zur Orthographie der zweiten Person Singular Medium (eher παραμυθή
als παραμυθεΐ) vgl. z. B. Lautensach 1896, 23-4, Meisterhans / Schwyzer 1900,
165, West 1998, xlii.
Interpretation Ein auf den ersten Blick gut verständlicher, aber doch rätsel-
hafter Vers, für den sich (insbesondere mit παραμυθή in der 2. Person im
Indikativ Präsens) nicht leicht eine passende Gesprächssituation finden lässt
(die Schwierigkeit verdeutlicht nicht zuletzt auch Kocks Vorschlag παραμυ-
θοΰμ’, vgl. oben zur Textgestalt). Denkbar wäre vielleicht, dass der Sprecher
hier betont, dass der Gesprächspartner ihn tatsächlich regelmäßig mit όψάρια
besänftigt (vgl. den Beginn von Ar. fr. 654, εί μή Προμηθεύς είμι).* 99 Einen
futurischen Ausdruck würde man dagegen erwarten, wenn es sich um eine
Drohung handelt (Ar. Eq. 68 εί μή μ’ άναπείσετ’, άποθανεΐσθε τήμερον), und
auch wenn hier eine allgemeine oder in die Zukunft gerichtete Bedingung
genannt wird, würde man eher ήν μή παραμυθή μ’ (so Blaydes 1885, 26) er-
warten (vgl. auch, mit έκάστοτε, Ar. Av. 1439-41 ούκ άκήκοας, / όταν λέγωσιν
οί πατέρες έκάστοτε / των μειράκιων έν τοΐσι κουρείοις ταδί), oder ζ. Β. mit
Iterativ der Vergangenheit oder Potentialis παραμυθοϊ’,100 oder mit Irrealis
παρεμυθοϋ μ’.
Ganz unsicher sind die Versuche einer genaueren Kontextualisierung
in der Handlung, von denen bisher keiner die Probleme der Formulierung
überzeugend löst.101 Kocks παραμυθούμ’ bleibt eine interessante Möglichkeit,
wobei sich dann allerdings hier z. B. auch der alte Mann über seinen Sohn oder
über seine Frau oder Konkubine beklagen könnte. Auch ein Bezug auf den
Daimon Anagyros, der ständig durch Opfergaben besänftigt werden muss,
wäre denkbar.

59 Zu Bedingungssätzen mit εί und Indikativ Präsens bei Aristophanes vgl. Stelter
2004, 350-4.
100 Vgl. Clem. Alex. Ecl. Proph. 11,1 οί πρεσβύτεροι σφόδρα ήχθοντο, εί μή τιπάσχοιεν
κατά τό σώμα έκάστοτε.
101 Nach Bothe 1844b, 21. 22 geht es um Gaben, die die Stiefmutter (nach Art von
Ehebrecherinnen, vgl. fr. 25) ihrem Stiefsohn schickt (aber warum muss sie diesen
regelmäßig besänftigen?). Dagegen bezieht Schmid 1946 mit Anm. 1 das Fragment
offenbar auf den verwöhnten jungen Mann und sein Verhältnis zu seinem Vater,
während Kaibel ap. Kassel/ Austin, PCG III.2 (1984) 54 vermutet, dass die hier ge-
nannten όψάρια identisch sind mit denen, die sich die Stiefmutter in fr. 53 wünscht
(und selbst wenn das nicht der Fall ist, könnte doch auch hier die Stiefmutter die
Sprecherin sein).
 
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