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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

4’: Vgl. die Anm. zu Rs. 2’. Der Name Assur-etellu, wenn richtig gelesen, scheint nur hier bezeugt zu sein; C. Saporetti,
Onomastica Medio-Assira 1,215f. führt lediglich die Namen Etel-Assur und Etel-pi-Assur auf.

5 ’: Das Demonstrativpronomen am Anfang der Zeile kann wegen Genusdisgruenz nicht attributiv auf das nachfolgende qaqqadäte
bezogen sein. Man wird annehmen dürfen, daß von abgeschlagenen Köpfen zuvor genannter Personen die Rede ist.

6’: Mit sanüteja beginnt auch der Abschnitt „iii" 15’ff. des „Haupttextes", der eine kriegerische Aktion gegen Himme
beschreibt.

Einen ersten Feldzug Assur-bel-kalas gegen das Land Märi, das damals von einem gewissen Tukultl-Mer regiert wurde,
scheint RIMA 2, 89.1, Vs. 14’-18’ zu schildern. E. Weidner hat in AnOr 12, 336-38 die Vermutung geäußert, daß der an der
fraglichen Stelle genannte Regent mit „Tukultl-Mer, König von Häna, Sohn des Ilu-iqTsa" identisch sein könnte, von dem eine
Weihinschrift an Samas stammt, die auf einem in Sippar gefundenen kostbaren Stab angebracht ist. Sollte Weidners Annahme
zutreffen, wofür sich auch E. Cancik-Kirschbaum, OLZ 92 (1997), 501 ausspricht, dann wäre Tukultl-Mer sowohl König
von Häna wie auch von Märi gewesen. Den Titel eines „Königs von Märi“ hatten zwischen dem 13. und dem frühen 11.
Jahrhundert v. Chr. mehrere der von Assyrien abhängigen Regenten der Stadt Täbatu inne, deren Namen aus Inschriften und
Urkunden aus Tell Bderi und Tell Täbän bekannt sind (siehe S. M. Maul, Die Inschriften von Tall Täbän, 10-17, D. Shibata,
Al-Räfidän 28 (2007), 66f.). Rs. 7’ unseres Textes legt indes nahe, daß Tukultl-Mers Machtbasis nicht etwa Täbatu, sondern
die Stadt Qat/tna/u war, die zwischen Latihu und Dür-Katlimmu am mittleren Habur zu lokalisieren und entweder mit Tell
Asamsani oder Tell Fadghami zu identifizieren ist (siehe RIA 11,171f.). Beide Ruinenhügel befinden sich ca. 50 km südlich
von Tell Täbän. Man kann vermuten, daß die Regenten von Qat/tna/u, nachdem sie vermutlich ebenso wie diejenigen von
Täbatu über eine längere Periode hinweg als assyrische Klientelkönige amtiert hatten, in den letzten Jahren der Herrschaft
Tiglatpilesers I. oder kurz danach, unter Zumckdrängung der Herrscher von Täbatu, den Titel „König von Märi“ annahmen
und Unabhängigkeit von Assyrien beanspmchten, was Assur-bel-kala schließlich zum Eingreifen veranlaßte. Ebenfalls
denkbar ist natürlich, daß „König von Märi“ ein Titel war, den zeitgleich amtierende Regenten sowohl in Täbatu wie auch
in Qat/tna/u für sich in Anspmch nahmen. Mit Blick auf Qat/tna/us Assoziation mit Häna ist auf einen der sog. Häna-Texte
zu verweisen, der, vermutlich im 14. oder 13. Jahrhundert v. Chr. abgefaßt, den Verkauf eines Obstgartens im Distrikt von
muqa-tu-na behandelt (siehe A. H. Podany, The Land ofHana, 144-48).

7’: Die Zeile erinnert an KAH 2,99, eine gleichfalls beschädigte kurze Inschrift auf einem Obeliskenfragment aus Assur, in der
es heißt, ein Herrscher von Qat/tna/u habe dem assyrischen König Sklaven gebracht ([... ü] mqat-ta-na-a-ia LtJ* ! .MES. SAM !.
MES na-si, Graysons Umschrift in RIMA 1,101.1004 ist entsprechend zu verbessern). Nachdem ich dank der Freundlichkeit
J. Rengers Fotos weiterer wohl vom selben Obelisken stammender Bmchstücke habe studieren können, scheint mir, daß das
Fragment nicht, wie von Grayson vermutet, Assurnasirpal II. zuzuweisen ist, sondern eher Tiglatpileser I. oder Assur-bel-
kala. Doch ob sich tatsächlich eine Verbindung mit der in VAT 9657, Rs. 6’ff. überlieferten Episode ergibt, bleibt vorerst
völlig offen.

8’: Grayson liest am Schluß - riV, was wohl nicht ganz ausgeschlossen ist. abbaü ist die mittelassyrische Pluralform von abu.
Wir wissen nicht, worauf die Erwähnung der „Vorväter“ im vorliegenden Kontext abzielt, doch darf man annehmen, daß es
um die Ahnen des von Assur-bel-kala bekämpften Tukultl-Mer geht. In diesem Zusammenhang ist eine Beobachtung von
D. Shibata in Al-Räfidän 28, 67, Anm. 22 von Interesse. Shibata verweist darauf, daß es sich bei dem Tukultl-Mer des 11.
Jahrhunderts v. Chr. um den Nachfahren eines gleichnamigen Regenten der Zeit Tukultl-Ninurtas I. handeln könnte, der in
einem aus Dür-Katlimmu stammenden Dokument über Getreideliefemngen an syrische Provinzstädte erwähnt wird. Außer
ihm werden in der fraglichen Urkunde auch die Regenten von Dür-Katlimmu, Assukanni und Täbatu mit Namen genannt.
Sie alle, Tukultl-Mer (I.) eingeschlossen, sind unter Tukultl-Ninurta I. offenbar wichtige Funktionsträger, die im Auftrag
der assyrischen Krone Schlüsselregionen des assyrischen Westreichs verwalten. Wenn tatsächlich mehrere Regenten der
Dynastie von Häna den Namen Tukultl-Mer getragen haben sollten, könnte der in der Anmerkung zu Z. 6’ besprochene
Weihgegenstand aus Sippar natürlich auch einem anderen Tukultl-Mer zuzuweisen sein als demjenigen, den Assur-bel-kala
in seiner Inschrift erwähnt.

15) VAT 9637 + VAT 9641 (Kopie: S. 194-195) Adad-näräri II. (datiert 909 v. Chr.)

Fundnummern: Ass. 3023 + 4489r + 4565a; Fundorte: hD3V, hD4I, Assur-Tempel, Osthof; Archivzugehörigkeit: N 1: 14. Ass. 3023
+ Ass. 4565a weist die Museumsnummer VAT 9637 auf, Ass. 4489r die Nummer VAT 9641.

Großes Bmchstück der oberen Partie einer einkolumnigen, mit Brennlöchern versehenen Tontafel, 191 x 178 mm, beidseitig
erhalten.

Fmhere Kopie: KAH 1,24 (nur Ass. 3023); frühere Bearbeitung: A. K. Grayson, RIMA 2,99.1, Ex. 2 (mit weiteren bibliographischen
Angaben; für Variantenangaben siehe p. 402).

Dieses wichtige Inschriftenbruchstück wird im vorliegenden Band erstmals vollständig in Form einer Keilschriftkopie präsentiert. Eine
neue Umschrift und Übersetzung zu bieten, scheint jedoch überflüssig, da Graysons Bearbeitung des vorliegenden und eines weiteren
Textvertreters (VAT 9640) dieser frühesten Annaleninschrift Adad-närärls II. von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen zuverlässig
ist. Einige Anmerkungen zu seiner Edition dürften genügen.
 
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