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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0114
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Edition und Übersetzung 113
der Schweine zertreten werden, schickte alles von ihnen Verwüstete seine
Klagelaute zu Gott. Darauf wandten sie sich in ihrer irrsinnigen Wut dem bischöflichen
Palast ²⁷³ zu, tobten mit Gekläffe gegen den Bischof, kehrten alles von
unten nach oben, was an Gegenständen im Hausrat, was an Wein und Vorräten
sich fand, nachdem die Kammern aufgebrochen waren und die Türen, die
Gemächer, die Wandelgänge und Stühle, fast alles zertrümmert war. Der Wein,
den sie nicht trinken konnten, wurde in die Abwasserrinne gegossen; ihn saugte
die Mutter Erde auf. Schließlich richteten sie den Donner ihrer Raserei gegen die
Kleriker, die dem Herrn Bischof treu ergeben waren, und plünderten ihre Häuser
und ihren Besitz und was sich bei ihnen fand, vollkommen aus ²⁷⁴ . Zudem verschlossen
sie die Tore der Stadt, damit dem Herrn Bischof von nun an kein
Zugang mehr offenstand. Und so gaben sie das Haus des Herrn unehrerbietig
und schmachvoll in solchem Ausmaß der Unzucht preis und setzten alles daran,
um dem Herrn Bischof Schaden zuzufügen. Gleichsam als wollten sie sich durch
einen höheren Richter schützen, nannten sie für alle diese Verbrechen den Herrn
Kaiser als Urheber und Anordner.
44. Auch als die Kunde einer so großen Treulosigkeit zum Herrn Bischof gelangte,
wartete dieser – nachdem er die Bürgen ermahnt hatte – dennoch auf den für ihre
Bußzahlung festgesetzten Zeitpunkt in der Burg Bingen ²⁷⁵ . Als er aber doch zu der
Erkenntnis kam, dass sie durch diese so große Untreue sich einen betrügerischen
Vorteil verschaffen würden und nichts von Buße für ihre Unrechtstaten verlauten
ließen, sondern ganz im Gegenteil Drohungen ausstießen, da sprach er: „Vom
Beginn des Vertrages an war es sonnenklar, dass sie, als sie unter dem todbringenden
Schleier ²⁷⁶ der Heimtücke die Abmachungen der Zwietracht eingingen, den
Worten ²⁷⁷ keine Taten folgen lassen, sondern das in ihrer kleinmütigen Bosheit
Begonnene bei günstiger Gelegenheit ausführen würden. Das ²⁷⁸ schlechte Gewissen
nämlich verfällt immer in Raserei. Ihr Gewissen, durch die Sünde der Treulosigkeit
durchbohrt, konnte eben gar nicht anders als Schaden zufügen. Dieses böse ²⁷⁹ und
verworfene Geschlecht der Söhne des Meingot, ein Geschlecht ²⁸⁰ , dessen Herz
niemals fest war, diese Brut ²⁸¹ der Schlangen, diese immer wieder nachwachsenden
276 Ambrosius, Commentarius In Cantica Canticorum, c. 4,30 (MPL 15, Sp. 1909B) und Ders.,
De uirginbus, lib. I, c. 8,41 (ed. F. Gori, Biblioteca Ambrosiana, 14,1, S. 140, Z. 19): Verba tua
nullum doli uelamen obtendant.
277 Sallust, De coniuratione Catilinae 3,2: facta dictis exaequanda sunt.
278 Sap. 17,10: cum sit enim timida nequitia dat testimonium condemnata semper enim praesumit
saeva conturbata conscientia.
279 Deut. 32,5: generatio prava atque perversa.
280 Ps. 77,8 (G): generatio prava et exasperans; generatio, quae non direxit cor suum.
281 Matth. 23,33.
 
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