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Ιχθύες (fr. 27)

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ist es wahrscheinlich, dass auch die weiteren Personen des Fragments als
Menschen zu betrachten sind (die Schwierigkeit besteht darin, dass die Namen
der erwähnten Figuren Ähnlichkeiten mit Fischnamen aufweisen, s. bereits
Bergk 1838, 378). Wenn die erwähnten (menschlichen) Figuren den Menschen
zurückgeben werden sollen, stellt sich aber auch die Frage, wie sie in die
„Hände“ der Fische gekommen sind. Sind sie z. B. im Krieg gegen die Fische
gefangen genommen worden? Einfacher und naheliegender wäre jedoch die
Annahme, dass die Interpretation von ήμεΐς in Bezug auf die Fische eine bloße
Vermutung von Athenaios ist und dass das Pronomen ήμεΐς sich tatsächlich
auf die Menschen bezieht, so dass die Athener den Fischen Menschen auslie-
fern mussten, die einen Namen hatten, der mit einem Fischnamen identisch
war oder an einen Fischnamen erinnerte.237 In fr. 28 ist außerdem von der
Auslieferung des Fischessers Melanthios die Rede, damit er von den Fischen
gegessen werden konnte, vgl. dazu infra.
Nur für die thrakische Sklavinnen (Θράτται) und Batrachos (aus Oreos)
wird eine nicht-athenische Herkunft ausdrücklich erwähnt. Aus der Reihen-
folge der erwähnten Figuren lässt sich Folgendes erkennen: (a) Zuerst werden
die weiblichen Figuren angeführt und danach die männlichen; (b) neben ein-
zelnen Figuren (im Singular) kommen Namen im Plural (Θράτται, Τριγλίαι,
Κορακίωνες) vor, vielleicht mit Bezug auf Gruppen von Menschen, die eine
besondere Verbindung mit den als θράτται, τρίγλαι und κορακΐνοι oder
κόρακες bezeichneten Fischen hatten; (c) gekennzeichnet werden die erwähn-
ten Figuren durch (i) ihre Herkunft (Θράτται; Κορακίωνες aus Anagyrous;
(der τόκος von) Κωβιός aus Salamis; Βάτραχος aus Oreos);238 (ii) ihren Beruf
(Άθερίνη, die Aulosspielerin; Ευκλείδης, der ehemalige Archon; Βάτραχος,
der πάρεδρος) und (iii) ihre Verwandtschaftsbeziehungen (Σηπία, die Ehefrau
von Thyrsos; der Κωβιοΰ τόκος und vielleicht die Κορακίωνες); (d) einige
Figuren werden lediglich durch eine der erwähnten Eigenschaften, andere
durch mehrere dieser Charakteristika gekennzeichnet. Ohne weitere Attribute

237 Meineke bezog das Pronomen ήμεΐς zuerst (FCGI, 205) auf die Fische (so auch Kock
CAFI, 684 und PCGII, 547), später jedoch (FCG H.2, 719) auf die Athener. Zieliüski
(1885, 40-1 = 1931, 50) hielt die erwähnten Figuren für «Mitbürger, Mitbürgerinnen
und Nichtmitbürgerinnen» der Athener: Da aber ihre Namen ihre «Zugehörigkeit
zu den Fischen» bewiesen, mussten sie deshalb den Fischen ausgeliefert werden
(so auch Wilkins 2000a, 346).
238 Vgl. ferner in der sogenannten Comoedia Dukiana Com. adesp. fr. 1146,15 (s. supra
zum Inhalt der Komödie) λαβρακες άπό τοϋ πετρηρικοϋ und im folgenden Vers
των χοίρων μάτευμα τάπό τού σαχηνικού, wo μάτευμα ein hapax legomenon ist,
s. dazu Willis (1991 [1993], 344) und zuletzt Stama 2015, 265 Anm. 8.
 
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