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192

Archippos

Bei Eustathios kommen die Auskünfte über Archippos’ Ιχθύες nach der
Ausführung des Mythos der Hesione zur Sprache, auf den in Hom. II. 20,144-8
angespielt wird. Der Auskunft über Archippos’ Anspielung auf diesen Mythos
(παίζων ... εις τον κατά τήνΉσιόνην μύθον) darf man wohl eher nicht vertrau-
en, da sie aus der Interpretation des Eustathios zu stammen scheint, der die
Auskünfte in Athenaios über das Festbinden des Melanthios mit dem Mythos
der Hesione in Verbindung bringt. Insbesondere greift Eustathios’ ος αύτήν
βοράν τω κήτει εκτίθεται höchstwahrscheinlich auf Hellanic. FGrHist 4 F
26b (ap. Schol. Hom. II. 20,146) zurück; vgl. insb. „Laomedon wurde prophe-
zeit, seine Tochter Hesione dem Meeresungeheuer als Fraß zu geben (βοράν
έκθεϊναι τω κήτει)“.
Eine Anspielung auf das vorliegende Fragment findet sich wahrscheinlich
auch in Athen. 8,334f-335a, s. infra zu fr. *30.
Interpretation Die Erwähnung von Figuren, die zwischen den Fischen und
den Athenern „ausgetauscht“ wurden, kommt auch im Friedensvertrag (fr. 27)
vor, wo es allerdings unklar bleibt, ob die erwähnten Menschen den Athenern
(von den Fischen) oder den Fischen (von den Athenern) übergegeben wur-
den, s. dazu supra. Die Auslieferung des Melanthios könnte im ersten Fall
als Ausgleich für die Aushändigung der Menschen in fr. 27 gelten; im zwei-
ten Fall könnte der in fr. 27 überlieferte Abschnitt des Friedensvertrags der
Aushändigung von Melanthios vorangegangen sein.257 Beide Möglichkeiten
scheinen aber nicht komplett befriedigend, da die Auslieferung von Melan-
thios (damit er von den Fischen gegessen wurde) nicht zu einem Friedens-
vertrag zu passen scheint. Wahrscheinlicher ist es deshalb, dass seine Aus-
lieferung nicht tatsächlich stattfand (z.B. im Zuge des Friedensvertrags),
sondern nur vorgestellt wurde (sie könnte z.B. von den Fischen gewünscht
oder angedroht werden, vgl. infra die in den aristophanischen Vögeln beschrie-
bene Strafe für die Vogelfeinde).258
Zur möglichen Ansprache an Melanthios in fr. 20 s. supra.
Ein όψοφάγος (z.B. Ar. Pac. 809-10; Sophil. fr. 8; Aeschin. 1,42 δουλεύων
... όψοφαγία) ist derjenige, der zu viel öipov verzehrt, wobei mit οψον alles ge-
meint ist, was dem σίτος (im Allgemeinen die Quelle von Kohlenhydraten, wie
z. B. Fladen) beigefügt wurde: Olivenöl, Gemüse und Hülsenfrüchte, aber auch
Fleisch und Fisch. Deshalb ist der όψοφάγος ein „Schlemmer“, ein „Genießer“;

257 S. bereits Bergk 1838, 379; Meineke FCG I, 205; Kock CAF I, 684 ad fr. 27. Csapo
(1994, 41) spricht sich hingegen für eine Aufführung der Szene auf der Bühne aus.
258 S. dazu bereits Kaibel 1889, 51-2, der diese Annahme allerdings daran festmacht,
dass er die Archipposstelle als eine Nachahmung der aristophanischen Verse in
den Vögeln interpretiert.
 
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