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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0273
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272

6. Rezeptionen und Wirkungen

Durch die Anspielung auf Psalm 6.7 begegnet hier bei ,Meffreth‘ erstmals jene
Verknüpfung des Grundmotivs der vier Gewissensarten mit dem Problemfeld
der Reue, das am Beginn des 16. Jahrhunderts bei Konrad Rudner wieder zu
finden ist.180
Von den angeführten Textpassagen zum Gegenstand des Gewissens ist die aus
der bernhardischen Predigt entnommene mit Abstand die umfangreichste. Ange-
sichts der Fülle von Zitaten aus ganz verschiedenen Werken kommt diesem den-
noch nur kleinen Textpassus für die gesamte Predigt kaum eine herausragende
Position zu. Dennoch verweist der Umstand, dass für den nur kurzen Abschnitt
zur conscientia gerade das Motiv der vier Gewissensarten herangezogen wurde,
einmal mehr auf dessen Präsenz in den pastoralen Diskursen der Zeit.
Pelbärt von Temesvär: Sermo de conscientie reformatione et qualitate
Trotz in den letzten Jahren erfolgter Bemühungen um die Erschließung und Edi-
tion seiner Werke zählt Pelbärt von Temesvär (f 1504) nach wie vor zu den
großen Unbekannten nicht nur für die Geschichte des Franziskanerordens, dem
er angehörte, sondern ebenso für die Geschichte der Predigt - einem Feld, auf
dem er überaus aktiv und wirksam war.181 Der Generation nach Bernardino da
Siena und Giovanni da Capistrano zugehörig, verfasste Pelbärt neben einer
theologischen Enzyklopädie, dem Aureum theologiae rosarium, ein Corpus von
weit mehr als 800 Musterpredigten, dessen Druckauflagen bis ins 16. Jahrhun-
dert hinein die Zahl von 100 deutlich überstieg.182
Die vierte Predigt zum dritten Advent183 seines Predigtzyklus zum Kirchen-
jahr, die im Folgenden näher betrachtet werden soll, steht unter der Perikope
„Quid dicis de te ipso“ (Io 1.22); in ihr handelte Pelbärt „de conscientie refor-
matione et qualitate“. Gleich eingangs begründete er die Wichtigkeit des Gegen-
stands durch Verweis auf ein von der Kirche aktuell angemahntes allgemeines
Bemühen zur Gewissenspflege.184 Niemand könne, so stellte er heraus, ein
180 Vgl. unten S. 282.
181 Vgl. hierzu zuletzt I. Bärczi, La diversite thematique, mit Verweis auf das damals noch laufen-
de Editionsprojekt http://sermones.elte.hu/pelbart/index.php ?file=th/, das nun scheinbar ein-
gestellt wurde.
182 Vgl. G. Adriänyi, „Pelbärt von Temesvär“. Zu den Auflagen vgl. im Repertorium fontium,
Bd. 8, S. 561 a.
183 Den Betreuern der Online-Ausgabe ist dabei offensichtlich ein Fehler in der Verlinkung unter-
laufen. Statt wie angegeben auf die vierte Predigt zum dritten Advent, führt der entsprechende
Link zur dritten. Die vierte Predigt ist online nicht erreichbar. Die Webmaster der Seite waren
bedauerlicherweise trotz mehrfacher Versuche der Kontaktaufnahme nicht erreichbar.
184 „Ex quo ecclesia his diebus frequentissime monet nos ad conscientiam nostram rectificandam
ut in eam Christus adveniat et inhabitat Pelbärt von Temesvär, Sermo IV, adv. III -
Sermo XV.
 
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