Einleitung
15
ziehen: Die Orestes-Parodie könnte man sich gut in zeitlicher Nähe zu der
Uraufführung der euripideischen Tragödie 408 v. Chr. vorstellen, und gerade in
dieser Zeit setzen sich auch andere Komödiendichter intensiv mit der Tragödie
auseinander (vgl. z.B. Strattis’ Anthroporestes, Aristophanes’ Gerytades und
Frösche, Phrynichos’ Mousai und Platons Skeuai). Andererseits schrieb auch
Anaxandrides, ein Dichter der Mittleren Komödie, ein Stück mit demselben
Titel, und dieselbe Passage aus dem Orestes wird auch in Menanders Sikyönios
(176-7) aufgegriffen.16
5. Kömödoumenoi
Die einzige zeitgenössische Persönlichkeit, auf die in den Fragmenten des
Alkaios Bezug genommen wird, ist der vielleicht mit einem Enkel des Hippo-
krates zu identifizierende Arzt Gorgias (fr. 11).17 Zu der Möglichkeit, dass sich
der Titel Kallistö auf eine zeitgenössische Athenerin bezieht (vielleicht eine
Hetäre), vgl. den Kommentar zum Titel.
6. Sprache
Die erhaltenen Fragmente zeigen eine kultivierten, eleganten und zugleich
manchmal ein wenig nachlässig wirkenden Konversationston, der Alkaios von
anderen Dichtern der Alten Komödie abhebt und schon auf Entwicklungen
der Gattung im 4. Jh. v. Chr. verweist. So wird z.B. in fr. 3 eine effektvolle
Ellipse des Verbs in der Aufforderung κατάχωλε, θάττον mit κεραυνοπλήξ
verbunden, einem an tragische Wortbildungen erinnernden Kompositum,
durch das die Drohung eine leicht ironische Färbung erhält; bemerkenswert
ist auch die elegante Formulierung am Ende von fr. 14 πωλικόν ζεύγος βοών,
bei der aber dennoch, wie Parallelen in Inschriften zeigen, der Stil einer eher
geschäftsmäßigen Auflistung nicht aufgegeben wird. Weitere gute Beispiele
für diese sprachliche Eleganz sind die Verbindung der tragischen Vorlage mit
Alltagsvokabular im leider teilweise korrupten fr. 19 und die Attractio relativi
in fr. 22,2, während sich eine (wahrscheinlich gesuchte) Nachlässigkeit in der
leichten Redundanz von σχεδόν τι und εγγύς in fr. 10,1, in der Verwendung
von άλσί in Bezug auf den Koriander in fr. 17,2, und vielleicht auch in der
16 Zu weiteren Bezügen auf den Orestes in der späteren Komödie vgl. Arnott 1996,
62-3.
17 Schmid 1946, 172.
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ziehen: Die Orestes-Parodie könnte man sich gut in zeitlicher Nähe zu der
Uraufführung der euripideischen Tragödie 408 v. Chr. vorstellen, und gerade in
dieser Zeit setzen sich auch andere Komödiendichter intensiv mit der Tragödie
auseinander (vgl. z.B. Strattis’ Anthroporestes, Aristophanes’ Gerytades und
Frösche, Phrynichos’ Mousai und Platons Skeuai). Andererseits schrieb auch
Anaxandrides, ein Dichter der Mittleren Komödie, ein Stück mit demselben
Titel, und dieselbe Passage aus dem Orestes wird auch in Menanders Sikyönios
(176-7) aufgegriffen.16
5. Kömödoumenoi
Die einzige zeitgenössische Persönlichkeit, auf die in den Fragmenten des
Alkaios Bezug genommen wird, ist der vielleicht mit einem Enkel des Hippo-
krates zu identifizierende Arzt Gorgias (fr. 11).17 Zu der Möglichkeit, dass sich
der Titel Kallistö auf eine zeitgenössische Athenerin bezieht (vielleicht eine
Hetäre), vgl. den Kommentar zum Titel.
6. Sprache
Die erhaltenen Fragmente zeigen eine kultivierten, eleganten und zugleich
manchmal ein wenig nachlässig wirkenden Konversationston, der Alkaios von
anderen Dichtern der Alten Komödie abhebt und schon auf Entwicklungen
der Gattung im 4. Jh. v. Chr. verweist. So wird z.B. in fr. 3 eine effektvolle
Ellipse des Verbs in der Aufforderung κατάχωλε, θάττον mit κεραυνοπλήξ
verbunden, einem an tragische Wortbildungen erinnernden Kompositum,
durch das die Drohung eine leicht ironische Färbung erhält; bemerkenswert
ist auch die elegante Formulierung am Ende von fr. 14 πωλικόν ζεύγος βοών,
bei der aber dennoch, wie Parallelen in Inschriften zeigen, der Stil einer eher
geschäftsmäßigen Auflistung nicht aufgegeben wird. Weitere gute Beispiele
für diese sprachliche Eleganz sind die Verbindung der tragischen Vorlage mit
Alltagsvokabular im leider teilweise korrupten fr. 19 und die Attractio relativi
in fr. 22,2, während sich eine (wahrscheinlich gesuchte) Nachlässigkeit in der
leichten Redundanz von σχεδόν τι und εγγύς in fr. 10,1, in der Verwendung
von άλσί in Bezug auf den Koriander in fr. 17,2, und vielleicht auch in der
16 Zu weiteren Bezügen auf den Orestes in der späteren Komödie vgl. Arnott 1996,
62-3.
17 Schmid 1946, 172.