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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0074
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Edition und Übersetzung 73
Vergehens war, einen Hund durch ziemlichen Schmutz tragen. Andere trugen
einen Esels-Sattel, andere ein Pflugrad ¹¹⁶ , andere gemäß dem, was ihnen angemessen
war, andere Gegenstände, mit steifen und gefrorenen Füßen, im Anblick
der ganzen Versammlung. ¹¹⁷
15. Nachdem also durch Gottes Willen der Friede ¹¹⁸ den Landen zurückgegeben
war, hat der verehrungswürdige Mann, als er sich mit den obengenannten Feinden
im Friedenskuss ausgesöhnt hat, auch einen seiner Ministerialen mit Namen
Meingot ¹¹⁹ , weil die Fürsten sich für jenen verbürgten, in Gnade aufgenommen,
der gegen ihn die ganze Zeit über mit äußerst schändlichem Eifer gekämpft hatte.
Dieser, der gegen seinen Mainzer Herrn mit altem und höchst verderblichem Hass
in Todesverachtung hergezogen war, hatte bisher in seinem ¹²⁰ ganzen Leben nur
Böses gegen ihn ausgeheckt und in unbeschreiblicher Weise nach seinem Tod gedürstet.
Den wieder in Gnaden Aufgenommenen begann er deshalb mit solcher
Erkenntlichkeit zu bedenken, dass er ihn, nachdem alles zurückerstattet worden
war, was dieser nach Lehnrecht verloren hatte, unter den ersten und liebsten
Freunden hielt, ihn liebte und förderte. Dabei überdachte er häufig jenes Wort,
dass die Barmherzigkeit ¹²¹ über das Gericht triumphiert, und jenes: ‚Lass ¹²² dich
nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten‘.
Schon verbreitete sich fürwahr jener Ausspruch als Sprichwort: dass der Herr
Arnold, der Erzbischof von Mainz, jene, die ihn selbst hassen, verfolgen und verletzen,
seinerseits liebe, ehre und erhöhe. Und jedenfalls war dieser Fürst von
solcher Höhe der Tugend und Größe der Barmherzigkeit, war der wunderbare
Bischof von solchem Edelmut Christi, dass, wenn einer aus einer noch so großen
Feindschaft nach der Wiedergutmachung in seine Gnade zurückkehrte, er sich
später niemals mehr an sein erlittenes Unrecht erinnerte, sondern diesem vielmehr
Erbarmen und besondere Gnade zuteilwerden lassen wollte in der Überzeugung,
dass es Merkmal von schlechten Menschen sei, sich ¹²³ früherer Feindschaften zu
erinnern. Daher ging ¹²⁴ Meingot bei dem Herrn und Bischof ein und aus, nahm an
den Beratungen und dessen Geheimnissen Anteil und hatte Zeit ¹²⁵ seines Lebens
sehr vertrauten und freundschaftlichen Zugang zu allen Dingen, über die ver-
120 3. Reg. 15,6: omni tempore vitae eius.
121 Iac. 2,13: superexsultat misericordia iudicio.
122 Rom. 12,21.
123 Disticha Catonis, lib. II, distich. 15 (ed. E. Behrens, Poetae Latini Minores 3, S. 224): Litis
praeteritae noli maledicta referre: Post inimicitias iram meminisse malorum est.
124 1. Reg. 18,16: ipse enim ingrediebatur et egrediebatur ante eos.
125 3. Reg. 15,6.
 
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