Incertarum fabularum fragmenta (fr. 48)
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beim Anziehen bleibt es zu lang, wie die daran anschließende Verspottung
des Laispodias (1569) suggeriert).400
θοίμάτιον έλκων Während die Länge des Gewandes bei den Adjektiven
έλκεχίτων und έλκεσίπεπλος ein Zeichen von Eleganz und Feierlichkeit dar-
stellt (vgl. z. B. zu έλκεχίτων Hom. II. 13,685 und Hymn. 3,147; zu έλκεσίπεπλος
Hom. II. 6,442 = 7,297 = 22,105 und Ale. fr. 130b,18 V.),401 war es spätestens
ab dem 5. Jh. v. Chr. für einen ehrbaren Mann nicht angebracht, seinen Um-
hang auf dem Boden schleifen zu lassen. Diese Angewohnheit galt als ein
unmännliches Verhalten, vgl. Arist. Eth. Nic.ll50b2-4, wo der Mensch, der
μαλακός και τρυφών ist, den Umhang schleifen lässt (έλκει τό ίμάτιον), um
die Anstrengung zu vermeiden, ihn hochheben zu müssen. In Plat. Ale. 122c
ist außerdem die έλξις ίματίων eine der Eigenschaften der Perser - neben dem
Luxus, dem Einölen mit Parfümen und dem Besitz einer großen Anzahl von
Sklaven. Die χλανίς schleifen zu lassen, ist Teil der Beschreibung negativer
Figuren in Ephipp. fr. 19,4 (ein ungebildete Figur, die mit μειράκια verkehrt)
und in Anaxil. fr. 18,2 (ein Genießer, der sich mit goldenen Parfümen einölt,
seine Pantoffeln schleifen lässt, βολβοί und Käse verschlingt und Wein aus
Chios trinkt). Zu Eup. fr. 104,3 έν τοΐν σφυροΐν έλκοντα τήν στρατηγίαν
s. Telo 2007, 249-57. Als negativ konnotiertes Merkmal charakterisiert das
Tragen eines langen ίμάτιον („bis zu den Fußgelenken“) Aischines in Dem.
19,314 καί διά τής άγοράς πορεύεται θοίμάτιον καθείς άχρι τών σφυρών,
’ίσα βαίνων Πυθοκλεΐ, τάς γνάθους φυσών. Vgl. in der lateinischen Literatur
Cic. pro Cluent. 40,111 facite enim ut non solum mores et adrogantiam eius,
sed ... etiam illam usque ad talos demissam purpuram recordemini und Quint.
Inst. 11,3,138 und 143. S. dazu Geddes 1987, insb. 312-3 (mit Verweis auf
bildliche Darstellungen); Corbeill 1996,159-63 (mit Verweis auf die lateinische
Literatur); Diggle 2004, 210-1; Telo 2006, insb. 38-9 mit Anm. 9 (mit Verweis
auf zahlreiche literarische Stellen), 2007, insb. 250-1; Hughes 2012,187-9 (vor
allem in Bezug auf die Komödie) und Compton-Engle 2015, 61-2.
Das „weibliche“ Nachschleppen von purpurroten Kleidern schreibt Plut-
arch auch Alkibiades d.Ä. zu, vgl. Ale. 16,1 θηλύτητας έσθήτων άλουργών
έλκομένων δι’ άγοράς, s. dazu Gribble 1999, 71-2, der anmerkt, dass das
Nachschleifen eines Kleidungsstücks das Kleid selbst beschädigt und somit
auf eine rücksichtslose Verschwendung von Geld verweist.
400 Die Verspottung zielt darauf ab, dass das ίμάτιον zu lang sei, um eine Fehlstellung
seiner Beine zu verstecken, vgl. Schob Ar. Av. 1569a und 1569b und s. Dunbar 1995,
716-7 sowie Orth 2015a, 180-1.
401 Vgl. hingegen die komische Schöpfung έλκετρίβων in Plat. com. fr. 132,2 (mit
Pirrotta 2009, 266 und s. bereits Degani 1961-1965, 7-8 = 2004, 852-3).
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beim Anziehen bleibt es zu lang, wie die daran anschließende Verspottung
des Laispodias (1569) suggeriert).400
θοίμάτιον έλκων Während die Länge des Gewandes bei den Adjektiven
έλκεχίτων und έλκεσίπεπλος ein Zeichen von Eleganz und Feierlichkeit dar-
stellt (vgl. z. B. zu έλκεχίτων Hom. II. 13,685 und Hymn. 3,147; zu έλκεσίπεπλος
Hom. II. 6,442 = 7,297 = 22,105 und Ale. fr. 130b,18 V.),401 war es spätestens
ab dem 5. Jh. v. Chr. für einen ehrbaren Mann nicht angebracht, seinen Um-
hang auf dem Boden schleifen zu lassen. Diese Angewohnheit galt als ein
unmännliches Verhalten, vgl. Arist. Eth. Nic.ll50b2-4, wo der Mensch, der
μαλακός και τρυφών ist, den Umhang schleifen lässt (έλκει τό ίμάτιον), um
die Anstrengung zu vermeiden, ihn hochheben zu müssen. In Plat. Ale. 122c
ist außerdem die έλξις ίματίων eine der Eigenschaften der Perser - neben dem
Luxus, dem Einölen mit Parfümen und dem Besitz einer großen Anzahl von
Sklaven. Die χλανίς schleifen zu lassen, ist Teil der Beschreibung negativer
Figuren in Ephipp. fr. 19,4 (ein ungebildete Figur, die mit μειράκια verkehrt)
und in Anaxil. fr. 18,2 (ein Genießer, der sich mit goldenen Parfümen einölt,
seine Pantoffeln schleifen lässt, βολβοί und Käse verschlingt und Wein aus
Chios trinkt). Zu Eup. fr. 104,3 έν τοΐν σφυροΐν έλκοντα τήν στρατηγίαν
s. Telo 2007, 249-57. Als negativ konnotiertes Merkmal charakterisiert das
Tragen eines langen ίμάτιον („bis zu den Fußgelenken“) Aischines in Dem.
19,314 καί διά τής άγοράς πορεύεται θοίμάτιον καθείς άχρι τών σφυρών,
’ίσα βαίνων Πυθοκλεΐ, τάς γνάθους φυσών. Vgl. in der lateinischen Literatur
Cic. pro Cluent. 40,111 facite enim ut non solum mores et adrogantiam eius,
sed ... etiam illam usque ad talos demissam purpuram recordemini und Quint.
Inst. 11,3,138 und 143. S. dazu Geddes 1987, insb. 312-3 (mit Verweis auf
bildliche Darstellungen); Corbeill 1996,159-63 (mit Verweis auf die lateinische
Literatur); Diggle 2004, 210-1; Telo 2006, insb. 38-9 mit Anm. 9 (mit Verweis
auf zahlreiche literarische Stellen), 2007, insb. 250-1; Hughes 2012,187-9 (vor
allem in Bezug auf die Komödie) und Compton-Engle 2015, 61-2.
Das „weibliche“ Nachschleppen von purpurroten Kleidern schreibt Plut-
arch auch Alkibiades d.Ä. zu, vgl. Ale. 16,1 θηλύτητας έσθήτων άλουργών
έλκομένων δι’ άγοράς, s. dazu Gribble 1999, 71-2, der anmerkt, dass das
Nachschleifen eines Kleidungsstücks das Kleid selbst beschädigt und somit
auf eine rücksichtslose Verschwendung von Geld verweist.
400 Die Verspottung zielt darauf ab, dass das ίμάτιον zu lang sei, um eine Fehlstellung
seiner Beine zu verstecken, vgl. Schob Ar. Av. 1569a und 1569b und s. Dunbar 1995,
716-7 sowie Orth 2015a, 180-1.
401 Vgl. hingegen die komische Schöpfung έλκετρίβων in Plat. com. fr. 132,2 (mit
Pirrotta 2009, 266 und s. bereits Degani 1961-1965, 7-8 = 2004, 852-3).