Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
304

Archippos

en Zusammenhang der Begriff ξύστρα zu seinen Synonymen stand. Einen
Hinweis darauf, dass die ξύστρα in verschiedenen Kontexten vorgekommen
sein könnte, bietet Ar. Thesm. 556 (mit Austin-Olson 2004, 216), in dem die
στλεγγίς zum Trinken verwendet wird. Fraenkel (1913,130-1) nimmt an, dass
die nicht-attische Form ξύστρα anstelle der attischen (στλεγγίς, vgl. infrd) mit
einer komischen Absicht («in der Parodie») benutzt worden sein könnte oder
«in komischer Weise mit dem echtattischen ξύστις „Schleppkleid“, „Talar“
konstrastierend» wie in Diph. fr. 51, in dem er mit Kock (CAF II, 558) ein
Wortspiel/Missverständnis zwischen ξύστις und ξύστρα liest.
Die ξύστρα (oder στλεγγίς, s. supra zum Zitatkontext) wurde für die
Reinigung und Pflege des Körpers nach sportlicher Ertüchtigung (vgl. Philostr.
Gym. 18 und Sud. σ 1028) und nach Besuch eines Schwitzbades (vgl. Poll.
10,62 in Bezug auf das Synonym ξυστίς) verwendet, s. Ginouves 1962, 141
und 144-5 und insgesamt Kotera-Feyer 1993. Durch die Strigilis entfernte man
insbesondere das Öl, den Schweiß und den Staub vom Körper (στλεγγίσματα,
vgl. Hesych. σ 1885). Zum Einölen und Abschaben des Körpers (vor allem
des Rückens (s. Kotera-Feyer 1993, Abb. 8a-b und 11), des Oberkörpers (Abb.
lOa-b), der Arme (Abb. 7a-b) und Beine (Abb. 12a-b)) bei den Griechen und
insbesondere bei den Athleten s. insgesamt Ulf 1979. Eine weitere mögliche
Anwendung der Strigilis zum Entfernen eines Enthaarungsmittels (φάρμακον)
ist in Galen. See. Loc. 1,4 (vol. XII p. 455 Kühn) belegt.
Die zahlreichen Strigiles, die in Gräbern aus dem griechischen und rö-
mischen Raum (vom 6./5. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr., s. Kotera-Feyer
1993, 75-146) gefunden wurden, bieten ein Bild vom Aussehen dieser Geräte:
Sie bestanden aus einem Griff, der auch dekoriert sein konnte (s. Kotera-
Feyer 1993, 154-6 mit Abbildungen), und einem sichelförmigen Teil. Als
Herstellungsmaterial ist vor allem Bronze zu nennen, sie konnten aber auch
z. B. aus Blei, Silber und Elfenbein hergestellt. Wegen des möglicherweise
nicht-griechischen Ursprungs von στλεγγίς (vgl. infrd) nimmt Kotera-Feyer
(1993, 10-1 und 145-6) eine nicht-griechische Erfindung der Strigilis an, die
in der nachhomerischen Zeit in den griechischen Raum eingeführt wurde.414
Für das umstrittene attische „Wesen“ des Substantivs ξύστρα (s. supra
zum Zitatkontext) könnte man neben der Archipposstelle die von den Lexiko-
graphen herangezogenen Belege (Diph. fr. 51,2 (ap. Poll. 10,62); Men. fr. 458)
und Luc. Lex. 5 nennen (bei letzterem bezieht sich die Wendung οδοντωτή

414 In den homerischen Epen fehlt nämlich jeglicher Hinweis auf den Brauch des
Abschabens und die dementsprechende Verwendung eines Schabegeräts. Zu Lehn-
wörtern, die Gegenstände fremden Ursprungs bezeichnen, s. Wild 1970, in dem
lateinische Lehnwörter im Englischen untersucht werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften