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'Ηρακλής χαμών (fr. 12)

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in anapästischen Tetrametern verfassten) Listen von verschiedenen Speisen
s. Orth 2014, 478; s. ferner auch 2015, 205).112 Insbesondere kann man sich
für die Meeräschen in Archippos’ Fragment, die als Speisefische gelten (vgl.
infra zu νήστεις κεστρέας), einen ähnlichen Zusammenhang vorstellen, wie
es für andere kulinarische Fragmente (frr. 9-11) der Komödie angenommen
wird, s. dazu supra. Die erwähnten Fische könnten dann einen der Gänge von
Herakles’ Hochzeitsbankett darstellen (s. supra zur Interpretation von fr. 10).
Der frische Fisch galt nämlich im Gegensatz zum trockenen, der von Sklaven
und dem gemeinen Volk verzehrt wurde, als Delikatesse113 und Fisch wird
auch bei einem Hochzeitsmahl in Anaxandr. fr. 42,46-50 serviert (vgl. insb.
v. 47 κεστρεύς έφθός). Zur (spekulativen) Möglichkeit, dass die im Fragment
erwähnten Fische auf den Bratspießen (fr. 9) zubereitet wurden, vgl. Sotad.
com. fr. 1,10; Archestr. 34,4 Olson-Sens (auf οβελίσκοι gegrillte Fische) und
ferner Philem. fr. 83 (gegrillte fastende Meeräschen).
νήστεις κεστρέας Diese Fische lassen sich nicht eindeutig bestimmen:
Erstens kann man mit κεστρεϊς grundsätzlich die Fische der Familie der
Meeräschen (Mugilidae) und insbesondere den Mugil capito Cuvier = Liza ra-
mada Risso meinen (s. Thompson 1947,108-10; Lythgoe 1991, 208; Olson-Sens
2000,176-7 ad Archestr. fr. 43,1; Garcia Soler 2001,167-8; Davidson 2002a, 142;
Dalby 2003,168); zweitens ist es unsicher, ob die νήστεις („Fastenden“) wirklich
eine Sorte von Meeräschen waren, wie der Zitatträger behauptet. In anderen
Stellen ist νήστεις nämlich ein Name oder ein Attribut der Meeräschen, vgl.
Ulpian ap. Athen. 7,308a νήστις μόνος των Ιχθύων ό κεστρεύς καλείται und s.
dazu Thompson 1947, 176. Die einfache Bezeichnung νήστις (ohne κεστρεύς)
kommt nur in Ar. fr. 333,3 vor und kann somit nicht dabei helfen, das Problem
der Begriffsbestimmung zu lösen. Der Grund, weshalb die Meeräschen als
„fastend“ bezeichnet werden, wird in der Regel darauf zurückgeführt, dass der
Magen der κεστρεϊς immer leer vorgefunden wurde und dass sie kein Fleisch
(und somit keine anderen Fische) aßen (vgl. Arist. Hist. an. 591al8-22, fr. 318
R.3(= 213 G.) und s. infra zu κεφάλους). Einerseits lässt sich hierdurch erklä-
ren, dass die Griechen ihnen eine friedliche Natur zuschrieben (vgl. infra zum
κεφάλους-Lemma), die auf sprachlicher Eben im Sprichwort κεστρεύς νηστεύει
in Bezug auf diejenigen, die sich ehrlich benehmen, ihren Ausdruck fand, vgl.
z. B. Zenob. vulg. 4,52 (CPGI, 99) und Athen. 7,307c. Andererseits haben jedoch

112 Spyropoulos 1974, 72-3 erwähnt dieses Fragment zusammen mit frr. 24, 26 und
27 wegen ihrer Auflistungen.
113 Zur wichtigen Rolle des Fisches in der Ernährung der Griechen vgl. infra die
Diskussion zum Titel Ιχθύες und s. Orth 1921a, 950-2; Pellegrino 2000,160-2 (mit
Belegen und Verweis auf weitere Literatur) und Dalby 2003, 144.
 
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