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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0377
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Βαβυλώνιοι

373

25. Zu der politischen Position, die Aristophanes in den Babylönioi ein-
nimmt, lassen sich nur unbestimmte Vermutungen anstellen.64 Ausgehend
von Aussagen über die Bundesgenossen in den erhaltenen Komödien des
Aristophanes ist zunächst einmal nicht damit zu rechnen, dass Aristophanes
in den Babylönioi einseitig für die Bundesgenossen gegen Athen Partei ergriff,
ohne dabei auch - und vor allem - an die eigenen Interessen der Athener zu
denken. Die Trennungslinie der beiden Konfliktparteien in dem Stück lag
vielleicht eher zwischen dem athenischen Demos und den δήμοι der verbün-
deten Städte einerseits und den athenischen Demagogen (und vielleicht auch
korrupten Politikern der Bundesgenossen, z. B. den die Athener mit ihren
Reden täuschenden Gesandten) andererseits.65 Auch die (wahrscheinliche,

64 Vgl. zu der kontrovers diskutierten Frage der politischen Tendenz der Babylönioi
z.B. Gunning 1882, 30-40, Schrader 1883, 815-7, Weber 1908, 74-6. 81-4, Rostagni
1925, Wilamowitz-Moellendorff 1927, 41-2, Murray 1933, 25-7. 47, Schmid 1946,
184, Frey 1946, Russo 1953,184-7, Meiggs 1972, 393, Forrest 1975, Welsh 1983,140.
142-3, Kraus 1985, 105-7, Storey 1987, 30-1, Fois 1998, 118-21, Brockmann 2003,
128-30, Olson 2010, 41-5, Zimmermann 2011, 769; Henderson 2013, 283. 285-6;
Pellegrino 2015, 69-70.
65 Vgl. Forrest 1975, 24, Colonnese 2003, 176. Das lässt sich stützen durch verstreute
Bemerkungen über die Bundesgenossen in späteren Stücken des Aristophanes: So
herrschen nach den Rittern die Demagogen nicht nur über Athen, sondern auch
über die Inseln (176), und Kleon wartet wie ein Fischer auf der Thunfischjagd auf
Abgaben (313), erpresst Geld von reichen Fremden (326-7, und vgl. 1408), hat zehn
Talente aus Poteidaia (438-9), raubt und und nimmt Bestechungsgelder von den
Städten (801-2 ϊνα μάλλον / σύ μέν άρπάζης καί δωροδοκής παρά τών πόλεων, vgl.
auch 361. 930-40), hat mehr als 40 Minen aus Mytilene angenommen (834-5), berei-
chert sich an den Inseln (1033-4), und fordert ναϋς άργυρολόγους (1070-2). In den
Wespen ist ebenfalls von der Erpressung der Bundesgenossen durch Demagogen
und von an diese gezahlten Bestechungsgeldern der Bundesgenossen die Rede (Ar.
Vesp. 669-79). Das Verhältnis der Athener zu den Bundesgenossen zu Kriegsbeginn
wird dann genauer im Frieden diskutiert (wobei beiden Seiten jeweils egoistische
Motive unterstellt werden): Die Bundesgenossen nutzen innere Streitigkeiten der
Athener aus, um sich von den Abgaben zu befreien und Hilfe bei den Spartanern
zu suchen (619-20), während athenische Politiker unter der Führung des Kleon
aus Gewinnsucht Vorwürfe einer prospartanischen Haltung gegen reiche Bürger
der Bundesgenossen erheben (639-48). In der Parabase des Friedens beansprucht
Aristophanes für sich selbst, vor Kleon nicht zurückgewichen zu sein, sondern für
die Athener und die Inseln gekämpft zu haben (759-60 τοιοϋτον ίδών τέρας ού
κατέδεισ’, άλλ’ ύπέρ ύμών πολεμίζων / άντεΐχον άεί καί τών άλλων νήσων [die-
selbe Passage steht in ähnlicher Form, allerdings ohne die Erwähnung der Inseln,
schon in der Parabase der Wespen, 1036-7; der Unterschied erklärt sich vielleicht
damit, dass die Wespen an den Lenäen, der Frieden dagegen - in Anwesenheit von
 
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