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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

Rs. l’[Wenn.] ... [...] 2 3 baufällig wird [(...), soll (ein späterer Fürst) das, was daran baufällig geworden ist], erneuern und die in

meinem Namen verfaßte Inschrift an [ihren] Ort zurücklegen. (Dann) wird Assur seine Gebete erhören.

4 ~ 6 Wer (aber) meine Inschrift [und meinen Namen\ beseitigt, dessen Königtum [sollen Assur] und die (übrigen) Gottheiten, die im
Ehursagkurkura-Tempel wohnen, zu Fall bringen, [dessen] Thron [sollen sie wegnehmen], den sollen sie vor seinen Feinden gebunden
dasitzen lassen, und seinen Namen [und seinen Samen] sollen sie [im] (ganzen) Land vernichten.

7 Monat Schalt-Elulu, 23. Tag, [Eponymat des ...i]a, des Sohnes des Sebettija.

Bemerkungen:

Der vorliegende Text ist ein wichtiges weiteres Zeugnis dafür, daß Assurnasirpal II., der während seiner Regiemngszeit die königliche
Residenz von Assur nach Kalhu verlegte, dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - umfangreichere Rekonstruktionsarbeiten am
Assur-Tempel in Assur durchführen ließ. Daß der Assur-Tempel der Gegenstand des größtenteils verlorenen Bauberichts unseres
Textes war, läßt sich indirekt aus den Zeilen Rs. 3’ und 4’ entnehmen, in denen Assur und die Götter des Ehursagkurkura genannt
werden. Bislang deuteten nur einige in RIMA 2 unter 101.138 veröffentlichte kurze Ziegelinschriften sowie ein kurzer Hinweis in dem
umfangreichen Annalentext RIMA 2,101.1 aus Kalhu (iii 90) auf eine Bautätigkeit Assurnasirpals II. am Assur-Tempel hin.

Der neue Text ist gmndsätzlich singulär, doch weist seine Einleitung einige aufällige Übereinstimmungen mit dem Anfangspassus der
sog. „Standardinschriff‘ Assurnasirpals II. aus Ninive auf (RIMA 2,101.40, Z. 1-27).

Vs. 1: Ergänzt nach RIMA 2,101.1, i 10, es könnten jedoch auch andere Theonyme in der Lücke gestanden haben.

2: Ergänzt nach RIMA 2,101.1, i lOund 101.40, Z. lf.

3: Der Anfang ist offenbar singulär; die Lesung pi-qi\t-ta folgt einem Vorschlag von S. M. Maul. Der Schluß ist ergänzt nach
RIMA2,101.40, Z. 9f.

4: Adad und Nergal sind die beiden Gottheiten, die in Form von Standarten auf Feldzügen mitgeführt wurden. Vermutlich liegt
eine Prädizierung vor, die auf die kiiegerischen Qualitäten des Königs Bezug nimmt.

5: Ergänzt nach RIMA 2,101.40, Z. 10f.; die beiden Passagen sind jedoch nicht identisch. In 101.40 sind es Anu, Enlil und Ea,
die dem König die Insignien seiner Macht aushändigen. Für diese drei Götternamen steht im vorliegnden Text jedoch nicht
genügend Raum zur Verfügung.

6f.: Die vorgenommenen Ergänzungen sind nicht unproblematisch. Sie orientieren sich an RIMA 2,101.40, Z. 16 (sa ktma sarür
Samsi andillasu eli mätlsu suparrurUma) und ebd., Z. 1 lf. ((Anit Enlil u Ea) belüt naphar mätäti lä mägirUt Assur anapeli u
suknusi aggis umcFirUni). Insbesondere die Lesung /«(?) ma--g]i--ru in Z. 6 ist als sehr tentativ zu werten.

8-10: ErgänztnachRIMA2,101.40,Z. 12f.DiezweiteHälftevonZ. 10weichtab;dienach 101.40,Z. 11 vorgenommeneErgänzung
des Zeilenschlusses ist unsicher.

llf.: Offenbar liegt hier ein Epitheton vor, das in genau dieser Form in keiner anderen Assurnasirpal-Inschrift belegt ist. Man
vergleiche jedoch säi a-na ti-ib ? 1STUKUL.MES-säi ez-zu-te gi-mir KUR.KUR.MES i-hi-la-ma ul-ta-nap-sä-qa GIM kis-ki-
te-e i-su-da „derjenige, der, wenn er seine wütenden Waffen erhebt, bewirkt, daß sämtliche Länder zu kreißen beginnen, in
Konvulsion geraten und wie in einem Ofen dahinschmelzen" (RIMA 2, 101.40, Z. 13-15). Wenn kippatu im vorliegenden
Text die Bedeutung „Gesamtheif' haben sollte (siehe CAD K, 399),könnte eine ähnlich lautende Ergänzung anzusetzen sein,
was mit dem zur Verfügung stehenden Raum durchaus zu vereinbaren wäre. Vgl. aber auch kippat mätäti qätussu ukinnu bei
Salmanassar III. (RIMA 3,102.5, i 3).

12f.: Oder mu-pat-t]ul Ergänzt nach RIMA 2,101.40, Z. 15.

14: Das Epitheton käsid findet sich im Inschriftenwerk Assurnasirpal II. sonst u. a. in RIMA 2,101.40, Z. 19f. (ka-sid TA e-ber-
tan ldIDIGNA a-di KUR Lab-na-ni, etc.), in 101.1, i 28 (ka-sid a-a-bu-ut As-sur) und in 101.17, i 12f. (ka-sid URU.URU
hur-sä-ni pat gim-ri-sü-nu).

Rs. l’: Man könnte am Zeilenschluß an eine Lesung re'- rnü'- rma' rE' [su-ü] „Wenn [dieser] Tempel" denken, doch ist sie mit den
Spuren nur unter Bedenken zu vereinbaren.

3’: Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß nach As- rsur 1 (man beachte die von Vs. 6 abweichende Schreibung) noch ein
Götterepitheton, etwa belu rabü, folgte.

4’-6’: Für ähnliche Fluchformeln - an denen sich die Ergänzungen orientieren - siehe RIMA 2,101.38, Z. 45-49.

7’: //mmn-Angaben mit Filiationen sind in den Datenformeln von Königsinschriften aus Assur auch sonst belegt, etwa in VAT
14410 (Nr 1 des vorliegenden Bandes, Tukultl-Ninurta I.), Rs. 3’, RIMA 2, 87.3 (Tiglatpileser I.), Z. 5f. und 98.3 (Assur-dän
II.), Z. 20f. Da nur der Schluß des Namens des limmu-Beamten erhalten ist und die Patronyme der in dieser Funktion unter
Assurnasirpal II. amtierenden Offiziellen aus anderen Quellen nicht bekannt sind, könnte es sich bei unserem Eponymen
um vier verschiedene Personen gehandelt haben (siehe A. R. Millard, The Eponyms ofthe Assyrian Empire, 25f.): Nergal-
äpil-kumu 3 a (873 v. Chr.), dessen Name in der Assur-Stele Nr. 50, Z. 2 ^TJRl.G AL-a-ptTku-mu-ia geschrieben wird (für
diesen und weitere Belege siehe PNA 2/II, 941), Istar-emüqäja (867 v. Chr.), ein Name, für den gleichfalls Schreibungen mit
abschließendem -ia belegt sind (siehe PNA 2/1, 571, wo die in der Assur-Stele Nr. 99 belegte Schreibung IdINNIN-Ä.MES-
a-ia nachzutragen ist), Ninurta-iläja (863 v. Chr.) und Assur/Nergal(?)-iläja (861 v. Chr.). Die beiden letztgenannten Namen
sind bislang nicht in Schreibungen mit -ia bezeugt, doch sind solche Wiedergaben keineswegs ausgeschlossen. Der Name
Nergal-äpil-kümü 5 a scheint für die Lücke ein wenig zu lang zu sein.
 
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