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Ar chippos

Interpretation Die Partikel γάρ legt nahe, dass der Vers eine Erklärung für
etwas lieferte, was zuvor gesagt worden war, oder dass das Fragment als eine
Antwort auf eine davor gestellte Frage gewesen sein könnte. Die Stellung
von Ιερεύς am Versanfang und das auffällige Hyperbaton ίερεύς ... του θεών
könnten suggerieren, dass der Schwerpunkt der Erklärung (oder der Antwort)
auf Ιερεύς lag. Die Vergangenheitsform ήλθ[ε] - vgl. auch die Aoristformen
in fr. 16 - legt außerdem die Annahme nahe, dass der Vers ein Teil eines
Berichts war (zur möglichen Identifikation der Sprecher, die Auskünfte über
die Welt der Fische liefern, s. supra zur Interpretation von fr. 15). Dass der
Sprecher hier jedoch wahrscheinlich ein Athener war, könnte aufgrund der
folgenden Punkte plausibel erscheinen:169 (a) Die allgemeine Bezeichnung
„Priester einer Gottheit“ (zu του θεών s. supra zur Textgestalt) könnte darauf
hinweisen, dass der Sprecher die Identität der Gottheit nicht kannte - denkbar
wäre allerdings auch, dass es im ursprünglichen Kontext des Verses nicht
relevant war, um welche Gottheit es sich genau handelte; (b) die Verwendung
von αυτός zeigt, dass die Figuren, zu denen der όρφώς-Priester kam - und die
wahrscheinlich (aber nicht sicher) Fische waren - nicht mit dem (bzw. den)
Gesprächspartner(n) des Sprechers im Fragment identisch sind.
Worauf die Ankunft des Fisch-Priesters abzielte, ist unklar.170 Möglich
wäre nicht nur, dass er zu Hilfe kam, sondern auch, dass sein Auftreten lästig
war, s. infra zu ήλθ’ αύτοΐσιν und vgl. z.B. den Priester, der in Ar. Av. 862-94
zusammen mit Peisetairos betet, aber dann wegen seiner unerwünschten
Gebete weggeschickt wird (vgl. auch die weiteren lästigen Figuren, die in Av.
904-1057 in Nephelokokkygia ankommen), und vgl. den Orakelverkünder
(χρησμολόγος) lerokles, der in Ar. Pac. 1043-1126 κατά κνίσαν (dem Opferduft
folgend, 1050) auftritt.
Die Erwähnung eines Fisches als Priester ist schon an sich witzig. Eine
weitere komische Ebene könnte sich durch die konkrete Wahl des όρφώς
(„Zackenbarsch“) als Priester ergeben, da die Gier ein gemeinsames Merkmal
war, das häufig sowohl dieser Fischsorte (s. dazu infra) als auch den Priestern
zugeschrieben wurde, vgl. z. B. Ar. Plut. 676-83 und s. ferner die Bezeichnung

169 Storey (2012, 8-9) interpretiert das vorliegende Fragment und frr. 18-9 als Teil des
Berichts eines Menschen darüber, was er in der Welt der Fische erfahren hat.
170 Spekulativ sind die Annahme von Marchiori (in Ateneo II, 763 Anm. 3), dass das
Fragment eine parodische Anspielung auf die Ankunft des Chryses im griechi-
schen Feldlager vor Troja in Hom. II. 1,12-4 sei, und von Zielinski (1885, 41 =
1931, 50), nach dem der Fisch, «gleich seinem Namensvetter Orpheus, Priester des
Dionysos», nach dem Frieden zwischen Fischen und Menschen auftrat, um die
Verhandlungen durch ein feierliches Opfer zu schließen.
 
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