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Αμφιτρύων α'β'

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Die Handlung des plautinischen Amphitruo41 wurde aber oft mit Archippos’
Amphitryön in Verbindung gebracht, weil beide Stücke möglicherweise die-
selbe mythische Episode in den Mittelpunkt gestellt haben könnten, s. Osann
1834, 332; Meineke FCG I, 208; Pace 1998, insb. 104-6;42 Storey FOCI, 101; zu
einer Übersicht s. Reinhardt 1974, 112-4 und Pace 1998, 101-4.
Aus den sieben erhaltenen Fragmenten des Amphitryön (frr. 1-7; vgl. dazu
infra) lassen sich allerdings keine entscheidenden Informationen über die
Handlung gewinnen: In fr. 1 wird „Schnauze“ in Bezug auf eine menschliche
Figur verwendet; aus fr. 2 geht lediglich hervor, dass eine starke Mischung
von Wein und Wasser entweder zwei Figuren oder von zwei Figuren einge-
schenkt wurde. Die übrigen Fragmente bestehen aus einzelnen Wörtern: fr. 4
„Schlauchsack“; fr. 5 „Er/ sie griff an“; in fr. 6 wird eine Figur als „Hund“ ange-
redet; in fr. 7 wird eine Trinkschale erwähnt, die von Pace (1998) in Verbindung
mit dem Mythos des Amphitryön gebracht wurde (zu einer Diskussion dieser
These s. aber infra zu fr. 7).
Datierung Eine Datierung der zwei Fassungen ist nicht möglich. Infrage
kommt deshalb im Grunde genommen die ganze Zeitspanne der Karriere
des Archippos. Die Annahme von Geißler (1925, 67 Anm. 1), nach dem der
Amphitryön spätestens im ersten Jahrzehnt des 4. Jh. v. Chr. aufgeführt wurde,
stützt sich auf keinen Anhaltspunkt; für solch eine Datierung spricht sich auch
Storey 2012, 2-3 aus. Ebenfalls spekulativ ist Edmonds’ Datierung in die Jahre
kurz nach 371 oder 369 v. Chr.: «as the scene of the story is Thebes, the date of
our play prob, falls soon after 371, perh. 369» (I, 796-7 Anm. A); s. auch supra
zum Abschnitt „Chronologie und Karriere“.

41 Alkmene schlief freiwillig mit Jupiter, weil er, in Gestalt des Amphitryön, die gol-
dene patera des Königs der Teleboer, die Kriegsbeute des Helden, bei sich hatte.
Jupiters Gehilfe war Merkur, der die Züge von Amphitryons Sklaven Sosia annahm.
Als der echte Amphitryön in derselben Nacht mit seinem Sklaven vom Feldzug
gegen die Teleboer nach Hause zurückkehrt, folgt eine Reihe von Verwechslungen,
die die Harmonie zwischen Amphitryön und seiner Gattin so beeinträchtigen,
dass er sie mit dem Tode strafen möchte. Am Ende der Komödie wendet Jupiters’
Eingreifen die Gefahr ab und es wird die Geburt von zwei Zwillingen, Herakles
und Iphikles, angekündigt, die die Söhne von Zeus bzw. Amphitryön sind.
42 Zur Argumentation von Pace s. infra zu fr. 7.
 
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