Incertarum fabularum fragmenta (fr. 45) 265
Menanders: aus Men. Senf. *1019 Pernigotti = slav. 436 (App. 1,60 P· 126 Jäkel; s.
dazu Pernigotti 2008, 53-4 xiii-xiv), gebildet aus v. 1 von Archippos’ Fragment,
und aus Men. Sent. 859 Pernigotti = 859 Jäkel, gebildet aus Eur. fr. 133 Kn. CP
6,228 p. 390 Searbey gilt außerdem als Schlußsentenz des CP, die wahrschein-
lich vom «Urheber» der erweiterten Redaktion des CP (dem Redaktor B von
Gerlach) unter Berücksichtigung der alphabetischen Ordnung des Abschnitts
hinzugefügt wurde, s. dazu Gerlach 2008, 241-8 und insb. 247-8.363
Textgestalt Der unvollständige erste Vers des Fragments wurde von Wechel
(1581, 744) durch τής ergänzt. Der Ausfall des Artikels kann nämlich sehr leicht
durch die Ähnlichkeit mit dem folgenden γης erklärt werden und ist deshalb
der Ergänzung von Doederlein (1814, 105 άπό γής <είσ>οράν) vorzuziehen.
Anstelle des überlieferten μηδαμού schlägt außerdem Blaydes (1896, 83)
das Adverb μηδαμοΐ vor, das eine Bewegung ausdrückt. In der Stelle, die
Blaydes als Parallele nennt (Ar. Vesp. 1188-9 έγώ δέ τεθεώρηκα πώποτ’; ού-
δαμοϊ, / πλήν εις Πάρον), handelt es sich aber bei dem Adverb ούδαμοι um
Bekkers Korrektur des überlieferten ούδαμού (zuletzt auch von Biles-Olson
2015, 431 übernommen). Die Korrektur von Adverbien auf -ού durch -oi wurde
z. B. auch für Soph. Phil. 256; Xen. Hell. 5,2,8 und An. 6,3,16 vorgeschlagen.
Interpretation Das Fragment gilt als erstes Beispiel für das wahrschein-
lich im 5. Jh. v. Chr. bereits verbreitete Motiv der Freude, die man daraus
gewinnt, dass man vom Land aus auf das (bewegte) Meer schaut, d. h. wenn
man Probleme beobachtet, von denen man nicht betroffen ist; zu späteren
Zeugnissen vgl. Cic. ad Att. 2,7,4 nunc vero cum cogar exire de navi non abiectis
sed ereptis gubernaculis, cupio istorum naufragia ex terra intueri, cupio, ut ait
tuus amicus Sophocles... (Soph. fr. 636,2-3 R.2); Lucr. Rer. Nat. 2,1-4 suave, mari
magno turbantibus aequora ventis / e terra magnum alterius spectare laborem /
non quia vexari quemquast iucunda voluptas, / sed quibus ipse malis careas quia
certere suave est (in dem der Sturm als Gegensatz zum epikureischen Begriff
der αταραξία gilt); Hör. Ep. 1,11,10 Neptunum procul e terra spectare furentem
und in der italienischen Literatur vgl. Dante Inf. 1,22-4. Vgl. ferner Zenob. Ath.
104 (vol. V p. 583,1 Bühler) = Zenob. Vulg. 3,95 (CPGI, 81-2) έξάντης λεύσ<σ)>
ω τούμόν κακόν άλλον εχοντα („Außer Gefahr schaue ich einen anderen an,
der mein Unglück leidet“) und mit einem ähnlichen Bild Plat. Resp. 496d-e;
zu weiteren Stellen s. Bühler 1999, 587.
Zum gnomischen Inhalt des Fragments passt der ebenmäßige Rhythmus
(vgl. die einzige Auflösung in v. 1 vor der Lücke), der dem Fragment eine
363
Zur falschen Zuweisung der Stelle in CP an den Philosophen Epiktet s. Schenk!
1888, 527.
Menanders: aus Men. Senf. *1019 Pernigotti = slav. 436 (App. 1,60 P· 126 Jäkel; s.
dazu Pernigotti 2008, 53-4 xiii-xiv), gebildet aus v. 1 von Archippos’ Fragment,
und aus Men. Sent. 859 Pernigotti = 859 Jäkel, gebildet aus Eur. fr. 133 Kn. CP
6,228 p. 390 Searbey gilt außerdem als Schlußsentenz des CP, die wahrschein-
lich vom «Urheber» der erweiterten Redaktion des CP (dem Redaktor B von
Gerlach) unter Berücksichtigung der alphabetischen Ordnung des Abschnitts
hinzugefügt wurde, s. dazu Gerlach 2008, 241-8 und insb. 247-8.363
Textgestalt Der unvollständige erste Vers des Fragments wurde von Wechel
(1581, 744) durch τής ergänzt. Der Ausfall des Artikels kann nämlich sehr leicht
durch die Ähnlichkeit mit dem folgenden γης erklärt werden und ist deshalb
der Ergänzung von Doederlein (1814, 105 άπό γής <είσ>οράν) vorzuziehen.
Anstelle des überlieferten μηδαμού schlägt außerdem Blaydes (1896, 83)
das Adverb μηδαμοΐ vor, das eine Bewegung ausdrückt. In der Stelle, die
Blaydes als Parallele nennt (Ar. Vesp. 1188-9 έγώ δέ τεθεώρηκα πώποτ’; ού-
δαμοϊ, / πλήν εις Πάρον), handelt es sich aber bei dem Adverb ούδαμοι um
Bekkers Korrektur des überlieferten ούδαμού (zuletzt auch von Biles-Olson
2015, 431 übernommen). Die Korrektur von Adverbien auf -ού durch -oi wurde
z. B. auch für Soph. Phil. 256; Xen. Hell. 5,2,8 und An. 6,3,16 vorgeschlagen.
Interpretation Das Fragment gilt als erstes Beispiel für das wahrschein-
lich im 5. Jh. v. Chr. bereits verbreitete Motiv der Freude, die man daraus
gewinnt, dass man vom Land aus auf das (bewegte) Meer schaut, d. h. wenn
man Probleme beobachtet, von denen man nicht betroffen ist; zu späteren
Zeugnissen vgl. Cic. ad Att. 2,7,4 nunc vero cum cogar exire de navi non abiectis
sed ereptis gubernaculis, cupio istorum naufragia ex terra intueri, cupio, ut ait
tuus amicus Sophocles... (Soph. fr. 636,2-3 R.2); Lucr. Rer. Nat. 2,1-4 suave, mari
magno turbantibus aequora ventis / e terra magnum alterius spectare laborem /
non quia vexari quemquast iucunda voluptas, / sed quibus ipse malis careas quia
certere suave est (in dem der Sturm als Gegensatz zum epikureischen Begriff
der αταραξία gilt); Hör. Ep. 1,11,10 Neptunum procul e terra spectare furentem
und in der italienischen Literatur vgl. Dante Inf. 1,22-4. Vgl. ferner Zenob. Ath.
104 (vol. V p. 583,1 Bühler) = Zenob. Vulg. 3,95 (CPGI, 81-2) έξάντης λεύσ<σ)>
ω τούμόν κακόν άλλον εχοντα („Außer Gefahr schaue ich einen anderen an,
der mein Unglück leidet“) und mit einem ähnlichen Bild Plat. Resp. 496d-e;
zu weiteren Stellen s. Bühler 1999, 587.
Zum gnomischen Inhalt des Fragments passt der ebenmäßige Rhythmus
(vgl. die einzige Auflösung in v. 1 vor der Lücke), der dem Fragment eine
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Zur falschen Zuweisung der Stelle in CP an den Philosophen Epiktet s. Schenk!
1888, 527.