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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur
d 1 ... [.] 2 ... [.] 3’ilku-Dienst [.] 4 welche(r/s) inmitten von [.] 5 sein Wohnsitz [.] 6 der Gmnd [.] 7 das Haus ... [.]
8 ... [.] 9'errichtete [und vollendete] ich [.] l0'[mit meinem Namen] beschrieben [.] 11 ... [.]
Rest weggebrochen
Bemerkungen:
VA 15465 weist Teile eines königlichen Legitimationspassus und eines Bauberichts auf, die beide singulär zu sein scheinen. Schrift
und Schriftträger legen es nahe, das Stück in das späte 8. oder ins 7. Jahrhundert v. Chr. zu datieren. Der wahrscheinlichste Kandidat
für die Zuweisung des Fragments ist Asarhaddon, mit dessen Inschriften das Fragment, wie im nachstehenden Kommentar ausgeführt,
eine Reihe phraseologischer Parallelen aufweist. Weitere Zylinderbmchstücke Asarhaddons, die in Assur gefunden wurden, sind Ass.
943, Ass. 10430 und Ass. 18343, die den auf den Assur-Tempel bezogenen Text KAH 2, 125 duplizieren (Borger, Die Inschriften
Asarhaddons, 6f., Ass. B), und Ass. 1588+, ein Duplikat der Tarbisu-Inschrift Asarhaddons (Borger, Die Inschriften Asarhaddons,
7lf., Trb. A); siehe O. Pedersen, KbOA, 206-08. Das Fragment VA 15465, das keinen dieser Texte dupliziert, könnte freilich auch
einem anderen König als Asarhaddon zuzuweisen sein.
i l’: Das vorletzte Zeichen sieht eher wie ein TJS 1 aus, der vermeintliche Winkelhaken könnte jedoch eine bloße Beschädigung
sein.
2’: Als etel kal malki (Lesung nicht ganz sicher) bezeichnet sich sonst nur Sanherib, siehe CAD E, 382a.
5’: Das Epitheton ( d)samsu kissat nlse wird von verschiedenen mittel- und fmhneuassyrischen Königen gebraucht (siehe CAD
S/1,337a), einmal aber auch von Asarhaddon (Borger, Die Inschriften Asarhaddons, 80, AsBbA, Vs. 34).
8’: putuqqu ist nach CAD P, 513f. innerhalb des Korpus der assyrischen Königsinschriften bislang nur in Asarhaddon-Texten
bezeugt, in Bab. A, i 13-15 (sa ultu üme sehrTsu belüssunu putuqquma, auf Marduk und Zarpanltu bezogen) und in Frt. I, Vs.
25 ([.] Sinputuqqumaf, siehe Borger,Die Inschriften Asarhaddons, 12,113.
ii 2’: Möglicherweise ist al-l[u „Hacke" zu lesen, ein Wort, das öfters, auch in Inschriften Asarhaddons (siehe CAD A/1,357), im
Verbund mit tupsikku „Tragkorb" auf Frondienstpflichten verweist und daher recht gut zu der in Z. 3’ folgenden Erwähnung
des //kn-Dienstes passen würde.
4’-10’: Mehrere der in diesem Abschnitt erhaltenen Worte finden sich, freilich in anderer Reihenfolge, auch in Z. 22-31 von
Asarhaddons Trb. A-Inschrift (Borger, Die Inschriften Asarhaddons, 71 f.).
7’: Nach A. R. George, HMH, 69f. existiert kein sumerischer Tempelprunkname, der mit den hier vorliegenden Zeichenresten
vereinbar wäre. Vielleicht ist der Text zu E d!x-[.] zu emendieren.
III. Assyrische Chroniken
Bislang waren sechs mittelassyrische Tontafelfragmente historischen Inhalts bekannt, die sich zumindest unter Vorbehalt als Chroniken
klassifizieren lassen. Fünf von ihnen hat A. K Grayson in ABC, seiner Edition der assyrischen und babylonischen Chroniken, auf
den Seiten 184-89 und 288-89 bearbeitet (s. auch J.-J. Glassner, Mesopotamian Chronicles, 43-44, 88-90, 184-191). Ein weiteres
einschlägiges Fragment, das auch der Verf. kopiert, hier jedoch nicht erneut aufgenommen hat, wurde kürzlich von H. Freydank in
MARV 5 als Nr. 80 publiziert.
Die genannten Bmchstücke sind allesamt stark beschädigt, so daß es schwierig ist, sich von ihrem Inhalt und ihrer Form ein zuverlässiges
Bild zu machen. Klar ist, daß sie, anders als gewöhnliche Königsinschriften, durchweg in der 3. Ps. verfaßt sind. Ferner scheinen sie
die in ihnen geschilderten Ereignisse nach Eponymen zu datieren, auch wenn es hierfür bislang nur in dem Chronikfragment no. 1
(wo in Z. 3 nach Glassner, Mesopotamian Chronicles, 184 [ina llme] IS/?( !)-//'- dISKUR zu ergänzen ist) eindeutige Evidenz gibt.
Und schließlich läßt sich festhalten, daß ihre Schilderungen rhetorisch eher schmucklos sind. Alle diese Kriterien sind geeignet, die
Zuweisung der Stücke zur Gattung der Chroniken zu stützen.
Allerdings ist im Falle keines einzigen der Fragmente erkennbar, daß es sich mit Geschehnissen beschäftigen würde, die in die
Regierungszeit von mehr als nur einem assyrischen König fallen, was die Stücke zugleich assyrischen Herrscherinschriften ähnlich
macht. Letztere wiederum können Anklänge an Chroniken aufweisen. Dies gilt etwa für den „Zerbrochenen Obelisken" Assur-bel-kalas
(RIMA 2, 89.7) und die große Tontafelinschrift Tukultl-Ninurtas II. (RIMA 2,100.5 und Nr. 19/20 im vorliegenden Band), die beide
mit Eponymendatierungen ausgestattete königliche Tatenberichte repräsentieren, in denen die 1. Ps. und die 3. Ps. Sg. miteinander
wechseln. Angesichts der generischen Verwandtschaft von Chroniken und Königsinschriften verwundert es nicht, daß Grayson das
Chronikfragment no. 2 nicht nur in ABC, sondern auch (unter 75.8) in seinem den assyrischen Königsinschriften gewidmeten Band
RIMA 1 ediert hat.
Trotz des Problems der Abgrenzung der beiden Gattungen werden die folgenden drei Textfragmente hier nicht zusammen mit den
Königsinschriften, sondern in einer den Chroniken gewidmeten eigenen Rubrik präsentiert. Die Stücke zeichnen sich alle durch den
Gebrauch der 3. Ps. aus, und das unter Nr. 61 präsentierte größte der drei Fragmente enthält zwei Eponymendatiemngen.
Nach Eponymen datierende Chroniken, deren historische Einträge zuweilen äußerst knapp, zuweilen aber auch recht umfangreich
Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur
d 1 ... [.] 2 ... [.] 3’ilku-Dienst [.] 4 welche(r/s) inmitten von [.] 5 sein Wohnsitz [.] 6 der Gmnd [.] 7 das Haus ... [.]
8 ... [.] 9'errichtete [und vollendete] ich [.] l0'[mit meinem Namen] beschrieben [.] 11 ... [.]
Rest weggebrochen
Bemerkungen:
VA 15465 weist Teile eines königlichen Legitimationspassus und eines Bauberichts auf, die beide singulär zu sein scheinen. Schrift
und Schriftträger legen es nahe, das Stück in das späte 8. oder ins 7. Jahrhundert v. Chr. zu datieren. Der wahrscheinlichste Kandidat
für die Zuweisung des Fragments ist Asarhaddon, mit dessen Inschriften das Fragment, wie im nachstehenden Kommentar ausgeführt,
eine Reihe phraseologischer Parallelen aufweist. Weitere Zylinderbmchstücke Asarhaddons, die in Assur gefunden wurden, sind Ass.
943, Ass. 10430 und Ass. 18343, die den auf den Assur-Tempel bezogenen Text KAH 2, 125 duplizieren (Borger, Die Inschriften
Asarhaddons, 6f., Ass. B), und Ass. 1588+, ein Duplikat der Tarbisu-Inschrift Asarhaddons (Borger, Die Inschriften Asarhaddons,
7lf., Trb. A); siehe O. Pedersen, KbOA, 206-08. Das Fragment VA 15465, das keinen dieser Texte dupliziert, könnte freilich auch
einem anderen König als Asarhaddon zuzuweisen sein.
i l’: Das vorletzte Zeichen sieht eher wie ein TJS 1 aus, der vermeintliche Winkelhaken könnte jedoch eine bloße Beschädigung
sein.
2’: Als etel kal malki (Lesung nicht ganz sicher) bezeichnet sich sonst nur Sanherib, siehe CAD E, 382a.
5’: Das Epitheton ( d)samsu kissat nlse wird von verschiedenen mittel- und fmhneuassyrischen Königen gebraucht (siehe CAD
S/1,337a), einmal aber auch von Asarhaddon (Borger, Die Inschriften Asarhaddons, 80, AsBbA, Vs. 34).
8’: putuqqu ist nach CAD P, 513f. innerhalb des Korpus der assyrischen Königsinschriften bislang nur in Asarhaddon-Texten
bezeugt, in Bab. A, i 13-15 (sa ultu üme sehrTsu belüssunu putuqquma, auf Marduk und Zarpanltu bezogen) und in Frt. I, Vs.
25 ([.] Sinputuqqumaf, siehe Borger,Die Inschriften Asarhaddons, 12,113.
ii 2’: Möglicherweise ist al-l[u „Hacke" zu lesen, ein Wort, das öfters, auch in Inschriften Asarhaddons (siehe CAD A/1,357), im
Verbund mit tupsikku „Tragkorb" auf Frondienstpflichten verweist und daher recht gut zu der in Z. 3’ folgenden Erwähnung
des //kn-Dienstes passen würde.
4’-10’: Mehrere der in diesem Abschnitt erhaltenen Worte finden sich, freilich in anderer Reihenfolge, auch in Z. 22-31 von
Asarhaddons Trb. A-Inschrift (Borger, Die Inschriften Asarhaddons, 71 f.).
7’: Nach A. R. George, HMH, 69f. existiert kein sumerischer Tempelprunkname, der mit den hier vorliegenden Zeichenresten
vereinbar wäre. Vielleicht ist der Text zu E d!x-[.] zu emendieren.
III. Assyrische Chroniken
Bislang waren sechs mittelassyrische Tontafelfragmente historischen Inhalts bekannt, die sich zumindest unter Vorbehalt als Chroniken
klassifizieren lassen. Fünf von ihnen hat A. K Grayson in ABC, seiner Edition der assyrischen und babylonischen Chroniken, auf
den Seiten 184-89 und 288-89 bearbeitet (s. auch J.-J. Glassner, Mesopotamian Chronicles, 43-44, 88-90, 184-191). Ein weiteres
einschlägiges Fragment, das auch der Verf. kopiert, hier jedoch nicht erneut aufgenommen hat, wurde kürzlich von H. Freydank in
MARV 5 als Nr. 80 publiziert.
Die genannten Bmchstücke sind allesamt stark beschädigt, so daß es schwierig ist, sich von ihrem Inhalt und ihrer Form ein zuverlässiges
Bild zu machen. Klar ist, daß sie, anders als gewöhnliche Königsinschriften, durchweg in der 3. Ps. verfaßt sind. Ferner scheinen sie
die in ihnen geschilderten Ereignisse nach Eponymen zu datieren, auch wenn es hierfür bislang nur in dem Chronikfragment no. 1
(wo in Z. 3 nach Glassner, Mesopotamian Chronicles, 184 [ina llme] IS/?( !)-//'- dISKUR zu ergänzen ist) eindeutige Evidenz gibt.
Und schließlich läßt sich festhalten, daß ihre Schilderungen rhetorisch eher schmucklos sind. Alle diese Kriterien sind geeignet, die
Zuweisung der Stücke zur Gattung der Chroniken zu stützen.
Allerdings ist im Falle keines einzigen der Fragmente erkennbar, daß es sich mit Geschehnissen beschäftigen würde, die in die
Regierungszeit von mehr als nur einem assyrischen König fallen, was die Stücke zugleich assyrischen Herrscherinschriften ähnlich
macht. Letztere wiederum können Anklänge an Chroniken aufweisen. Dies gilt etwa für den „Zerbrochenen Obelisken" Assur-bel-kalas
(RIMA 2, 89.7) und die große Tontafelinschrift Tukultl-Ninurtas II. (RIMA 2,100.5 und Nr. 19/20 im vorliegenden Band), die beide
mit Eponymendatierungen ausgestattete königliche Tatenberichte repräsentieren, in denen die 1. Ps. und die 3. Ps. Sg. miteinander
wechseln. Angesichts der generischen Verwandtschaft von Chroniken und Königsinschriften verwundert es nicht, daß Grayson das
Chronikfragment no. 2 nicht nur in ABC, sondern auch (unter 75.8) in seinem den assyrischen Königsinschriften gewidmeten Band
RIMA 1 ediert hat.
Trotz des Problems der Abgrenzung der beiden Gattungen werden die folgenden drei Textfragmente hier nicht zusammen mit den
Königsinschriften, sondern in einer den Chroniken gewidmeten eigenen Rubrik präsentiert. Die Stücke zeichnen sich alle durch den
Gebrauch der 3. Ps. aus, und das unter Nr. 61 präsentierte größte der drei Fragmente enthält zwei Eponymendatiemngen.
Nach Eponymen datierende Chroniken, deren historische Einträge zuweilen äußerst knapp, zuweilen aber auch recht umfangreich