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Ιχθύες (fr. 16)

121

Figuren, die über verschiedene Aspekte der Fischgesellschaft informiert sind.
Die Rolle des βόαξ als Herold158 und des σάλπης (zur maskulinen Form an-
stelle von σάλπη s. infra zum Lemma)159 als Trompeter, wie andere ähnliche
Fälle in den Fragmenten dieser Komödie (s. supra zum Inhalt), deuten nämlich
an, dass die Fische sich in einer (menschenähnlichen) Gesellschaft organisiert
hatten, s. dazu bereits Meineke FCG I, 206-7 (der annimmt, dass Archippos
dabei auch menschliche Figuren verspottete); Kaibel 1889, 50 und Kock CAFI,
683.
Die Verbindung zwischen den Fischsorten und den von ihnen ausgeübten
Tätigkeiten greift auf Wortspiele zurück (s. supra zum Inhalt der Komödie):
βόοτξ greift das Verb βοάν auf, das die für die κήρυκες typische Tätigkeit
des Schreiens bezeichnet (vgl. infra zu έκήρυξεν βόαξ), und σάλπης erinnert
an das Verb σαλπίζειν „trompeten“.160 Zur witzigen und menschenähnlichen
Darstellung der Fische trägt auch die Auskunft über die Vergütung des σάλπης
bei, die sehr hoch und sogar höher als der Tageslohn vieler echter Tageslöhner
ist, s. infra zu επτ’ οβολούς. Mit der sehr guten Vergütung des σάλπης, die
vermutlich in ähnlicher Höhe auch dem βόαξ zustand, hängen wahrscheinlich
die goldenen Streifen zusammen, durch die beide Fische gekennzeichnet sind
(vgl. infra zum Lemma).
Trompeter und Herolde kamen in der Antike häufig bei mehreren öffent-
lichen, darunter auch religiösen Anlässen zusammen zum Einsatz (vgl. infra
zu den Lemmata);161 dabei galt der Trompetenstoß in der Regel als Signal, um
die Worte eines κήρυξ anzukündigen, die Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen
oder Ruhe einkehren zu lassen, z. B. vor einem vom Herold ausgesprochenen

158 Eine interessante Parallele zu einem Fisch-Herold könnte außerdem der Vogel sein,
der in Aristophanes’ Vögeln als κήρυξ tätig ist, Av. 561 und 1271-1307.
159 Man könnte sich fragen, warum nicht ein κήρυξ („Wellhornschnecke“, vgl. infra
zu fr. 25) als Herold der Fische vorkommt. Dieses Schalentier wird als Instrument
auf Vasendarstellungen von Meereswesen und von Hopliten (520/10 v. Chr.) in
CVA Castle Ashby Taf. 35 Nr. 2 geblasen; vgl. ferner auch Agias und Derkylos
FGrHist 503 F 3 über ein Schalentier (άστράβηλος), das für das Trompeten (εις τό
σαλπίζειν) gut geeignet ist.
160 Zu Meerestieren, die ein Instrument spielen, vgl. die oft vorkommende Verbindung
von Delphinen mit dem αύλός (z.B. Eur. El. 435-6 und Ar. Ran. 1317-8 mit Dover
1993, 355); s. auch die Darstellung eines Delphins, der mit menschlichen Armen
den δίαυλος spielt, in Vidali 1997, Taf. 8.
161 Farioli (2001, 162; s. bereits 1999, 42 und Kock CAF I, 683) nimmt die Möglichkeit
an, dass das thematisierte Trompeten des σάλπης als Signal diente, um die Schlacht
zwischen Männern und Fischen beginnen zu lassen; so auch Marchiori in Ateneo Π,
782-3 Anm. 5 und s. Pace 2008, 123 Anm. 48.
 
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