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Nr. 31

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4’-6’: Hier ist vermutlich von der Errichtung einer Siegesstele in Kisesim die Rede, auf die, freilich in teilweise anderen Worten,

auch in Ann. 711, iii.b 17-21, Ann., Z. 95, Prunk, Z. 63 und der Iran-Stele Bezug genommen wird. In letztgenanntem Text,
der mir in einer gegenüber Levines Edition bedeutend verbesserten, noch unveröffentlichten Umschrift von A. Fuchs vorliegt,
heißt es in Z. 70f. wie folgt:

ina u^-me-sü-ma na4NA.RtJ.A Dtj-ma sa-lam DINGIR.MES GAL.MES EN.MES-iö mu-sak-[si-du] er-nit-ti-ia sd [x x x

x] na e m [x x x] na nu rni 1 [.] / ep-se-et NIG.E AN.SAR ki-sit-ti SU n-m sä UGU kib-rat LIMMU-/' väs'- vku'-nu mim-

mu-u ina muK[i-se-si-im 0?] DÜ ?An ? UGU^-sü ä[s]-tu[r-ma.]

Damals stellte ich eine Stele her, (mit) einem Bild der großen Götter, meiner Herren, die mich meine Wünsche erreichen

lassen ... [...] ... [...] ... [.], und schrieb darauf die Siegestaten Assurs, die von mir eigenhändig vorgenommenen

Eroberungen, die ich den vier Weltgegenden aufgezwungen hatte, und alles, was ich in Kisesim getan hatte [.].

Auch wenn sich der zitierte Passus nicht in dem Abschnitt über Sargons Auseinandersetzung mit Kisesim findet, sondern
erst gegen Ende der Steleninschrift, nach dem Bericht über die Bezwingung der Mederfürsten, ist anzunehmen, daß das hier
genannte Monument in Kisesim aufgestellt war, da diese Stadt, sofern die oben vorgenommene Ergänzung korrekt ist, als
einzige in Z. 71 namentlich genannt wird.

Fuchs, SAAS 8,56 15 hat m. E. zu Recht vermutet, daß in dem Abschnitt von der Iran-Stele selbst die Rede sein dürfte (siehe
auch J. E. Reade, in: M. Liverani (Hrsg.), Neo-Assyrian Geography, 39, wo aufgrund einer Fehllesung allerdings fälschlich
die in der Nähe von Kisesim gelegene Stadt Hundir als Aufstellungsort der Stele identifiziert wird). Die Iran-Stele wurde in
einem Ruinenhügel am Nordrand des modernen Dorfes Najafehabad ausgegraben, und auch wenn ihr Fundort vermutlich
nicht der ursprüngliche Aufstellungungsort der Stele war, da in ihrer Nähe weder Architekturreste noch Keramikscherben
gefunden wurden, kann das Monument, das ca. zwei Tonnen wiegt, kaum von allzuweit her dorthin gebracht worden sein
(Levine, Two Neo-Assyrian Stelae, 25). Es liegt folglich nahe, Kisesim in Najafehabad oder dessen unmittelbarer Umgebung
zu lokalisieren.

Unklar war bislang, in welchem Bauwerk die Stele urspmnglich aufgestellt war. Ann. 711, iii.b 17-21 spezifizieren dasselbe,
doch die entscheidenden Worte sind so stark beschädigt, daß sie sich nicht mit Sicherheit lesen lassen:

[s]a-lam LU[GAL]-ft-/a D[U]- Vus'-ma [epset liti] / [ dA-su ]r4 be-U-ia sa i-na qe-reb \mät Mannäja(l)] / [mät] vMa'-da-a-a
e-t[e-e]p-pu- vstf [(.) elisu] / [äs-tu]r-ma ina E dx x x [.] / [(...) a]-na da-ra-a-ti ul-[ziz 0?]

Ich stellte ein königliches Bildnis von mir her, schrieb [darauf die Siegestaten] Assurs, meines Herrn, die ich der Reihe
nach in [Mannäja] und Medien vollbracht hatte, und stellte es für alle Zukunft im Tempel des ... [.] auf.

Fuchs, SAAS 8,26 43 erwägt, die Spuren nach E als d7\'- vsurf zu lesen, doch sind Assur-Tempel außerhalb der Stadt Assur
bekanntlich rar. Es ist der vorliegende Text, der Klarheit schafft: Sargon ließ die Stele offenbar in einem Marduk-Tempel
aufstellen. Dieses Sanktuar war nicht der einzige im Zagrosraum befindliche Tempel des babylonischen Gottes. Auch in
Til-Assuri befand sich nach Ausweis der Annalen Tiglatpilesers III. (H. Tadmor, The Inscriptions ofTiglath-pileser III, 72f.,
Ann. 15: 12) ein entsprechendes Heiligtum. Die Stelle in Ann. 711 bedarf der Kollation.

Angemerkt - und betont - sei hier noch, daß die für Z. 4’-5’ unseres Fragments vorgeschlagenen Ergänzungen mit Blick
auf die phraseologischen Details als unsicher gelten müssen. Besonders die Vermutung, daß in Z. 4’ auf Ullusunu Bezug
genommen wird, bleibt mangels entsprechender Parallelen tentativ. Gmndsätzlich erscheint es möglich, daß salam sarrütija

(epusma.) nicht in Z. 4’, sondern erst in der Lücke in Z. 5’ zu ergänzen ist.

6’f.: Der einzige Text, in dem die in diesen Zeilen geschilderte Episode bislang bezeugt war, ist offenbar Ann. 711, wo es in iii.b

22-25, wie hier in Anschluß an den Bericht über die Aufstellung der Stele in Kisesim, heißt:

[ lnEN.UR]UMES-ni sa muKi- vrnir'-[ra (...)] / [...] KUR E x x x an ? gi ? [...] / [...] E-Zu-al-za- väs' x [...] / [ANSE.KUR.RA],
MES ausepa-[ri-i amhur]

Das von Fuchs vor amhiir ergänzte madattasunu ist vermutlich zu streichen.

Von den Stadtherren von Kimirra [.], Blt-..., [.], Blt-Zualzas [.empfing ich] Pferde und Maultiere.

Es scheint, als seien in Ann. 711 lediglich die Namen der Örtlichkeiten genannt, von denen Sargon die Tiere entgegennahm,
während in VAT 10716 auch die Namen ihrer Herrscher aufgeführt werden. Die Erwähnung Kibabas von Harhar in Z. 6’
stellt dabei allerdings ein erhebliches Problem dar. Bislang war aus Sargons Inschriften von Kibaba lediglich bekannt, daß
ihn die Bewohner Harhars, offenbar wegen seiner proassyrischen Haltung, verjagt hatten; hierauf kommt auch unser Text in
den folgenden beiden Zeilen zu sprechen. Ein Passus in der Iran-Stele schien freilich darauf hinzudeuten, daß die Vertreibung
Kibabas lange vor dem Feldzug des Jahres 716 v. Chr. erfolgte. In Z. 41f. der Stele heißt es nämlich:

umHar-ha-ar-a-a kan-su-tu AN.SAR za-bil tup-sik-ki x [.] / [ lKi-ba-b]a IuEN.URU-.vm-/h/ e-ba-ku- vma' ANSE.

KUR.M[ES] er-bet MU.AN.NA ma-da-ta-sü-nu ? ik-lu-ü

Die Leute von Harhar, die Assur unterworfen waren und Arbeitsdienst verrichteten ... [.], entfernten Kibaba, ihren

Stadtherren, und hielten ihren Tribut (in Gestalt von) Pferden vier Jahre lang zurück.
 
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