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Archippos

801-2. Die Bedeutung „Ferkel“ bestätigen auch Ar. Ach. 786-8 und Cratin.
fr. 4 (beide mit einer sexuellen Pointe, s. Olson 2002, 271). Zur semantischen
Entwicklung des Wortes s. Schaps 1996. Im homerischen Epos wird das Fleisch
von χοίροι von Knechten verzehrt, während das Fleisch der Mastschweine
den Freiern vorbehalten war (vgl. Hom. Od. 14,80-1). In der Komödie gibt es
hingegen keine Stelle, in der dieses Fleisch als Speise „zweiter Wahl“ darge-
stellt wird; wie Dalby (2003, 314) bemerkt sind «suckling animals a luxury
food because economically the best return for effort is gained by slaughtering
animals when they have reached their full size», vgl. die Aufzählung von
χοίροι in Speisekatalogen in Mnesim. fr. 4,47; Euang. fr. 1,6 (zum Anlass von
λαμπροί γάμοι gekauft); zu χοίρος als Opfertier vgl. z.B. Ar. Ach. 747 (mit
Olson 2002, 263); Plat. Resp. 378a und Henioch. fr. 2,2. Zu Schweinefleisch als
geschätzte Speise vgl. z.B. Plat. com. fr. 27,2-3 τά γάρ κρέα/ήδιστ’ έχουσι
(seil, ϋες) mit Pirrotta 2009, 102 und s. Dalby 2003, 268-9.
2 άκροκώλια Das Wort (zusammengesetzt aus άκρος „höchster“ +
κώλον „Glied“), das die Extremitäten des Körpers im eigentlichen Sinne be-
zeichnet, wird insbesondere in Bezug auf die Schnauze, Ohren und Füße
von Tieren verwendet, die weichgekocht verzehrt wurden, vgl. Ar. fr.
4,1-2 άκροκώλιά γε σοι τέτταρα/ή-ψησα τακερά; Pherecr. fr. 113,14 δίεφθ’
άκροκώλια (mit Pellegrino 2000, 99) und s. Bagordo 2013, 249 (ad Telecl. fr.
51 άκροκώλια· δίεφθα) zu weiteren Stellen.
Nur in Archippos’ Fragment wird in Bezug auf kleine Ferkel von άκροκώλια
gesprochen; im Allgemeinen werden die Extremitäten von ausgewachsenen
Schweinen als άκροκώλια bezeichnet, vgl. Stratt. fr. 5,1-2 κάκροκώλιον / ...
ϋειον (mit Orth 2009, 73) und Antiph. fr. 124,1-2 (κάκροκώλιον/ϋειον) und
vgl. ohne nähere Bestimmung (aber wohl auch in Bezug auf das Schwein) Ar.
fr. 164; Alex. fr. 123,2 und Eub. fr. 6,9.
μικρών Das Adjektiv nimmt auf die kleine Größe der Tiere Bezug (zu
dieser Verwendung von μικρός vgl. z.B. Arist. Hist. an. 590al ό όρφώς έκ
μικρού γίνεται μέγας) und deshalb auf das junge Alter, in dem die Ferkel
geschlachtet wurden, wodurch ihr Fleisch sehr zart war.
3 ταύρου ταύρος bezeichnet den Stier, der in der Literatur oft als
Opfertier erwähnt wird (vgl. z.B. Hom. II. 11,728; Eur. Hel. 1258 (mit Kannicht
1969, 322); Thphr. fr. 709 Fortenbaugh und s. Orth 1929, 2505-6) und im
Allgemeinen als ein edles Tier gilt, vgl. Hom. II. 2,480-1 (Agamemnon wird mit
einem Stier verglichen, der sich vor den anderen Tieren der Herde auszeichnet);
Eur. Med. 92 mit Page 1952, 74-5 und vgl. Ar. Ran. 804. Die Archipposstelle
ist der einzige Beleg für den Verzehr von ταύρος in der Komödie; indessen
kommt das Fleisch des βούς („Rind“, „Stier“, „Ochse“, „Kuh“, vgl. LSJ s. v. βούς
und Orth 1929, 2496) mehrmals als Speise vor, z.B. Pherecr. fr. 113,15; Antiph.
 
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