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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0332
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328

Aristophanes

1998, 280) ist der Dichter, die Badenden das Publikum (ganz ähnlich stellen
sich Komödiendichter in der Parabase häufiger auch als Köche dar, die ihr
Publikum bewirten, vgl. mit Belegen und weiterer Literatur Orth 2014a (FrC
9.2) 472 ad Metag. fr. 15,2). Hinzu kommt noch, dass (wie Luppe 1971, 98-9)
zeigt, das Bild in fr. 590,5-9 noch besser auf die Wiederholung eigener Motive
durch dieselben Komödiendichter passt als auf die Übernahme von Motiven
anderer. Vgl. auch Imperio 2004, 51-2.
Wenn man annimmt, dass dieselbe Thematik mit ähnlicher Metaphorik
auch (vielleicht in der zweiten Parabase) in fr. 59 aufgegriffen wurde, dann
stellt sich nicht zuletzt die Frage, wer hier das Subjekt zu παραλοΰσθαι ist. An
die plagiierenden Dichter denkt Gil 1989, 60, der παραλοΰσθαι plausibel als
„im Anschluss baden“ (d. h. unter Verwendung des schon von anderen benutz-
ten Badewassers) interpretiert und vermutet, dass hier Plagiatoren aufgefor-
dert werden, nachdem sie das alte Badewasser eines Rivalen verwendet haben,
nicht auch noch die Schwämme mitzunehmen (die Wendung „Benutze das
Badewasser der anderen, aber lass die Schwämme liegen“ stehe sprichwört-
lich dafür, die Großzügigkeit der anderen nicht im Übermaß auszunutzen250),
und Imperio 2004, 104, die an eine an Eupolis gerichtete Ermahnung denkt
(„Aristofane ... intimava al rivale ‘di non seguitare a servirsi della spugna’, os-
sia, fuor di metafora, lo ammoniva a smettere di approfittare dell’inventiva del
suo rivale nella composizione delle sue commedia“).251 Analog zu fr. 590,5-9
wird man aber auch hier die Badenden eher mit dem Publikum identifizieren
(was auch besser zu πάντας) passt. Der Vers könnte dann als Warnung inter-
pretiert werden, was für Konsequenzen sich für das Publikum ergeben, wenn
es zulässt, dass Plagiatoren im komischen Agon Erfolg haben: Es wird dann
gezwungen sein, immer nur in altem, abgestandenem Wasser zu baden (also
immer wieder dasselbe zu sehen bekommen), und zudem noch auf Elemente
des Badeluxus wie Schwämme (d. h. wohl, besondere Feinheiten neuer und
origineller Komödien) verzichten. Das würde gerade auch gut in eine zweite
Parabase passen (vgl. Ar. Αν. 1102-17, wo geschildert wird, welche Vorteile das
Publikum erwarten, wenn es den Vögeln den ersten Preis zuerkennt).
Der wichtigste Vorteil einer Interpretation von fr. 59 als Plagiatvorwurf
ist sicherlich, dass in diesem Fall fr. 58 und 59, die aufgrund des Metrums
mit großer Wahrscheinlichkeit derselben Passage der Komödie zugewiesen

250 Allerdings fügt Gil dabei einen Gegensatz zwischen παραλοΰσθαι und τούς σπόγ-
γους έάν ein, der durch καί im Text kaum ausgedrückt werden kann.
251 Gegen einen Bezug auf Eupolis allein, aber auch gegen einen Bezug auf einige
wenige Dichter, spricht allerdings πάντας.
 
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