Ιχθύες
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den Privatfrieden des Dikaiopolis mit Sparta (Ar. Ach. 179-80), die jeweils die
Handlung in Gang bringen. S. außerdem die ψηφίσματα des ψηφισματοπώλης
in Ar. Av. 1037-8 und 1040-1, die in der Tat keine entscheidende Rolle für den
Komödienverlauf spielen.
Als ersten möglichen Grund für die Feindschaft zwischen Fischen und
Menschen könnte man die όψοφαγία der Athener nennen (vgl. den in frr. 20
und 28 thematisierten Fischverzehr und s. bereits Meineke FCGI, 205 und Kock
CAFI, 681, die außerdem in dieser maßlosen ιχθυοφαγία das Hauptthema der
Komödie sehen; nach Rothwell (2007, 126) war der Chor «on a campaign
to end the consumption of fish»).125 Aber auch weitere Gründe sind denk-
bar: So nimmt Farioli (2001, 169) unter anderem die Möglichkeit an, dass
sich die Feindseligkeit zwischen Fischen und Menschen auf die menschliche
Übermacht auf dem Meer zurückführen lassen könnte, die sich nicht zuletzt
auch darin ausdrückt, dass die Menschen die Fische fangen und verzehren.
Dass der Konflikt zwischen Fischen und Athenern direkte oder indirekte
Anspielungen auf die athenische Thalattokratie enthält, ist zwar möglich; dass
sie aber eine wichtige Rolle in der Komödie hatte, erscheint unwahrscheinlich,
da, wie auch Farioli bemerkt, Athen - im Jahre 405 v. Chr. in der Seeschlacht
bei Aigospotamoi von den Spartanern endgültig besiegt - zu der Zeit der
Aufführung der Ichthyes (s. infra zur Datierung) seine Thalattokratie bereits
schmerzhaft eingebüßt hatte.
Nur auf die Parallele zu den aristophanischen Vögeln stützt sich außerdem
die Annahme, dass die gleichen Exzesse und Probleme der menschlichen Welt
auch in der Fischwelt auftraten (so bereits Kaibel 1889, 50; Farioli 2001,169 und
228) und hier ein komischer Held mit den Fischen - wie Peisetairos mit den
Vögeln - einen Bund gegen die Athener schloss oder sich mit den Athenern
gegen die Fische verbündete (Farioli 2001, 158).
In jedem Fall kann die Fischwelt bei Archippos (wie in Aristophanes’
Vögeln und Krates’ Θηρία) als eine zoocrazia comica gelten und zwar als
eine umgekehrte, von Tieren beherrschte komische Welt (monde renverse),
zu deren Darstellung komische Strategien wie Polysemie und Wortspiele,
Rollenverwechslung und Vergeltung - wie beispielsweise in den Vögeln -
dienten (s. Farioli 2001, 156-74). Die Stellung der zoocrazia auf dem Meer,
d. h. an einem Ort, der als feindlich empfunden wurde (vgl. infra zu fr.
28) und geographisch deutlich vom Land abgetrennt war, trägt außerdem
zur Darstellung der Fischwelt als verkehrte Welt bei. In der Komödie sind
125 S. Hemsterhuis’ Annahme (1706,1175 Anm. 81), dass es in Archippos’ Komödie um
die nequitia der Fischverkäufer ging (dagegen spricht sich bereits Meineke FCG I,
205 aus).
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den Privatfrieden des Dikaiopolis mit Sparta (Ar. Ach. 179-80), die jeweils die
Handlung in Gang bringen. S. außerdem die ψηφίσματα des ψηφισματοπώλης
in Ar. Av. 1037-8 und 1040-1, die in der Tat keine entscheidende Rolle für den
Komödienverlauf spielen.
Als ersten möglichen Grund für die Feindschaft zwischen Fischen und
Menschen könnte man die όψοφαγία der Athener nennen (vgl. den in frr. 20
und 28 thematisierten Fischverzehr und s. bereits Meineke FCGI, 205 und Kock
CAFI, 681, die außerdem in dieser maßlosen ιχθυοφαγία das Hauptthema der
Komödie sehen; nach Rothwell (2007, 126) war der Chor «on a campaign
to end the consumption of fish»).125 Aber auch weitere Gründe sind denk-
bar: So nimmt Farioli (2001, 169) unter anderem die Möglichkeit an, dass
sich die Feindseligkeit zwischen Fischen und Menschen auf die menschliche
Übermacht auf dem Meer zurückführen lassen könnte, die sich nicht zuletzt
auch darin ausdrückt, dass die Menschen die Fische fangen und verzehren.
Dass der Konflikt zwischen Fischen und Athenern direkte oder indirekte
Anspielungen auf die athenische Thalattokratie enthält, ist zwar möglich; dass
sie aber eine wichtige Rolle in der Komödie hatte, erscheint unwahrscheinlich,
da, wie auch Farioli bemerkt, Athen - im Jahre 405 v. Chr. in der Seeschlacht
bei Aigospotamoi von den Spartanern endgültig besiegt - zu der Zeit der
Aufführung der Ichthyes (s. infra zur Datierung) seine Thalattokratie bereits
schmerzhaft eingebüßt hatte.
Nur auf die Parallele zu den aristophanischen Vögeln stützt sich außerdem
die Annahme, dass die gleichen Exzesse und Probleme der menschlichen Welt
auch in der Fischwelt auftraten (so bereits Kaibel 1889, 50; Farioli 2001,169 und
228) und hier ein komischer Held mit den Fischen - wie Peisetairos mit den
Vögeln - einen Bund gegen die Athener schloss oder sich mit den Athenern
gegen die Fische verbündete (Farioli 2001, 158).
In jedem Fall kann die Fischwelt bei Archippos (wie in Aristophanes’
Vögeln und Krates’ Θηρία) als eine zoocrazia comica gelten und zwar als
eine umgekehrte, von Tieren beherrschte komische Welt (monde renverse),
zu deren Darstellung komische Strategien wie Polysemie und Wortspiele,
Rollenverwechslung und Vergeltung - wie beispielsweise in den Vögeln -
dienten (s. Farioli 2001, 156-74). Die Stellung der zoocrazia auf dem Meer,
d. h. an einem Ort, der als feindlich empfunden wurde (vgl. infra zu fr.
28) und geographisch deutlich vom Land abgetrennt war, trägt außerdem
zur Darstellung der Fischwelt als verkehrte Welt bei. In der Komödie sind
125 S. Hemsterhuis’ Annahme (1706,1175 Anm. 81), dass es in Archippos’ Komödie um
die nequitia der Fischverkäufer ging (dagegen spricht sich bereits Meineke FCG I,
205 aus).