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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0337
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Ανάγυρος (fr. 60)

333

bezieht; in welcher genauen Form das Sprichwort bei Aristophanes stand,
bleibt dagegen unklar (vgl. zur Textgestalt).
Textgestalt In der überlieferten Form passt das Lemma in einen anapästi-
schen, nicht aber in einen iambischen oder trochäischen Vers. Allerdings kann
aus dem Suda-Eintrag ohnehin nicht geschlossen werden, dass Aristophanes
das Sprichwort genau in der im Lemma angegebenen Form verwendete, und
schon eine Umstellung zu φώρες Άργεΐοι oder die Einfügung einer Partikel
zwischen Άργεΐοι und φώρες würde genügen, um die Wendung auch in einem
Trimeter unterzubringen.
Interpretation Wenn die Erklärung des Sprichworts im Zitatkontext richtig
ist, dann braucht sich das Fragment weder auf Argeier260 noch auf Diebe261 zu
beziehen (wobei aber andererseits ein solcher Bezug auch nicht ausgeschlos-
sen werden kann), sondern könnte einfach (in beliebigem Zusammenhang)
Menschen bezeichnen, deren Schlechtigkeit offenkundig und allen bekannt
ist.262
φώρ (Hippon. fr. 3a,2. 117*,8 W.2, Hdt. 2,121ß,2, etc., Sophr. fr. 1, Plat. Resp.
334a, Leg. 874b, Dem. 35,28. 53) ist ein älteres, schon im klassischen Attisch
weitgehend durch κλώψ und besonders das allein schon bei Aristophanes lOmal

260 Entsprechend unsicher ist die (für seine Datierung verwendete) Vermutung von
Muhl 1881,48, dass hier auch der (durch die Kriegssituation motivierte) „Haß gegen
die Argiver“ eine Rolle spielt. Vgl. auch das Sprichwort Αργεία φορά („argeische
Einnahme/Bezahlung“), das sich nach den Erklärungen der Parömiographen auf
die Verspottung der Argeier als φιλόδικοι und συκοφάνται (also als Personen,
die durch erpresserische Prozesse Geld einnehmen) bezieht, und zu den mit den
Argeiern verbundenen sprichwörtlichen Wendungen und Vorurteilen insgesamt
Goebel 1915, 41-4.
261 Ausgehend von dieser Annahme vermutet Bothe 1844b, 25-6, dass der Ausdruck
aus demselben Kontext stammt wie fr. 58 und 59 und sich auf die Plagiatoren
des Aristophanes bezieht, deren Diebstähle offen zutage liegen, während Gil
1984-1985, 132 Anm. 17 ~ Gil 1989, 59 einen Zusammenhang mit dem in fr. 41,2
ausgesprochenen Verdacht des Diebstahls von zwei Obolen und einem symbolon
in Betracht zieht.
262 Eine Rolle gespielt haben könnte dabei ein etymologisches Spiel mit αργός (so
Crusius 1883, 55 Anm. 1, der zahlreiche weiteren Beispiele für ein ähnliches Spiel
mit Namen von Völkern und Orten in Sprichwörtern nennt) oder εναργής. Vgl.
auch das sprichwörtliche Αργείους όράς, das vielleicht letztlich auf Sophokles’
Eriphyle zurückging (fr. *201h καί γάρ Αργείους όρώ, und vgl. Philonid. fr. 11 und
Alex. fr. 157), und dazu Crusius 1883, 151 mit Anm. 1, Pearson 1917, I 138-9 ad
Soph. fr. 198 und Arnott 1996, 461-3 ad Alex. fr. 157.
 
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