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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 48) 279
kann man es jedoch aus metrischen Gründen nicht in v. 2 hinzufügen.383
Deshalb muss man βαδίζει in v. 1 setzen und dabei zwei Lücken annehmen,
vgl. als eine von mehreren Möglichkeiten die oben gedruckte metrische Ana-
lyse.
In v. 3 ist έμφερής μάλιστα τω πατρί δόξειεν είναι unmetrisch. Dies könnte
mit einem Problem bei der Überlieferung oder mit einer Umformulierung von
Archippos’ Wortlaut durch Plutarch Zusammenhängen. Ferner ist auch die
Annahme möglich, dass dieser Vers und das unmittelbar davor stehende όπως
eine „Glosse“ seien, mit der Plutarch (oder seine Quelle) das Auftreten von
Alkibiades dem Jüngeren erklärt. In diesem Fall würde v. 3 und das zugehörige
όπως nicht zum Fragment gehören. Die Frage nach dem Status von v. 3 lässt
sich nicht eindeutig beantworten und muss letztlich offenbleiben. Auch die
Verwendung des Optativs (δόξειεν) anstelle des zu erwartenden Konjunktivs
in einem Finalsatz, den ein Haupttempus regiert, hilft nicht weiter. Eine solche
sprachliche Besonderheit (der Komödie nicht fremd, s. infra zum Lemma)
suggeriert lediglich, dass die durch das Haupttempus ausgedrückte Tätigkeit
als in der Vergangenheit liegend empfunden wird. Diese Perspektive könnte
außerdem sowohl für den Sprecher des Fragments als auch für den Zitatträger
gelten.
Unter den bisherigen Rekonstruktionen des Fragments scheint Meinekes
Vorschlag plausibel (FCG II.2, 728): διακεχλιδώς / <όδί> βαδίζει θοίμάτιον
έλκων, όπως / μάλιστα δόξει’ έμφερής είναι πατρί, / κλασαυχενεύεταί τε καί
τραυλίζεται.384 In den Vorschlägen von Cobet (1878, 162), der aber διακε-
χλιδώς und βαδίζει nicht zu Archippos’ Zitat zählt, θοίμάτιον έλκων όπως /
προσεμφερής μάλιστα δόξει τω πατρί, / κλασαυχενεύεταί τε καί τραυλίζεται
und Kock (CAFI, 688) βαδίζει... / διακεχλιδώς <τε>, θοίμάτιον έλκων, όπως /
προσεμφερής μάλιστα δώξτ] τω πατρί, / κλασαυχενεύεταί τε καί τραυλίζεται
wird das überlieferte έμφερής durch das Adjektiv προσεμφερής ersetzt (vgl.
auch den Verweis auf προσεμφερής in Ar. fr. 476 in PCG II, 555). Obwohl
προσεμφερής stilistisch (da es wie έμφερής (vgl. infra zum Lemma) zum ge-

383 Dass mit βαδίζω ein Verb des gewöhnlichen Sprachniveaus verwendet wird (s. infra
zum Lemma), spricht weder für noch gegen Archippos’ Verwendung dieses Verbs.
384 Dieselbe Textgestalt wird bereits in Meineke 1814, 55 (allerdings mit <όδέ> anstelle
von <όδί> und mit einer leicht abweichenden Interpunktion) vorgeschlagen. In
FCG II.2, 728 zitiert aber Meineke die dort angenommene Textgestalt als nicht
befriedigend: Insbesondere wird eine andere Textgestalt für v. 3 vorgeschlagen:
χώπως μάλιστα τω πατρί δόξει’ έμφερής. Die Verwendung des Infinitivs είναι nach
δοκέω ist aber nicht problematisch, vgl. z.B. Ar. Ach. 440 δει γάρ με δόξαι πτωχόν
είναι τήμερον und Nub. 444-5 τοϊς τ’ άνθρώποις είναι δόξω / θρασύς.
 
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