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Ιχθύες (fr. 17)

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ίερώσυνα für den Opferanteil der Götter oder der Priester (weil letztere im
Grunde genommen vom Opferanteil für die Götter profitierten) z. B. in Amips.
fr. 7,1 mit Orth 2013, 226-7. Eine weitere Erklärung für die Assoziation eines
όρφώς mit einem Priester könnte darin bestehen, dass ein Wortspiel zwischen
όρφώς und dem Namen des mythischen Orpheus vorliegt, s. infra zum Lemma;
zu Wortspielen in den Ichthyes vgl. supra zum Inhalt der Komödie.171 Da die
Fische dieselben Gottheiten zu verehren scheinen wie die Menschen (vgl. fr.
18), kann man das Fragment mit Ar. Av. 862-88 vergleichen, wo der oben
erwähnte menschliche Priester zu den „neuen“ Vögel-Göttern betet und ihnen
Opfer darbringt, wobei diesen Vögel-Göttern sowohl die Eigenschaften von
Vögeln als auch die von traditionellen Götter zukommen, s. dazu Dunbar 1995,
510-876. Zur Verbindung von Gottheiten und bestimmten Tieren (in diesem
Fall Vogelsorten) in den Vögeln s. supra zum Abschnitt „Die Berührungspunkte
zwischen den Ichthyes und Aristophanes’ Vögeln“ in der Diskussion zum Inhalt
der Komödie.
ίερεύς Priester (s. dazu Garland 1984, 75-8 und 83-111; Kron 1996, 140
mit Anm. 2; Sourvinou-Inwood 2000, 38-42; ThesCRA V (2005), 3-24; Burkert
2011, 151-6; Parker 2011, 48-57) gehörten in Athen zu bestimmten Familien
(πάτριαι ίερωσύναι Plat. Leg. 759a-b) oder wurden unter den Bürgern durch
Los bestimmt (vgl. z. B. IG II2 1146,3-4 und ferner Isoc. 2,6) und waren mit
einer bestimmten Gottheit verbunden. Ihre heiligen Handlungen unterlagen
der Staatskontrolle (z.B. Aeschin. 3,18). Sie waren Bewahrer der kultischen
Prozedur bei Opfern und Gebeten (z. B. Plat. Pit. 290c-d), die sie selbst ausführ-
ten172 (z.B. Ar. Av. 862-88); sie beteten im Namen der Stadt (z.B. ICr. III iii,3
A,2 (p. 32) = Schmitt Staatsver., 551; Anfang des 2. Jh. v. Chr.; mit Übersetzung
in Austin 2006, 213); führten die Prozessionen beim Opfer an (Ar. Av. 849
mit Dunbar 1995, 502) und leiteten außerdem reinigende Rituale (IG II21177,
Vorschriften für das Thesmophorion beim Piräus, 4. Jh. v. Chr., dabei handelt es
sich um eine Priesterin). Die ιερείς galten auch als administrative Leiter ihres
Tempels, sie waren also verantwortlich für seine Instandhaltung, Ordnung,
Sicherheit und sein Vermögen, vgl. Hdt. 6,81,1; Arist. Pol. 1322bl7-29. Zu hab-
gierigen Priestern, die in der Komödie auftreten, s. supra zur Interpretation.
ήλθ’ αύτοΐσιν Der Dativ bezeichnet das Ziel der Bewegung („zu ihnen
kam“), vgl. Hom. Od. 23,281-2; Thuc. 6,46,3; Ar. Ach. 121, Lys. 1177; Xen.

171 Ein Wortspiel mit όρφώς und einem Eigenname lässt sich nicht ausmachen:
Orpheus (erst im 1. Jh. v. Chr. bezeugt) und Orphitos (nur im 1./2. Jh. n. Chr.) sind
in Attika zu spät belegt, s. LGPNII Όρφεύς Nr. 1-3 und Όρφιτος Nr. 1.
172 Privatopfer konnten auch von Laien durchgeführt werden, vgl. z.B. Hdt. 1,132,1
(in Bezug auf die Perser); Ar. Pac. 977.
 
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