Dubia (fr. dub. 37)
149
Zitatkontext Der in der Suda und der Synagoge B überlieferten Eintrag wird
von Cunningham 2003, 50 Anm. 96 auf die erweiterte Synagoge Σ’” zurück-
geführt (zu deren Quellen vgl. Cunningham 2003, 54-5).
Frage der Zuweisung an den Lyriker oder Komiker Das Fragment wird
meist dem Komiker zugeschrieben, so von Matthiae 1827, 66 (prob. Weicker
1830, 28), Kock I (1880) 763, Bergk 1882, 194, Ribbeck 1882, 76, Edmonds I
(1957) 894-5, Chantraine s.v. άλαζών. Wilamowitz-Moellendorff 1902, 168
denkt dagegen sicherlich an den Lyriker (s.u.), der auch von Meineke I (1839)
246 und Lobel/Page 1955, 282 (ad fr. 402) als Möglichkeit in Betracht gezogen
wird, und Voigt 1971, 340 nimmt das Wort in der Form άλάσδων unter die
Fragmente des Lyrikers auf.
Textgestalt Bei einer Zuweisung an den Lyriker ist die äolische Form άλάσ-
δων anzunehmen.
Interpretation Das Wort άλαζών („Aufschneider“, „Hochstapler“; vgl. Dun-
bar 1995, 495 ad Ar. Av. 825) ist sonst erst ab dem 5. Jh. v. Chr. bezeugt (vgl.
z.B. Hdt. 6,12,3, Ar. Ach. 109, etc., Plat. Charm. 173c, etc., Xen. Mem. 1,1,5, etc.).
Während άλαζών in der Antike aus έν άλη ζών abgeleitet wurde (z.B.
Sud. α 1057, Eust. in Od. p. 1783,37-40 ~ Ael. Dion, α 72 Erbse, Suet. Περί
βλασφημιών 123 Taillardat, Et. Gen. α 391 Lasserre-Livadaras), folgen die
modernen etymologischen Wörterbücher Bonfante 1936, der das Wort auf den
bei Hdt. 4,17,1 und 4,52,3-4 genannten thrakischen Volksstamm der Άλιζώνες
oder Άλαζώνες zurückführt (vgl. Chantraine und Frisk s.v.).
Die Frage, ob das Fragment dem Lyriker oder dem Komiker gehört, ist
für die Klärung des Ursprungs des Worts von entscheidender Bedeutung:
Wenn der Lyriker (der in diesem Fall den mit Abstand frühesten Beleg liefert)
das Wort in der Bedeutung „Herumtreiber“ verwendete, dann spricht alles
dafür, dass er die ursprüngliche Bedeutung des Worts überliefert, aus der
sich dann die spätere übliche Verwendung für einen Hochstapler entwickelt
hat (sicherlich aufgrund von άγύρται und γόητες und auf der Wanderschaft
lebenden Personen, die für sich magische Fähigkeiten beanspruchten); vgl.
Wilamowitz-Moellendorff 1902, 168: „wie άλαζών bei Alkaios noch im Sinne
von άλώμενος vorkam, aber dann ausschließlich ,den der sich aufspielt“ be-
deutet: jeder solche Wandel der Bedeutung erzählt ein Stück Sittengeschichte“.
Bei einer Zuweisung an den Komiker müsste man dagegen von einem
Wortspiel ausgehen, das nichts über eine ursprüngliche Bedeutung des Worts
aussagt; so Ribbeck 1882, 76: „Spielend sind die Etymologien von Alkaios,
vermutlich dem Dichter der alten Komödie ..., der άλαζών scherzhaft von
άλάσθαι ableitete, so dass es soviel als άλώμενος, etwa Bummler, bedeuten,
würde, sowie von Chrysippos ...“.
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Zitatkontext Der in der Suda und der Synagoge B überlieferten Eintrag wird
von Cunningham 2003, 50 Anm. 96 auf die erweiterte Synagoge Σ’” zurück-
geführt (zu deren Quellen vgl. Cunningham 2003, 54-5).
Frage der Zuweisung an den Lyriker oder Komiker Das Fragment wird
meist dem Komiker zugeschrieben, so von Matthiae 1827, 66 (prob. Weicker
1830, 28), Kock I (1880) 763, Bergk 1882, 194, Ribbeck 1882, 76, Edmonds I
(1957) 894-5, Chantraine s.v. άλαζών. Wilamowitz-Moellendorff 1902, 168
denkt dagegen sicherlich an den Lyriker (s.u.), der auch von Meineke I (1839)
246 und Lobel/Page 1955, 282 (ad fr. 402) als Möglichkeit in Betracht gezogen
wird, und Voigt 1971, 340 nimmt das Wort in der Form άλάσδων unter die
Fragmente des Lyrikers auf.
Textgestalt Bei einer Zuweisung an den Lyriker ist die äolische Form άλάσ-
δων anzunehmen.
Interpretation Das Wort άλαζών („Aufschneider“, „Hochstapler“; vgl. Dun-
bar 1995, 495 ad Ar. Av. 825) ist sonst erst ab dem 5. Jh. v. Chr. bezeugt (vgl.
z.B. Hdt. 6,12,3, Ar. Ach. 109, etc., Plat. Charm. 173c, etc., Xen. Mem. 1,1,5, etc.).
Während άλαζών in der Antike aus έν άλη ζών abgeleitet wurde (z.B.
Sud. α 1057, Eust. in Od. p. 1783,37-40 ~ Ael. Dion, α 72 Erbse, Suet. Περί
βλασφημιών 123 Taillardat, Et. Gen. α 391 Lasserre-Livadaras), folgen die
modernen etymologischen Wörterbücher Bonfante 1936, der das Wort auf den
bei Hdt. 4,17,1 und 4,52,3-4 genannten thrakischen Volksstamm der Άλιζώνες
oder Άλαζώνες zurückführt (vgl. Chantraine und Frisk s.v.).
Die Frage, ob das Fragment dem Lyriker oder dem Komiker gehört, ist
für die Klärung des Ursprungs des Worts von entscheidender Bedeutung:
Wenn der Lyriker (der in diesem Fall den mit Abstand frühesten Beleg liefert)
das Wort in der Bedeutung „Herumtreiber“ verwendete, dann spricht alles
dafür, dass er die ursprüngliche Bedeutung des Worts überliefert, aus der
sich dann die spätere übliche Verwendung für einen Hochstapler entwickelt
hat (sicherlich aufgrund von άγύρται und γόητες und auf der Wanderschaft
lebenden Personen, die für sich magische Fähigkeiten beanspruchten); vgl.
Wilamowitz-Moellendorff 1902, 168: „wie άλαζών bei Alkaios noch im Sinne
von άλώμενος vorkam, aber dann ausschließlich ,den der sich aufspielt“ be-
deutet: jeder solche Wandel der Bedeutung erzählt ein Stück Sittengeschichte“.
Bei einer Zuweisung an den Komiker müsste man dagegen von einem
Wortspiel ausgehen, das nichts über eine ursprüngliche Bedeutung des Worts
aussagt; so Ribbeck 1882, 76: „Spielend sind die Etymologien von Alkaios,
vermutlich dem Dichter der alten Komödie ..., der άλαζών scherzhaft von
άλάσθαι ableitete, so dass es soviel als άλώμενος, etwa Bummler, bedeuten,
würde, sowie von Chrysippos ...“.