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'Ρίνων (fr. 44)

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263 erwähnten Beispielen Εύελπίδης (anstelle von *Εύελπιδιδης); ξύλοχος
z.B. in Hom. II. 5,162 (anstelle von *ξυλολοχος).
(b) Mit Chantraine (s. v. προχώναι) und Pace (2000, 68-71) kann man an-
nehmen, dass das Präfix προ- in der Kombination mit einem Substantiv eine
ähnliche Bedeutung hat wie bei προ-γάστωρ („dickbäuchig“) z. B. in Antiph.
fr. 223,6 (in Bezug auf dicke Menschen) und πρό-χειλος („mit hervorragenden
Lippen“) in Strab. 2,2,3. Außerdem bezeichnet προ- in der Zusammensetzung
mit einem Substantiv häufig etwas, das „vorne“ steht oder liegt (vgl. den Verweis
in Chantraine s. v. προχώναι auf die Bedeutung des Präfixes beim Substantiv
πρόδομος).359 Es ist daher möglich, dass mit προχώναι vorspringende oder
hervorstehende κοχώναι bezeichnet wurden. Wenn sich das Substantiv bei
Archippos auf eine dramatis persona bezieht, so könnte es auf eine Wattierung
(für das Gesäß) verweisen. Dadurch würde die Archipposstelle zu einer An-
spielung auf komische Konventionen, so Pace 2000, 69-71 mit Verweis auf
zwei ähnlich zusammengesetzte Substantive (προστερνίδιον in Luc. Sait. 27
und προγαστρίδιον in Sait. 27 und Jupp. Trag. 41), die die Wattierungen der
tragischen Schauspieler am Bauch und an der Brust bezeichnen,360 und mit
Verweis auf Plat. com. fr. 287 σώματια, das vom Zitatträger Phot, σ 926 als
die Wattierung, die die Schauspieler tragen, glossiert wird (s. dazu Pickard-
Cambridge 1988, 203-4 mit Anm. 1 auf S. 204). Denkbar ist aber auch, dass
sich das Substantiv z.B. auf Figuren bezieht, die keine dramatis personae sind
und an dieser Stelle nur erwähnt werden, oder dass es sich als Witz auf die
hervorragenden Teile von Gegenständen bezieht.

fr. 44 K.-A. (42 K.)
Poll. 10,177 (F, ABCL)
τό δέ ξ υ p ό v πολλών είρηκότων, παρατηρητέον ότι ’Άρχιππος έν τώ 'Ρίνωνι άρρε-
νικώς αύτό εϊρηκεν.

359 So Chantraine s. ν. προχώναι «Cf. πρόδομος, etc. (avec l’idee d’une construction
qui protege?), ou en raison du sens d’,intensite‘ du preverbe πρό».
360 Dieser Gebrauch - nur von Lukian bezeugt und durch die Vasendarstellungen nicht
bestätigt - ist umstritten und könnte sich allerdings auch auf eine spätere Zeit
beziehen, s. Pickard-Cambridge 1988, 203 mit Anm. 11. Dass komische Schauspieler
künstliche hervorstehende Gesäße und Bäuche gehabt haben konnten, ist durch
Vasendarstellungen und Textstellen bezeugt, s. Pickard-Cambridge 1988, 222-3
und die Diskussion mit Nachweisstellen in Stone 1977, 136-53.
 
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