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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0329
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328

6. Rezeptionen und Wirkungen

von „Leidenschaft“ nur äußerst selten gebraucht.438) Damit widerspricht Vivien
nicht den Ausführungen seines Referenztextes, doch wird das Formulierte nun
verdichtet, vereindeutigt und damit zugleich dem Vokabular der Zeit angepasst.
Claude Joly: Cinquieme prone de la bienheureuse mort
Über das Talent Claude Jolys (f 1678) zur Predigt gibt es durchaus verschiedene
Einschätzungen: Während Madame de Sevigne (f 1696), die ihn zur Eröffnung der
Assemblee du clerge des Jahres 1675 hatte predigen hören, seine Ausführungen für
in hohem Maße unoriginell hielt,439 überbot sich der Herausgeber seiner gesam-
melten Reden in Elogen.440 Dies geschah jedoch erst 15 Jahre nach dem Tod des
Sulpizianers und Bischofs von Agen.441 Während eine ganze Reihe von Jolys
Schriften bereits zu dessen Lebzeiten im Druck erschienen, wurden seine Predig-
ten erst posthum veröffentlicht. Das Urteil der Käufer spricht jedoch nicht dafür,
dass diese den Inhalt für ebenso altmodisch hielten wie Madame de Sevigne. Erst-
mals im Jahr 1692 erschienen, erfuhr die Sammlung zahlreiche Neuauflagen und
Nachdrucke und wurde ebenso ins Deutsche wie ins Italienische übersetzt.442
Von Interesse ist hier die fünfte seiner Predigten „Über den glückseligen Tod
der Gerechten“, die unter dem Motto des 115. Psalms steht, wonach der Tod
seiner Heiligen dem Herrn kostbar sei. Angesichts dieses Sujets kann es kaum
überraschen, dass Joly auch auf das zu sprechen kommt, was er „das Gewissens-
Geschäfft“ im Angesicht des nahen Todes nennt.443 Glückselig wären nämlich
438 U. Köpf, Die Leidenschaften der Seele, S. 95f.
439 „M. Joly preche ä l’ouverture; mais comme il ne servit que d’une vieille evangile, et qu’il ne dit
que de vieilles verites, son sermon parut vieux. 11 y auroit de beiles choses ä dire sur cet article.“
(Brief vom 14. 06. 1675) Zitiert nach L. Bertrand, Bibliotheque Sulpicienne, Bd. 3, S. 8.
440 Vgl. Cl. Joly, Prones, Bd. 1, Preface. Dieses sei, wie L. Bertrand, Bibliotheque Sulpicienne,
Bd. 3, S.17, angibt, von einem gewissen „avocat Richard“ verfaßt worden.
441 Vgl. zu ihm L. Bertrand, Bibliotheque Sulpicienne, Bd. 3, S. 1-19 sowie Noye, „Joly (Clau-
de)“. Zu seinem Wirken als Erzieher am französischen Hof vgl. jetzt N. Reinhardt, Voices of
Conscience, S. 60-2, Reinhardt gibt als Sterbejahr 1700, ebd., S. 60.
442 Paris: Edmonde Couterot 1692,1693,1695,1699,1701; Brüssel: Frangois Foppens 1698; Lyon:
Lyon: par les Associez au Privilege 1703,1706,1715,1725/26; Paris: Denis Mariette 1712; Caen:
Pierre Frangois Doublet 1713; Paris: La veuve de Louis Guerin 1722; Paris: Michel-Estienne
David 1722; Lyon: Bryset 1727; Paris: Frangois Mathey 1734; Avignon 1741. 1728 erschien in
Venedig die erste Italienische Übersetzung unter dem Titel Discorsi famigliari per tutte le Do-
meniche dell’anno [...] Tradotti dall’originale Francese nell’Idioma Italiano da D. Francesco
Morelli, Venezia: Battista Recurti 1728; weitere folgten 21734,41748,71789; Milano: 1735. 1789
erschien bereits die siebente Auflage. Die erste Übersetzung ins Deutsche wurde 1714 publi-
ziert. Weitere Auflagen folgten in den Jahren 1723, 1724, 1726, 1755 und 1756. Ich zitiere im
Folgenden nach der französischen Ausgabe des Jahrs 1693 sowie der deutschen des Jahrs 1726.
443 Cl. Joly, Predigt von dem glückseeligen Todt der Gerechten, n° 5.1.6, S. 367 a. „[...] ordre ä sa
conscience, afin de mourir en bon etat.“ Cl. Joly, Cinquiemeprone de la bienheureuse mort, in:
Prones de messire Claude Joli, Bd. 2, S. 177.
 
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