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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0216
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 39)

215

Zitatkontext Lemma und Interpretamentum dieser wohl auf Diogenian, den
Grammatiker der Hadrian-Zeit, zurückgehenden Glosse (vgl. Hansen 2005,
z.St.) sind korrupt. Es geht um etwas, dessen Epitheton έπίχαλκα ,mit Erz
überzogen“ sein kann, wofür wahrscheinlich der dorische Komödiendichter
Sophron (Sophr. fr. 137) herangezogen wird (vgl. Hordern 2004,191). Auffällig
ist einerseits das scheinbare Vorkommen der wohl dor. Form σκανάς (für att.
σκηνάς) sowohl im Lemma als auch im Interpretamentum, andererseits die
mögliche Verbindung eines Adj. έπίχαλκος mit dem kurz danach anzutreffen-
den Subst. άσπίς. Was hinter dem darauffolgenden σκανάς πορεύση steckt,
ist noch rätselhafter. Von Kailias wird lediglich gesagt, daß er das Lemma bzw.
einen im Lemma enthaltenen Ausdruck als ein nicht besser zu bestimmendes
Gerät bzw. Werkzeug versteht. Ob Sophron und Kailias in der grundsätzlichen
Bedeutung des Wortes bzw. in dessen syntaktischer Verwendung (etwa Subst.
vs. Adj.) voneinander abwichen, läßt sich ebenso wenig bestimmen. Wohl
aufgrund der vermeintlich dorischen Form des Lemmas dachte Meineke VI
52 an den Historiker aus dem 4./3. Jh. v. Chr. Kailias aus Syrakus (FGrHist 564),
der über den Tyrannen Agathokles schrieb (skeptisch über die Autorschaft des
Komikers auch Kock 1699): eine dorische Form ist jedoch auch beim attischen
Komiker möglich (vgl. hier unten, Interpretation).
Interpretation Wenn das Lemma - was nahe zu liegen scheint - das Wort
σκανά (dor. für σκηνή) enthält (ob σκανάς ίέντα von Musurus oder etwas
anderes) und dieses im Mittelpunkt des Interpretamentum steht (d. h. auch für
Kailias gilt), dann dürfte mit einer dorischen Form bei Kailias zu rechnen sein,
was weder unvorstellbar noch unwahrscheinlich wäre (vgl. etwa γακινίαν von
fr. 33). Andererseits könnte sich der dorische Ausdruck auch nur auf Sophrons
Zitat übertragen lassen, wobei Kailias nur zusätzlich für einen entsprechenden
Usus von σκηνή angeführt worden wäre (im PL heißt σκηνή in der Komödie
sonst ,Stand auf dem Marktplatz“, wie in Ar. Thesm. 658, bzw. ,Lager“, wie
in Pac. 731). Die Lexikographen erklären sonst σκηνή (ausgehend von Dem.
41,11) als ein nicht genauer definierbares Zeug (σκεύος) und alternativ als
einen weiblichen Schmuck (Λέξ. ρητ. p. 302,31; vgl. Phot, σ 308 = Et. gen. AB
[Et. magn. p. 716,53], wo als weitere Bedeutung σκιάδειον hinzugefügt wird):
für beide wäre ein Epitheton wie mit Erz überzogen bzw. metallbeschlagen
angebracht.
Ein Emendationsversuch des für ein Sophron-Fragment gehaltenes
Lemmas in σκανασή έν τα έπιχάλκω ,[er] würde sich in/auf dem Schild la-
gern“ (Ahrens 1839, 475) wäre plausibel, wenn dies keinen so drastischen
Eingriff in das Interpretamentum wie σκηνοποιήση (für das korrupte σκανάς
πορεύση) έν τή άσπίδι mit sich bringen würde (vgl. dazu Kaibel in Kassel-
Austin zu Sophr. fr. 137: „satis violenter“). Daß έπίχαλκος (fern., d.h. άσπίς)
 
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