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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0212
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5. Edition und Übersetzung

211

III.7 Von den misstrauischen Gedanken
Misstrauisch sind sie, wenn sie, auch ohne einen sicheren Beweis zu haben, den
anderen des Schlechten verdächtigen und wenn das, was sie nach verschiedenen
Seiten neigen können, von ihnen immer nach der schlechteren ausgelegt wird.
III.8 Von den zerstreuten Gedanken
Zerstreut sind sie, wenn [der Geist] sich in entfernten Reichen und Regionen
befindet und diese untersucht; wenn er sich mit Fragen und Meinungen dieser
Welt zerstreut - welch allerschlechteste Beschäftigung gab, Salomon zufolge,
Gott den Kindern der Menschen, um sie damit zu verwirren (Ecl 1.13).
III.9
[CA:] Weiter. Man erkennt, dass es eine große
Vielfalt von Gedanken gibt. Einige blähen das
Herz auf, einige erheben es, einige versetzen es
in Unruhe, einige zerreißen es, einige beschä-
men es, einige zerstreuen es, einige binden es,
einige beschmutzen es, einige schnüren es ein,
einige verderben es. Sie machen es aufgebläht
wie bei hochmütigen [Gedanken], sie erheben
es wie bei eitlen, sie versetzen es in Unruhe
wie bei neidischen, sie zerreißen es wie bei
zornigen, sie beschämen es wie bei trägen, sie
zerstreuen es wie bei ehrgeizigen, sie binden es
wie bei gefräßigen, sie beschmutzen es wie bei
ausschweifenden, sie schnüren es ein wie bei
furchtsamen, sie verderben es wie bei boshaf-
ten. Nachdem man diese Gedanken ausge-
sperrt hat, wird der Geist gereinigt, wenn er
beständig mit heiligen Gedanken abgemüht
wird, so wie es geschrieben ist: Der heilige Ge-
danke wird dich beschützen (Prv 2.11).

425 hominum] homini Bril, Ch, Met.
426 distenderentur] distendantur Brii, Mel.
427 quam ... ea] om. Soi.
 
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