Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78

Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

6 Ich setzte Bel-ibni, einen Angehörigen der Rab-bane, einen Abkömmling Suannas (Babylons), der wie ein [junger] Hund [in meinem
Palast aufgewachsen war, als König von Sumer und Akkad über sie ein].

7 " 8 Auf meinemRückmarsch [bezwang ichdieunbeugsamen Aramäerstämmeder] Tu 5 muna,Rihihu,Jadaqqu, [Ubudu,Gibre,Malihu,
Gurumu, Ubulu, Damunu, Gambulu, Hindaru], Ru 5u 5 a, Puqudu, Hannänu, Hagaränu, Nabatu [und Li 5 ta 5u, sie alle miteinander, und
schleppte ihre bewegliche Habe fort].

9 Im Verlauf meines Feldzugs empfing ich von Nabü-bel-sumäti, dem Residenten der Stadt Hararatu, [Gold, Silber, große Sissoo-
(Stämme), Esel, Kamele, Ochsen und Schafe als seinen gewichtigen Tribut].

10 [Ich machte] die Mannen der Stadt Hirimmu, widerspenstige Feinde, die sich niemals in der Vergangenheit [meinen] königlichen
[Vorvätern ergeben hatten, mit der Waffe nieder und ließ niemanden am Leben]. 11 Ich nahm diesen Bezirk aufs neue in Besitz. [Für
alle Zeit setzte ich] einen Ochsen, zehn Widder, zehn Esellasten Wein [und 20 Esellasten erstklassiger Datteln für das regelmäßige
Opfer für die Götter Assyriens, meine Herren, (als Abgabe für sie) fest].

12 [Ich kehrte wohlbehalten] mit der gewichtigen Beute von 208000 Menschen (sowie mit) 7200 Pferden und Maultieren, 11073 [Eseln,
5230 Kamelen, 80050 Ochsen und 800100 Schafen nach Assyrien zurück], 13 nicht eingerechnet die Menschen,Esel, Kamele, Ochsen
und Schafe, die meine Soldaten alle [fortgenommen und sich selbst angeeignet hatten]. 14 Und [ich machte] die widerspenstigen und
aufsässigen feindlichen Mannen, die sich meinem Joch nicht beugen wollten, [mit der Waffe nieder und pfählte sie].

15 In jener Zeit (begab sich folgendes): (In) Ninive, dem erhabenen Kultort, der von Istar geliebten Stadt, [in deren Mitte sämtliche
Riten der Götter und Göttinnen anzutreffen sind], 16 der ewigen Gmndung, dem uralten Fundament, dessen [Plan] von alters her in
Entsprechung mit [der Schrift des Sternenhimmels gezeichnet und dessen Gefüge erhaben ist], 17 dem kunstvoll gestalteten Ort, Sitz des
Geheimnisses, worin jedes erdenkliche Werk von Kunstfertigkeit, [sämtliche Kulte und das Verborgene des Lalgar zusammengetragen
sind], 18 hatten (zwar) von alters her fmhere Könige, meine Ahnen, vor mir [die Herrschaft über Assyrien ausgeübt, die Untertanen
des Enlil regiert] 19 [und] Jahr für Jahr ohne Unterbrechung nimmer endende Einkünfte (in Gestalt) des Tributs [der Könige der vier
Weltgegenden empfangen], 20 [(doch) hatte sich keiner] von ihnen des Palastes darin [angenommen], der heiligen Behausung, des
[herrschaftlichen] Wohnsitzes, [dessen Standort zu klein geworden war, noch (über ihn) in seinem Herzen Überlegungen angestellt],
21 [und keiner hatte seinen Sinn darauf gerichtet noch in seinem Gemüte erwogen], die (Haupt)straße der Stadt [zu begradigen] und
(ihre) Plätze zu erweitern, einen Kanal zu graben und [Obstgärten] zu pflanzen. 22 [Da kam] mir, Sanherib, dem König von Assyrien,
gemäß einem Befehl der Götter die Ausfühmng dieses Werks [in den Sinn und beschäftigte mein Gemüt].

23 [Ich hatte] Bewohner des Landes Kaldu, Aramäer und (Leute) aus den Ländern Mannäja, Que und [Kilikien, die sich meinem Joch
nicht unterwerfen wollten, deportiert. Ihnen legte ich Frondienst auf, und sie strichen Ziegel].

24 Ich schnitt Schilf[röhricht] ab, das imLande Kaldu (wächst), und [ließ] ihre üppigen Rohrpflanzen [von (einst) feindlichen Mannen,
die ich mit meiner Hand gefangengenommen hatte, herbeischleppen, um das ins Auge gefaßte Werk zu verwirklichen].

25 [(Was) den fmheren Palast (anbetrifft), dessen] Länge (lediglich) [30] nindanu und dessen Breite 10 nindanu betragen hatte, den

[frühere] Könige, [meine Ahnen, hatten herrichten lassen, ohne sein Werk kunstvoll zu gestalten], 26 und an dessen Seiten [seit ferner
Zeit] das Tebiltu-Flüßchen (zu nahe) herangekommen war, [so daß es die Unterspülung seines Fundaments verursacht und seine
Gründung gelockert hatte], 27 [diesen kleinen Palast (e-gal-tur-ra)] riß ich [in] Gänze nieder. [Ich meliorisierte den Lauf] des Tebilti
[undbegradigte seinenFluß]. 28 [IneinemgünstigenMonat,aneinemauspiziösenTag,fügteich] in seinemverborgenenunterirdischen
Schlammgmnd [auf einer Länge von 60 (nindanu) und einer Breite von 34 (nindanu) mächtiges Berggestein zusammen, ließ Feldland
aus dem Wasser emporwachsen und legte es trocken]. 29 Damit sein (des neuen Palastes) Fundament nicht [in künftigen Tagen durch
den Hochstand eines Hochwassers geschwächt wird, [umgab ich seinen Unterbau mit großen] Kalkstein(blöcken) [und stärkte seine
Gründung]. 30 [.] ... [.]

Rest weggebrochen

Bemerkungen:

VA 8985 gehört zu den zahlreichen Sanherib-Inschriften, die, obwohl in Assur gefunden, einen auf Ninive bezogenen Baubericht
aufweisen. Das Stück dupliziert den vermutlich 702 v. Chr. abgefaßten, auf mehreren Tonzylindern überlieferten frühesten Sanherib-
Text, auf den in der wissenschaftlichen Literatur öfters mit dem Kürzel First Camp(aign) verwiesen wird, weil sein Kriegsbericht
lediglich Sanheribs ersten Feldzug behandelt. Für Bearbeitungen von First Camp. siehe D. D. Luckenbill, The Annals ofSennacherib,
48-55, 94-98 und Verf., ISIMU 6, 129-64 (Z. 1-62). Der letztgenannte Beitrag enthält eine (Teil-)Edition nicht nur der Ninive-
Manuskripte des Textes, sondern auch von VA 8985, Z. l’-14’ sowie zweier weitenteils mit First Camp. übereinstimmender
Sanherib-Zylinder aus Tarbisu. Damber hinaus bietet er (ebenso wie Verf., Einleitung in die Sanherib-Inschriften, 42-45) weitere
bibliographische Angaben, Einzelbemerkungen, Kollationsergebnisse und Hinweise auf zusätzliche Duplikate, so daß hier auf
entsprechende Bemerkungen verzichtet werden kann. Zwei Punkte seien jedoch kurz angesprochen. Zunächst ist darauf hinzuweisen,
daß meine Übersetzung von First Camp., Z. 50 (// VA 8985, Z. 2’) in ISIMU 6,143 unvollständig ist. Und zweitens ist anzumerken,
daß die im Einklang mit den Wbb. stehende oben gebotene Übersetzung von Z. 29’ revisionsbedürftig sein könnte. A. R. George hat
in einem unpublizierten Vortrag, den er am 19.12.2000 in Heidelberg gehalten hat, für asurrü statt „Grundmauer" die Übersetzung
„Abflußrinne" vorgeschlagen, woraus sich für den fraglichen Passus ergibt, daß man vielleicht eher übersetzen sollte: „brachte ich
ringsumher (aus) großen Kalksteinblöcken (bestehende) Abflußrinnen für ihn an".
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften