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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0196
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5. Edition und Übersetzung

195

Sünde missfällt und er der fremden Sünde nicht zustimmt, dass er den Sünder
nicht im Stich lässt, dass er dessen Fehler, wie viele es auch sein mögen, nicht
verheimlicht; und obgleich er ihn tadelt, verspottet er ihn nicht. Soweit vom Trin-
ken der Milch. Höre nun vom Trinken des Weins.a
Der Wein ist herb und nicht süß. Diejenigen trinken den Wein, die, nachdem
sie die Wege des Lebens in Angriff genommen haben und beschreiten, durch die
Bedrängnisse des Körpers und der Seele herumgeschleudert werden, in dieser
Bedrängnis aber weder aufgeben noch zurückweichen. Es sind jene, denen Gott
selbst mit eigenem Mund verkündet und vorherbestimmt: Ihr aber seid es, die ihr
ausgeharrt habt mit mir in meinen Anfechtungen (Lc 22.28).
Von denen haben wir ausführlich und [Ch:] Aber
genügend bereits zuvor gehandelt.
Welcher von diesen scheint dir würdiger zu sein: jener, der in Süße, oder jener,
der in Bitterkeit den Weg der Gebote Gottes (Ps 118.32) eilt? Der erste scheint
glücklicher zu sein, der zweite stärker, aber jeder von beiden ist gerecht und jeder
von beiden fromm; jeder von ihnen hat seine Gabe von Gott, der eine so, der
andere aber so (I Cor 7.7).
Du willst wissen, warum beide vor Gott Gefallen finden. Ich habe, sagt er, mei-
nen Wein mit meiner Milch getrunken (Ct 5.1). Er ist es nämlich, der den ersten
von der Anfechtung befreit, den zweiten in der Anfechtung stärkt; und so erfährt
der eine, dass der Herr süß ist (Ps 33.9), der andere, dass der Herr stark ist (Apc
18.8). Er ist wahrhaft stark und mächtig im Kampf (Ps 23.8), er, der seinen Diener

a Zur Antithese Wein - Milch vgl. P. Godman, Paradoxes of Conscience, S. 189 unter Bezug auf
Hbr 5.11-14.

237 inj fehlt in Brü.
238 uterque] uterque tarnen Ch.
239 alius] alius quidem Ch.
240 vero] non Brü, Rom.
241 quia] quoniam Rom.
242 coram] fehlt in Brü.
243 meumj fehlt in Ch.
244 enim] est Mel.
245 liberal] servat Brü.
246 quoniam] quod quoniam Brü.
247 alter] alter vero Ch.
 
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