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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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1. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0232
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248 | TÄTIGKEITSBERICHTE
Tabak ... diesem nothwendigsten aller Bedürfnisse“. - Überraschend das quantitati-
ve Unverhältnis von ‘öffentlich’ (rund 1100 Belege) und ‘Öffentlichkeit’ (9 Belege),
woraus sich entnehmen läßt, daß die ‘Öffentlichkeit’ sich so zu bezeichnen noch
kaum begonnen hatte. Dies blieb bei Goethe auch nach der Machtergreifung der
‘Ohnbehosten’ (Sansculottes) so, die ihn jedoch dazu veranlaßte, sich verstärkt mit
dem ‘Ohioelefanten’ und ähnlichen Wundertieren zu befassen, sprich: sich von der
Politik ab- und der Natur zuzuwenden. — Die ‘Ohrfeige’ galt didaktisch noch als
legitime mnemotechnische Amplifikation, die (gekonnt getimte) ‘Ohnmacht’ als
zeitgemäßes Ausdrucksmittel der stilbewußten Dame, und Mozarts „Entführung aus
dem Serail“ als ‘Operette’. Einer fehlt noch: ein Mops namens ‘Onyx’. Der war das
Hätscheltier von Friederike Unzelmann und wurde von Goethe so getauft in
Anspielung auf den veredelsteinerten Mops in seinem „Märchen“. Es war wohl auch
der einzige Hund, den Goethe „aufs allerschönste zu streicheln“ jemals irgendeinem
Frauchen auftrug.
Noch bemerkt sei, daß man gerade bei vermeintlich unspektakulären Aller-
weltswörtern — wie eben ‘öffentlich’ oder auch ‘Ort’ — bei einer Vielzahl von Bele-
gen auf diffuse semantische Gemengelagen trifft, die das trennscharfe Sondern von
Bedeutungen erheblich erschweren. Aber wir machen es ja gerne.
Die jährliche Sitzung der Interakademischen Kommission für das Goethe-
Wörterbuch fand am 11. Juni in Heidelberg statt. Als Gast legte Prof. Dr. Kurt
Gärtner (Trier) dar, in welchen Schritten es mit der Online-Version des Goethe-
Wörterbuchs vorangehen wird. Außerdem im Mittelpunkt stand die turnusgemäße
Einleitung des Vorsitzwechsels.
R. Welter nahm vom 5.—10. Juli an der EURALEX-Konferenz im westfriesi-
schen Leeuwarden (NL) teil. Zu den für die Gestaltung des Goethe-Wörterbuchs
einschlägigen Resultaten dieser Tagung gehörte u.A. die allgemeine Befürwortung
sog. „Menues“, d.h. kompakter Gliederungsübersichten, die komplexeren Artikeln
zur besseren Orientierung des Benutzers vorangestellt werden; dies bestätigt die
Praxis des Goethe-Wörterbuchs.
Ende August absolvierte der Germanistik-Doktorand Daniel Solling von
der Universität Uppsala ein lexikographisches Kurzpraktikum in der Tübinger
Arbeitsstelle. Im Herbst begann, geleitet von Herrn Machheit, eine partielle
Umstrukturierung des Belegarchivs; es galt, Platz zu schaffen für den Inhalt von ca.
einhundertundachtzig Schubkästen mit dem für die Weiterarbeit benötigten Berliner
Werke-Material T—Z. Wenn dieses neue Material, das an die Stelle unleserlicher
Kopien aus den Fünfziger und Sechziger Jahren tritt, 2011 in zwei Fuhren bei uns
eintrifft, soll es sich sogleich systematisch sinnvoll in die vorhandenen Bestände ein-
gliedern lassen. - Frau Eicheldinger sorgte fortlaufend für den ausgewogenen
Zuwachs an Forschungsliteratur und nahm sich mit aller möglichen Sorgfalt der
zahlreicher werdenden Anfragen an, besonders auch von Seiten der Bochumer
W Dilthey-Forschungsstelle.
 
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