244
6. Rezeptionen und Wirkungen
- Dl Darmstadt, ULB, MS 1422, 218r:
Vide: Bernardus in
nono libro florum
dich conscientiarum
que
tranquilla sed non bona, ut in iuvenibus
bona sed non tranquilla ut in penitentibus
nee bona nee tranquilla ut in obstruatis
bona et tranquilla inpaucis <...> virginis
aliter
alii
amplam
strictam
perversam
bonam
Hieran schließen sich wiederum - von gleicher Hand nachgetragen - kurze Dieta
an, die alle die conscientia zum Gegenstand haben.71 Insgesamt ist so in Dl ein
kurzes zweiseitiges Dossier entstanden, in dem das Motiv der vier Gewissensar-
ten in einen umfassenderen Zusammenhang gestellt wurde, zu dem auch der un-
mittelbar vorausgehende Text Über die im Geiste begangenen Todsünden {De
peccatis mentalibus mortalibus) des Jakob von Jüterbog zu zählen ist.72
Ludolf von Sachsen: Vita lesu Christi
Noch deutlich wirkmächtiger und weiter verbreitet als die Flores Bernardi war
die Vita lesu Christi e quatuor Ev angelns et scriptoribus orthodoxis concinnata
des Ludolf von Sachsen.73 Dieses monumentale Opus, in dem Evangelienkon-
kordanz, Passionsbetrachtung und moralische Unterweisung verbunden sind,
enthält in seinem ersten Teil auch einen Passus, in dem das Motiv der vier Gewis-
sensarten entfaltet wird. Dieser begegnet dabei am Ende eines umfangreichen
Kapitels, das mit Über die Ehrsucht und einige andere Laster der Kleriker und
Religiösen {De ambitione et quibusdam aliis clericorum et religiosorum defecti-
bus) überschrieben ist.74 Ludolf verfasste sein Werk wohl zwischen 1348 und
136875, d. h. in einer Zeit, als der ehemalige Dominikaner bereits dem Kartäuser-
71 Zunächst folgt: Exemplum de duobus fratribus, qui de mandato abbatis sui detulerunt ficus
proprianatas infirmo heremite et entrantes in via oluerunt fame nolentes commendentur. Sic
fructibus potest mandatum superiorem illo nimis stricta conscientia fuit vacilla. Hieran schließt
auf folio 218vder Satz an: Lex conscientie humanorum actuum ductoriam ad observantiam sui
dictaminis sit semper obligatoriam. Auf diesen folgen vier Conclusiones conscientie mit je vier
Unterpunkten.
72 Vgl. Katalog Darmstadt ULB 5.1, S. 150.
73 Zur Verbreitung des Werkes in Handschriften vgl. W. Baier, Untersuchungen zu den Passionsbe-
trachtungen, S. 151-8, und in Druckausgaben, ebd., S. 159f. Zum Einfluss generell vgl. ehd..,passim.
74 Vgl. die Wiedergabe dieses Abschnitts unten S. 247-9.
75 W. Baier, Untersuchungen zu den Passionsbetrachtungen, S. 135
6. Rezeptionen und Wirkungen
- Dl Darmstadt, ULB, MS 1422, 218r:
Vide: Bernardus in
nono libro florum
dich conscientiarum
que
tranquilla sed non bona, ut in iuvenibus
bona sed non tranquilla ut in penitentibus
nee bona nee tranquilla ut in obstruatis
bona et tranquilla inpaucis <...> virginis
aliter
alii
amplam
strictam
perversam
bonam
Hieran schließen sich wiederum - von gleicher Hand nachgetragen - kurze Dieta
an, die alle die conscientia zum Gegenstand haben.71 Insgesamt ist so in Dl ein
kurzes zweiseitiges Dossier entstanden, in dem das Motiv der vier Gewissensar-
ten in einen umfassenderen Zusammenhang gestellt wurde, zu dem auch der un-
mittelbar vorausgehende Text Über die im Geiste begangenen Todsünden {De
peccatis mentalibus mortalibus) des Jakob von Jüterbog zu zählen ist.72
Ludolf von Sachsen: Vita lesu Christi
Noch deutlich wirkmächtiger und weiter verbreitet als die Flores Bernardi war
die Vita lesu Christi e quatuor Ev angelns et scriptoribus orthodoxis concinnata
des Ludolf von Sachsen.73 Dieses monumentale Opus, in dem Evangelienkon-
kordanz, Passionsbetrachtung und moralische Unterweisung verbunden sind,
enthält in seinem ersten Teil auch einen Passus, in dem das Motiv der vier Gewis-
sensarten entfaltet wird. Dieser begegnet dabei am Ende eines umfangreichen
Kapitels, das mit Über die Ehrsucht und einige andere Laster der Kleriker und
Religiösen {De ambitione et quibusdam aliis clericorum et religiosorum defecti-
bus) überschrieben ist.74 Ludolf verfasste sein Werk wohl zwischen 1348 und
136875, d. h. in einer Zeit, als der ehemalige Dominikaner bereits dem Kartäuser-
71 Zunächst folgt: Exemplum de duobus fratribus, qui de mandato abbatis sui detulerunt ficus
proprianatas infirmo heremite et entrantes in via oluerunt fame nolentes commendentur. Sic
fructibus potest mandatum superiorem illo nimis stricta conscientia fuit vacilla. Hieran schließt
auf folio 218vder Satz an: Lex conscientie humanorum actuum ductoriam ad observantiam sui
dictaminis sit semper obligatoriam. Auf diesen folgen vier Conclusiones conscientie mit je vier
Unterpunkten.
72 Vgl. Katalog Darmstadt ULB 5.1, S. 150.
73 Zur Verbreitung des Werkes in Handschriften vgl. W. Baier, Untersuchungen zu den Passionsbe-
trachtungen, S. 151-8, und in Druckausgaben, ebd., S. 159f. Zum Einfluss generell vgl. ehd..,passim.
74 Vgl. die Wiedergabe dieses Abschnitts unten S. 247-9.
75 W. Baier, Untersuchungen zu den Passionsbetrachtungen, S. 135