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Autoritäten - Fol. 6v
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[fol. 6v] Papst Leo* 1 an den Bischof von Thessaloniki Anastasius2: Auf
dieses Ziel richten wir unser ganzes Wirken und unsere ganze Sorge aus,
dass das, was die Einheit der Eintracht und die Wahrung der Disziplin
betrifft, durch keine Spaltung verletzt wird, durch keinen Müßiggang
vernachlässigt wird. Kurz darauf: Ich fordere dazu auf und mahne an, dass 5
das, was fromm geordnet und heilbringend eingerichtet ist, nicht durch
Streit in Verwirrung gebracht werden soll. Niemand suche das Seine,
sondern was dem andern dient', und wie der Apostel sagt: Jeder von uns
lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. Das
Gefüge unserer Einheit kann nämlich nicht fest sein, wenn uns nicht das 10
Band der Liebe zu einem untrennbaren Ganzen zusammenbindet. Denn wie
wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe
Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist
einer des andern Glied. Die Verbindung zu einem ganzen Körper schafft
eine einzige Gesundheit, eine einzige Schönheit. Und diese Verbindung zu 15
einem ganzen Körper verlangt fürwahr Einmütigkeit, aber besonders
erfordert sie die Eintracht der Priester.
[fol. 7r] Johannes Chrysostomus3 sagt in der Predigt über die Bekehrung
des heiligen Apostels Paulus über den Bedränger der Kirchen Valens4 20
Folgendes: Weil er mit gottloser Berührung die Gott geweihten Gefäße
entweiht hatte, starb der Onkel des Kaisers selbst, aufgefressen von
11 Leo der Große (* um 400, f 10. November 461), Papst (440-461). Vgl. SCHIEFFER, Art. „Leo
I. der Große“, Sp. 1876-1877. | 2> Anastasius L, Bischof von Thessaloniki (434-451),
päpstlicher Vikar für Ostillyrien. Vgl. BAUSENHART, Bischofsamt, S. 100. | 3> Johannes
Chrysostomos, Johannes von Antiochia (* 344 oder 349, ( 14. September 407), Erzbischof von
Konstantinopel (398-404), Kirchenlehrer. Johannes Chrysostomos setzte sich stark für eine
grundlegende Reform des Klerus von Konstantinopel ein. Vgl. TlERSCH, Johannes
Chrysostomus, S. 135-151. | 4> Flavins Valens (* 328, ( 9. August 378), oströmischer Kaiser
(364-378), Anhänger des Arianismus. Zu seiner Religionspolitik vgl. KLEIN, Art. „ Valens“, Sp.
1386. In der hier zitierten Chrysostomus-Stelle geht es jedoch nicht um Valens, sondern um
Julian, römischer Kaiser (360-363).
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Autoritäten - Fol. 6v
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[fol. 6v] Papst Leo* 1 an den Bischof von Thessaloniki Anastasius2: Auf
dieses Ziel richten wir unser ganzes Wirken und unsere ganze Sorge aus,
dass das, was die Einheit der Eintracht und die Wahrung der Disziplin
betrifft, durch keine Spaltung verletzt wird, durch keinen Müßiggang
vernachlässigt wird. Kurz darauf: Ich fordere dazu auf und mahne an, dass 5
das, was fromm geordnet und heilbringend eingerichtet ist, nicht durch
Streit in Verwirrung gebracht werden soll. Niemand suche das Seine,
sondern was dem andern dient', und wie der Apostel sagt: Jeder von uns
lebe so, dass er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung. Das
Gefüge unserer Einheit kann nämlich nicht fest sein, wenn uns nicht das 10
Band der Liebe zu einem untrennbaren Ganzen zusammenbindet. Denn wie
wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe
Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist
einer des andern Glied. Die Verbindung zu einem ganzen Körper schafft
eine einzige Gesundheit, eine einzige Schönheit. Und diese Verbindung zu 15
einem ganzen Körper verlangt fürwahr Einmütigkeit, aber besonders
erfordert sie die Eintracht der Priester.
[fol. 7r] Johannes Chrysostomus3 sagt in der Predigt über die Bekehrung
des heiligen Apostels Paulus über den Bedränger der Kirchen Valens4 20
Folgendes: Weil er mit gottloser Berührung die Gott geweihten Gefäße
entweiht hatte, starb der Onkel des Kaisers selbst, aufgefressen von
11 Leo der Große (* um 400, f 10. November 461), Papst (440-461). Vgl. SCHIEFFER, Art. „Leo
I. der Große“, Sp. 1876-1877. | 2> Anastasius L, Bischof von Thessaloniki (434-451),
päpstlicher Vikar für Ostillyrien. Vgl. BAUSENHART, Bischofsamt, S. 100. | 3> Johannes
Chrysostomos, Johannes von Antiochia (* 344 oder 349, ( 14. September 407), Erzbischof von
Konstantinopel (398-404), Kirchenlehrer. Johannes Chrysostomos setzte sich stark für eine
grundlegende Reform des Klerus von Konstantinopel ein. Vgl. TlERSCH, Johannes
Chrysostomus, S. 135-151. | 4> Flavins Valens (* 328, ( 9. August 378), oströmischer Kaiser
(364-378), Anhänger des Arianismus. Zu seiner Religionspolitik vgl. KLEIN, Art. „ Valens“, Sp.
1386. In der hier zitierten Chrysostomus-Stelle geht es jedoch nicht um Valens, sondern um
Julian, römischer Kaiser (360-363).