Incertarum fabularum fragmenta (fr. 52)
297
Metrum vielleicht Ende eines iambischen Trimeters
->l— —
Diskussionen Büll-Moser 1973, 1394.
Zitatkontext Das Herodian zugeschriebene, kurze attizistische Lexikon
Philetairos wurde vielleicht von Cornelianus (2 Jh. n. Chr.) verfasst, dem
Phrynichos seine Ekloge widmete, s. Dain 1954, 9-13 und zur möglichen
Identität des Verfassers s. Argyle 1989, insb. 526-7. Was genau mit dem inter-
pretamentum κηρίολος (oder κηρίολον) gemeint ist, muss offen bleiben, da
man dadurch auf eine Verwendung des Wortes aus dem 2. Jh. n. Chr. Bezug
nimmt. Das Wort scheint aus dem lateinischen cereolus gebildet zu sein und
kann in der Bedeutung „wächsern“ (was auch die Bedeutung von κήρινος
ist) oder - wahrscheinlicher - „Wachskerze“ (so wie möglicherweise in den
Inschriften (2./3. Jh. n. Chr.) I.Ephesos 2227(2),4 (= 2209,5 McCabe) und 3216,5
(= II. 1.31 Dittmann-Schöne mit Dittmann-Schöne 2001, 144) und in christli-
chen Belegen) verstanden werden.
Interpretation Der Ausdruck „wächserner Docht“ - sonst nicht bezeugt -
könnte (a) metaphorisch etwas nicht Verwendbares oder Nutzloses bezeich-
nen, da ein Docht aus Wachs zu nichts dienen kann; zumal da der Docht selbst
als etwas Unbedeutendes und Geringwertiges galt, vgl. die wahrscheinlich
sprichwörtliche Verwendung διά θρυαλλίδα („für einen Docht“ = „für nichts“)
in Ar. Ach. 917 mit Olson 2002, 301. Ferner könnte die Wendung (b) eine
Kerze bezeichnen, die mit (zu) wenig Wachs (und mit einem zu dicken Docht)
hergestellt wurde,409 vgl. die Beschwerde des Strepsiades über die Verwendung
einer Öllampe (λύχνον), die wegen ihres dicken Dochtes (παχεΐς θρυαλλίδες,
Ar. Nub. 59) zu viel (Öl) „schluckt“; vgl. auch die „gefräßigen Lämpchen“
in Ale. com. fr. 21 (mit Orth 2013, 107) und hingegen die „Lampe, die nicht
trinkt“ in Plat. com. fr. 206. Dabei muss man allerdings annehmen, dass die
Archipposstelle der einzige literarische Beleg für den Gebrauch von Kerzen
bei den Griechen gewesen sei (s. Büll-Moser 1973, 1394410 und auch infra
zu κηρίνην). Dass Kerzen aber im Griechenland des 5. Jh. v. Chr. verwendet
wurden, zeigen die archäologischen Belege für Kandelaber (s. dazu die aus-
führliche Diskussion in Rutkowski 1979, insb. 207-222) und vgl. die Auskunft
über Ägina als Herstellungszentrum von Kandelaberteilen in Plin. 34,11.411
409 S. die Übersetzung der Wendung mit dem Ausdruck «wax-candle» in LSJ s.v.
θρυαλλίς II.B.
410 Hier ist allerdings κηρίνη θρυαλλίς anstelle von κηρίνη δρυαλλίς zu lesen.
411 Darauf verweist Rutkowski 1979, 210 Anm. 141 (wobei Plin. xxxiv anstelle von xxiv
bei der Stellenangabe zu lesen ist).
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Metrum vielleicht Ende eines iambischen Trimeters
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Diskussionen Büll-Moser 1973, 1394.
Zitatkontext Das Herodian zugeschriebene, kurze attizistische Lexikon
Philetairos wurde vielleicht von Cornelianus (2 Jh. n. Chr.) verfasst, dem
Phrynichos seine Ekloge widmete, s. Dain 1954, 9-13 und zur möglichen
Identität des Verfassers s. Argyle 1989, insb. 526-7. Was genau mit dem inter-
pretamentum κηρίολος (oder κηρίολον) gemeint ist, muss offen bleiben, da
man dadurch auf eine Verwendung des Wortes aus dem 2. Jh. n. Chr. Bezug
nimmt. Das Wort scheint aus dem lateinischen cereolus gebildet zu sein und
kann in der Bedeutung „wächsern“ (was auch die Bedeutung von κήρινος
ist) oder - wahrscheinlicher - „Wachskerze“ (so wie möglicherweise in den
Inschriften (2./3. Jh. n. Chr.) I.Ephesos 2227(2),4 (= 2209,5 McCabe) und 3216,5
(= II. 1.31 Dittmann-Schöne mit Dittmann-Schöne 2001, 144) und in christli-
chen Belegen) verstanden werden.
Interpretation Der Ausdruck „wächserner Docht“ - sonst nicht bezeugt -
könnte (a) metaphorisch etwas nicht Verwendbares oder Nutzloses bezeich-
nen, da ein Docht aus Wachs zu nichts dienen kann; zumal da der Docht selbst
als etwas Unbedeutendes und Geringwertiges galt, vgl. die wahrscheinlich
sprichwörtliche Verwendung διά θρυαλλίδα („für einen Docht“ = „für nichts“)
in Ar. Ach. 917 mit Olson 2002, 301. Ferner könnte die Wendung (b) eine
Kerze bezeichnen, die mit (zu) wenig Wachs (und mit einem zu dicken Docht)
hergestellt wurde,409 vgl. die Beschwerde des Strepsiades über die Verwendung
einer Öllampe (λύχνον), die wegen ihres dicken Dochtes (παχεΐς θρυαλλίδες,
Ar. Nub. 59) zu viel (Öl) „schluckt“; vgl. auch die „gefräßigen Lämpchen“
in Ale. com. fr. 21 (mit Orth 2013, 107) und hingegen die „Lampe, die nicht
trinkt“ in Plat. com. fr. 206. Dabei muss man allerdings annehmen, dass die
Archipposstelle der einzige literarische Beleg für den Gebrauch von Kerzen
bei den Griechen gewesen sei (s. Büll-Moser 1973, 1394410 und auch infra
zu κηρίνην). Dass Kerzen aber im Griechenland des 5. Jh. v. Chr. verwendet
wurden, zeigen die archäologischen Belege für Kandelaber (s. dazu die aus-
führliche Diskussion in Rutkowski 1979, insb. 207-222) und vgl. die Auskunft
über Ägina als Herstellungszentrum von Kandelaberteilen in Plin. 34,11.411
409 S. die Übersetzung der Wendung mit dem Ausdruck «wax-candle» in LSJ s.v.
θρυαλλίς II.B.
410 Hier ist allerdings κηρίνη θρυαλλίς anstelle von κηρίνη δρυαλλίς zu lesen.
411 Darauf verweist Rutkowski 1979, 210 Anm. 141 (wobei Plin. xxxiv anstelle von xxiv
bei der Stellenangabe zu lesen ist).