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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0204
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5. Edition und Übersetzung

203

II.4 Vom schlechten und unruhigen Gewissen
Schlecht und unruhig ist schließlich das Gewissen, das beim Begehen der Sünde
ertappt und ergriffen wird; während es glaubt, seine Wollust zu stillen, weicht
diese, von menschlicher Scham und Verwirrung zurückgeschlagen, der Furcht, so
wie geschrieben ist: Bei seinen Werken wurde der Sünder ergriffen (Ps 9.17). Zum
Beispiel: Einer will der Wollust wegen einen Ehebruch begehen; er wird dabei von
Furcht ergriffen, und vor Scham und Beklemmung ist die Furcht um vieles größer
als die Wollust des Menschen, der als Mensch lebt und versteht. Und obgleich sich
mancher aufgrund einer solchen Entdeckung zu Gott bekehren sollte, ist die Zahl
derer, die bei einer solchen Verwirrung in der Sünde verharren, dennoch größer
als die derjenigen, die sich aufgrund ihrer Verwirrung durch die Sünde von der
Sünde entfernen. Über beide ist geschrieben: Fülle ihr Angesicht mit Schmach,
und sie werden nach deinem Namen fragen, Herr (Ps 82.17).
Und von den anderen: [Ch:] Der Prophet Jeremias spricht
von jenen, die sich nicht [von der
Sünde] entfernen:
Ich habe sie geschlagen und sie haben den Schmerz nicht empfunden; ich habe sie
zerrüttet und sie haben sich geweigert, die Lehre anzunehmen (1er 5.3).
Dies sind die vier Ströme der Gewissen, die aus der Quelle des Willens fließen,
in denen die Gerechten gereinigt und die Ungerechten beschmutzt werden, so-
dass geschehen kann, wovon man liest: Wer voll Sünde ist, soll künftig schmutzig
sein, und wer gerecht ist, der soll auch künftig ein Gerechter sein (Apc 22.11).
Und weil die Gedanken des Menschen, sei er gut oder schlecht, beständig krei-
sen, habe ich beschlossen, dir, entsprechend meines Vermögens, alle Arten der
Gedanken zu zeigen, wohin auch immer sie sich richten,

350 Percussi eos] Percussisti eos Aw, Soi; Percussisti eos, Domine Ch.
351 attravi] attravisti Av, Ch, Soi.
352 rennuerunt suscipere] rennuerunt accipere Av; noluerunt accipere Rom.
353 Hii] Isti Par.
354 fiat] fiant Brü.
355 legitur] scriptum est Ch.
356 Et] fehlt in Brü, Met, Soi.
357 in] fehlt in Brü.
358 et ... adhuc] et sanctus sanctificetur adhuc Brü; et iustus iustificetur adhuc Ch.
359 omnis] omnes Am, Av, Brü, Mel, Rom, Sois; plurimos Ch.
360 modos] fehlt in Brü.
361 quaquaversum] quocumque versu Rom.
 
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