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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0044
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2.3 Systematisierungen: Ordnungen der Gewissensarten

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sitionen verstanden, wobei in diesen Fällen nicht einer Mitte der hervorragende
Platz zukommt, sondern stets dem Gewissenszustand, der sowohl der objek-
tiven als auch der subjektiven Wertordnung entspricht, insofern beide in der
con-scientia zusammenfallen sollten.109 Das sich aus diesen Konstellationen erge-
bende Schema von Möglichkeitsformen kann dabei jedoch verschiedene
Strukturen aufweisen: solche, die ein in sich geschlossenes System bilden und
solche, innerhalb derer gleichsam additiv und potentiell ad infinitum Arten des
Gewissens zusammengestellt werden.
Jede dieser Einteilungen konnte dem, der sein Gewissen erforschte, dabei von
Nutzen sein, um sich in den beschriebenen Modellen wiederzufinden: Sei es, dass
er die eigenen Eindrücke mit dem ihm angetragenen Muster abgleichen konnte,
sei es, dass dieses Muster ihm überhaupt erst eine Matrix bot, die ihm half, einen
passenden und angemessenen Ausdruck seiner eigenen Befindlichkeiten und
Gefühle abzuleiten und begrifflich zu fassen.
a) Geschlossene Struktur
Der Vierzahl von Gewissensarten von gut und ruhig, gut und unruhig, schlecht
und ruhig sowie schlecht und unruhig kommt in mehrfacher Hinsicht Bedeutung
zu: Nicht nur findet die doppelt binäre und überdies verschränkte Struktur der
verschiedenen Qualitäten in ihr numerischen Ausdruck; die Vierzahl verweist
stets auch auf ein ganzes Reservoir von modellhaften Bedeutungsträgern anderer
Zusammenhänge, unter denen die positiven und heilsgeschichtlich aufgeladenen
die negativen klar überwiegen.110 Das zugrundeliegende Zahlenmuster von zwei
mal zwei dient somit nicht nur dem einfacheren Erfassen einer komplexen
Semantik, sondern wird vor allem selbst zur „metonymischen Rahmung“.111 In
seinen verschiedenene Ausprägungen kann das Gewissen dadurch mit je ver-
schiedenen Bedeutungen aufgeladen werden: Das Viererschema garantiert dabei
zugleich die Geschlossenheit eines distinkten Systems und macht die einzelnen
Arten über den Zahlwert der Vier anschlussfähig für diverse weitere Bedeutungs-
träger, die ihrerseits die Vier als Grundwert ihres Binnenverhältnisses aufweisen.
Da er in dieser Arbeit im Zentrum steht, werden die folgenden Ausführungen
zum Motiv der vier Gewissensarten beispielhaft auf dem Traktat De quattuor
modis conscientiarum gründen. Auf inhaltliche Nuancierungen der fünf anderen
109 „Wenn die conscientia also normativ wirksam ist, dann muß sie subjektiv und objektiv zugleich
gelten.“ B. Hennig, Conscientia, S. 137.
110 Vgl. hierzu H. Meyer / R. Suntrup, Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen,
Sp.332-402
111 Vgl. N. Largier, Zahlenmuster als Metonymie, S. 210-4.
 
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