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Ιχθύες (fr. 22)

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schließlich wird das μυληκόρον in 10,112 zusammen mit der μύλη σιτοποιός
unter anderen Werkzeugen des Bäckers (αρτοποιός) erwähnt.
Pollux’ Verteidigung der Verwendung des Verbs σαρούν und des entspre-
chende Substantivs σάρον als attische Formen (vgl. εί δέ καί σαίρειν φήσεις
τον θυρωρόν, τί κωλύει κάκεΐνο καλεϊν σάρον) greift die Missbilligung des
Substantivs auf, die sich in Phryn. Ecl. 55 κόρημα χρή λέγειν, ούχί σάρον,
και κορεΐν καί παρακορεϊν, άλλα μή σαροϋν findet; vgl. ferner Hdn. Π. προσ.
καθ. vol. I ρ. 386,30-1 Lentz καί τό σαρόν (sic) τό μυλήκορον (sic) Άττικώς
und s. Olson 2016, 73-4 (Diskussion zum Zitatkontext von Eup. fr. 167 ap.
Poll. 10,28-9).
Diskussionen über das Substantiv μυληκόρον finden sich außerdem auch in
Hesych. σ 484 σηκοκόρος·... μυληκόρον198 τό τον μύλον κοροϋν („sekokoros:...
mylekoron, der Gegenstand, der die Mühle fegt“; möglicherweise in Bezug auf
Archippos’ Stelle, s. Hansen 2005, 283) und Et. Magn. p. 594,40-1 μυλήκορον
(sic)· κόρημα, τό σαρούν λέγεται- ένθεν μυλήκορον.
Interpretation Das Fragment ist wegen des fehlenden Verbs syntaktisch
unvollständig. Die einfachste (aber nicht einzige) Interpretationsmöglichkeit
besteht darin, einen ursprünglichen Gebrauch eines Verbs mit der Bedeutung
„fegen“ anzunehmen und in μυληκόρω einen von ihm abhängigen instrumen-
talen Dativ zu sehen („mit dem Mühlsteinbesen fegen“), s. bereits Hemsterhuis
1706,1175 Anm. 81. Unter μυληκόρον ist wahrscheinlich ein (ziemlich kleiner)
Besen zum Abstauben der Mühlsteine zu verstehen (vgl. infra zum Lemma) -
während die von Pollux angenommene übliche Verwendung des μυληκόρον
auch in anderen Zusammenhängen (in LSJ s. v. μυλήκορον (sic) übernommen)
lediglich aus seiner Interpretation von Archippos’ Fragment stammt. Die
Agora mit einem Mühlsteinbesen zu fegen, stellte deshalb wahrscheinlich
ein Aprosdoketon dar (vgl. auch die wahrscheinliche Stellung von μυληκόρω
am Trimeterende), da dieser Besen zu klein für die Reinigung der großen
Agora ist;199 zu Witzen über die unpassende (weil zu kleine) Größe eines
Gegenstandes vgl. Ar. Ran. 136-9.
Das Fegen von Marktplätzen (άγοραί) wird in Pherecr. fr. 53 ραίνειν,
άνακορεΐν άγοράς im Doulodidaskalos („Sklavenlehrer“) genannten Drama

198 Musurus’ Korrektur für das überlieferte μιληκόρον.
199 Vgl. zum Teil bereits die Interpretation von Hemsterhuis (1706, 1175 Anm. 81)
«existimabam aliquando proverbii quid in istis latere, ut quadrent in hominem,
qui res aut ineptas aut viribus suis incongruas aggrederetur, quod is utique faceret,
qui scopis domesticis forum perpetua hominum celebritate frequens purgare atque
everrere pararet».
 
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