54
Archippos
auf ein Tier beziehen,64 da es Fälle von Hunden gibt, die als dramatis perso-
nae auftreten, vgl. z.B. den Hundeprozess in Ar. Vesp. 891-1008 und ferner
die Verkleidung einer menschlichen Figur als Tier in Ar. Ach. 736-817 (die
Töchter des megarischen Händlers als Ferkel). Die möglichen Interpretationen
von κύων sind ebenso vielfältig wie die zahlreichen (auch metaphorischen)
Verwendungen des Substantivs in der Komödie (s. Lilja 1976, 69-90):
- κύων als beschimpfende Bezeichnung (a) von unverschämten Frauen
(„Hündin“), z. B. Ar. Vesp. 1403; Men. fr. 815,5; vgl. ferner Ar. Lys. 363. Vgl.
aber bereits z.B. Hom. II. 6,344, Od. 18,338; Hes. Op. 67 (κύνεος); Semon.
fr. 7,12-20 W.2 (mit Mainoldi 1984, 161); (b) von Männern („Hund“) häufig
bei Homer, vgl. z.B. II. 8,299, 11,362. S. dazu Mainoldi 1984, 161-5; Graver
1995 (in Bezug auf Homer) und Franco 2014, 75-120. Wenn κύων auch bei
Archippos als Beschimpfung galt, kann man die vorliegende Stelle mit fr. 1
vergleichen, in dem die lange „Schnauze“ (ρύγχος) einer menschlichen
Gestalt erwähnt wird;65
- κύων als männliches (Plat. com. fr. 188,16 mit Pirrotta 2009, 351 und s.
Henderson 1991, 127) oder weibliches (Ar. Lys. 158 und s. Henderson
1991, 133) Geschlechtsorgan. Damit könnte der Sprecher von Archippos’
Fragment die für die Tragödie typischen Anreden an Körperteile paro-
dieren,66 vgl. z.B. Ar. Ach. 483 ώ θυμέ und 485 ώ τάλαινα καρδία (s. Rau
1967, 37-8 und Olson 2002, 191-2);
- κύων als Jagdhund, z.B. Ar. Lys. 791, Plut. 157 und s. Hüll 1964;
- κύων als „Wachhund“, z.B. Ar. Lys. 1215, Thesm. 416-7 (gegen die Ehe-
brecher; s. Austin-Olson 2004, 185 zu weiteren Stellen). Zu Politikern als
Wachhunde vgl. z.B. Ar. Eq. 1017 (Kleon), Pac. 313 (Kerberos/Kleon, mit
Olson 1998, 134 mit weiteren Stellen) und s. Mainoldi 1984, 156-60;
- κύων als Fluch, in dem der Tiername anstelle des Namens einer Gottheit
den Fluch „mildern“ sollte, vgl. z.B. Cratin. 249 (κύων und χήν) und Ar.
Vesp. 83 μά τον κύν’, s. Kleinknecht 85 Anm. 2 und Biles-Olson 2015, 112.
Mit Hunden werden in der Komödie außerdem folgende Eigenschaften und
Figuren in Verbindung gebracht:
- Gefräßigkeit, z.B. Ar. Ach. 1159-61 (von einer Hündin gesagt), Vesp. 904
(von Labes/Laches) und s. Olson 2002, 351 zu weiteren Stellen;
64 Zu den an Tiere gerichteten Anreden in der Komödie vgl. z.B. Ar. Pac. 82 (der
Käfer, der „Lastesel“ genannt wird), Av. 406 (Wiedehopf), 1118 (die Vögel). Zu
nicht-komischen Stellen vgl. Dickey 1996, 184-5 und 306.
65 Als «epiteto insultante» interpretiert Pace (1998, 91) Archippos’ Fragment.
66 In der Tragödie werden z.B. Eur. Ale. 837 (Hand und Herz), Med. 1242 (Herz) und
1244 (Hand), Heracl. 740 (Arm), Tr. 1275 (Fuß) angesprochen.
Archippos
auf ein Tier beziehen,64 da es Fälle von Hunden gibt, die als dramatis perso-
nae auftreten, vgl. z.B. den Hundeprozess in Ar. Vesp. 891-1008 und ferner
die Verkleidung einer menschlichen Figur als Tier in Ar. Ach. 736-817 (die
Töchter des megarischen Händlers als Ferkel). Die möglichen Interpretationen
von κύων sind ebenso vielfältig wie die zahlreichen (auch metaphorischen)
Verwendungen des Substantivs in der Komödie (s. Lilja 1976, 69-90):
- κύων als beschimpfende Bezeichnung (a) von unverschämten Frauen
(„Hündin“), z. B. Ar. Vesp. 1403; Men. fr. 815,5; vgl. ferner Ar. Lys. 363. Vgl.
aber bereits z.B. Hom. II. 6,344, Od. 18,338; Hes. Op. 67 (κύνεος); Semon.
fr. 7,12-20 W.2 (mit Mainoldi 1984, 161); (b) von Männern („Hund“) häufig
bei Homer, vgl. z.B. II. 8,299, 11,362. S. dazu Mainoldi 1984, 161-5; Graver
1995 (in Bezug auf Homer) und Franco 2014, 75-120. Wenn κύων auch bei
Archippos als Beschimpfung galt, kann man die vorliegende Stelle mit fr. 1
vergleichen, in dem die lange „Schnauze“ (ρύγχος) einer menschlichen
Gestalt erwähnt wird;65
- κύων als männliches (Plat. com. fr. 188,16 mit Pirrotta 2009, 351 und s.
Henderson 1991, 127) oder weibliches (Ar. Lys. 158 und s. Henderson
1991, 133) Geschlechtsorgan. Damit könnte der Sprecher von Archippos’
Fragment die für die Tragödie typischen Anreden an Körperteile paro-
dieren,66 vgl. z.B. Ar. Ach. 483 ώ θυμέ und 485 ώ τάλαινα καρδία (s. Rau
1967, 37-8 und Olson 2002, 191-2);
- κύων als Jagdhund, z.B. Ar. Lys. 791, Plut. 157 und s. Hüll 1964;
- κύων als „Wachhund“, z.B. Ar. Lys. 1215, Thesm. 416-7 (gegen die Ehe-
brecher; s. Austin-Olson 2004, 185 zu weiteren Stellen). Zu Politikern als
Wachhunde vgl. z.B. Ar. Eq. 1017 (Kleon), Pac. 313 (Kerberos/Kleon, mit
Olson 1998, 134 mit weiteren Stellen) und s. Mainoldi 1984, 156-60;
- κύων als Fluch, in dem der Tiername anstelle des Namens einer Gottheit
den Fluch „mildern“ sollte, vgl. z.B. Cratin. 249 (κύων und χήν) und Ar.
Vesp. 83 μά τον κύν’, s. Kleinknecht 85 Anm. 2 und Biles-Olson 2015, 112.
Mit Hunden werden in der Komödie außerdem folgende Eigenschaften und
Figuren in Verbindung gebracht:
- Gefräßigkeit, z.B. Ar. Ach. 1159-61 (von einer Hündin gesagt), Vesp. 904
(von Labes/Laches) und s. Olson 2002, 351 zu weiteren Stellen;
64 Zu den an Tiere gerichteten Anreden in der Komödie vgl. z.B. Ar. Pac. 82 (der
Käfer, der „Lastesel“ genannt wird), Av. 406 (Wiedehopf), 1118 (die Vögel). Zu
nicht-komischen Stellen vgl. Dickey 1996, 184-5 und 306.
65 Als «epiteto insultante» interpretiert Pace (1998, 91) Archippos’ Fragment.
66 In der Tragödie werden z.B. Eur. Ale. 837 (Hand und Herz), Med. 1242 (Herz) und
1244 (Hand), Heracl. 740 (Arm), Tr. 1275 (Fuß) angesprochen.