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Archippos
aufgetischten oder vorgestellten Speisen Ziel der Gefräßigkeit des Herakles
gewesen sein (so Galinsky 1972, 91 und vgl. supra die Diskussion zum Titel).99
Als lyrische Partie mit einem erhabenen Sprachniveau und einem (für eine
lyrische Partie ungewöhnlichen) kulinarischen Inhalt (wenngleich auch erle-
sene Gerichte darin erwähnt werden) könnte das Fragment einen parodischen
Speisekatalog darstellen. Ob die Parodie auf eine bestimmte Gattung, eine
bestimmte Textstelle oder auf ein bestimmtes Ereignis gerichtet war, muss
offenbleiben. Ein Speisekatalog (in anapästischen Dimetern) mit parodischer
Absicht in Bezug auf ein historisches Mahl findet sich in Anaxandr. fr. 42, wo
auch durch die Verwendung von komischen Komposita, die einen gehobe-
nen Stil anklingen lassen (vgl. 9 αύχμηροκόμης),100 das Symposion anlässlich
des Hochzeitsfests des athenischen Generals Iphikrates verspottet wird, vgl.
den Zitatträger Athen. 4,131a. Das gehobene Sprachniveau muss allerdings
nicht notwendigerweise auf eine Parodie hinweisen, sondern es könnte auch
Ausdruck der Prahlerei von jemandem (möglicherweise von einem Koch
oder vom Auftraggeber des Mahles) sein, der die aufgezählten Speisen als
Köstlichkeiten präsentiert. In der Komödie des 4.-3. Jh. v. Chr. finden sich
nämlich „Bravourstücke“, in denen (möglicherweise) Köche - in manchen
Fällen ist es nicht möglich, die Identität des Sprechers festzustellen - verschie-
dene Gerichte und ihre Zubereitung vor allem in iambischen Trimetern oder
trochäischen Tetrametern durch eine schwülstige (dem Dithyrambos ähnliche)
Sprache beschreiben, vgl. z.B. Antiph. frr. 1, 51, 55 und 216; Sotad. fr. 1 und s.
Hunter 1983, 19 und 166-7; Nesselrath 1990, 246-7 und 257-65.
Die Verbindung von Daktylen mit einem kulinarischem Inhalt findet sich
in den Fragmenten der Komödie in Cratin. fr. 150 (der Zyklop beschreibt in
daktylischen Hexametern wie er Odysseus’ Gefährten zubereiten wird).101
Eine Parodie auf Soph. Oed. Col. 229-35 (eine Sequenz von 26 Daktylen) könn-
te außerdem Ar. Eccl. 1170-6 darstellen, wo die Speisen des Mahls, das die
Komödie abschließt, in einem Atemzug (πνίγος) in daktylischen Tetrametern
aufgezählt werden; s. Parker 1997, 552 «a compound word of at least 98 syl-
lables and a sequence of 28 dactyls unbroken by coincidence of word-end
with a spondaic metron. It is the longest such sequence in surviving Attic
99 Vgl. auch Stratt. fr. 12 (mit Orth 2009, 96; s. supra zum Zitatkontext), in dem
Herakles unter anderem κάπρου φλογίδες verschlingt.
100 Vgl. άκερσεκόμης z.B. von Apollon in Hom. II. 20,39 und Hom. Hymn. 3,134;
χρυσοκόμης z.B. von Dionysos in Hes. Th. 947; von Eros in Anacr. PMG 13,2; Eur.
Iph. Aul. 548.
101 Vgl. ferner Antiph. fr. 172,5-6 mit PCG II, 407. Zu lyrischen Daktylen s. Fraenkel
1917-8 (= 1964, 165-233).
Archippos
aufgetischten oder vorgestellten Speisen Ziel der Gefräßigkeit des Herakles
gewesen sein (so Galinsky 1972, 91 und vgl. supra die Diskussion zum Titel).99
Als lyrische Partie mit einem erhabenen Sprachniveau und einem (für eine
lyrische Partie ungewöhnlichen) kulinarischen Inhalt (wenngleich auch erle-
sene Gerichte darin erwähnt werden) könnte das Fragment einen parodischen
Speisekatalog darstellen. Ob die Parodie auf eine bestimmte Gattung, eine
bestimmte Textstelle oder auf ein bestimmtes Ereignis gerichtet war, muss
offenbleiben. Ein Speisekatalog (in anapästischen Dimetern) mit parodischer
Absicht in Bezug auf ein historisches Mahl findet sich in Anaxandr. fr. 42, wo
auch durch die Verwendung von komischen Komposita, die einen gehobe-
nen Stil anklingen lassen (vgl. 9 αύχμηροκόμης),100 das Symposion anlässlich
des Hochzeitsfests des athenischen Generals Iphikrates verspottet wird, vgl.
den Zitatträger Athen. 4,131a. Das gehobene Sprachniveau muss allerdings
nicht notwendigerweise auf eine Parodie hinweisen, sondern es könnte auch
Ausdruck der Prahlerei von jemandem (möglicherweise von einem Koch
oder vom Auftraggeber des Mahles) sein, der die aufgezählten Speisen als
Köstlichkeiten präsentiert. In der Komödie des 4.-3. Jh. v. Chr. finden sich
nämlich „Bravourstücke“, in denen (möglicherweise) Köche - in manchen
Fällen ist es nicht möglich, die Identität des Sprechers festzustellen - verschie-
dene Gerichte und ihre Zubereitung vor allem in iambischen Trimetern oder
trochäischen Tetrametern durch eine schwülstige (dem Dithyrambos ähnliche)
Sprache beschreiben, vgl. z.B. Antiph. frr. 1, 51, 55 und 216; Sotad. fr. 1 und s.
Hunter 1983, 19 und 166-7; Nesselrath 1990, 246-7 und 257-65.
Die Verbindung von Daktylen mit einem kulinarischem Inhalt findet sich
in den Fragmenten der Komödie in Cratin. fr. 150 (der Zyklop beschreibt in
daktylischen Hexametern wie er Odysseus’ Gefährten zubereiten wird).101
Eine Parodie auf Soph. Oed. Col. 229-35 (eine Sequenz von 26 Daktylen) könn-
te außerdem Ar. Eccl. 1170-6 darstellen, wo die Speisen des Mahls, das die
Komödie abschließt, in einem Atemzug (πνίγος) in daktylischen Tetrametern
aufgezählt werden; s. Parker 1997, 552 «a compound word of at least 98 syl-
lables and a sequence of 28 dactyls unbroken by coincidence of word-end
with a spondaic metron. It is the longest such sequence in surviving Attic
99 Vgl. auch Stratt. fr. 12 (mit Orth 2009, 96; s. supra zum Zitatkontext), in dem
Herakles unter anderem κάπρου φλογίδες verschlingt.
100 Vgl. άκερσεκόμης z.B. von Apollon in Hom. II. 20,39 und Hom. Hymn. 3,134;
χρυσοκόμης z.B. von Dionysos in Hes. Th. 947; von Eros in Anacr. PMG 13,2; Eur.
Iph. Aul. 548.
101 Vgl. ferner Antiph. fr. 172,5-6 mit PCG II, 407. Zu lyrischen Daktylen s. Fraenkel
1917-8 (= 1964, 165-233).